Spuk unterm Riesenrad

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Autor: C.U. Wiesner
Genre: Kinder-Hörspiel

Beim Titel „Spuk unterm Riesenrad“ kriegen viele Mittdreißiger leuchtende Augen: In den 80ern ist die witzige Märchenserie der absolute Straßenfeger in der DDR. Jetzt gibt es die Original-Serie als Hörspiel, aufgepeppt mit dem gut aufgelegten Autor als Erzähler.

Die drei Berliner Gören Tammi, Umbo und WiesnerRiesenrad_VS.inddKeks (Achtung, Klischeefalle: Das sind Spitznamen und nicht etwa typische Ostnamen!) verbringen die großen Ferien bei Oma und Opa, die eine Geisterbahn auf einem Rummelplatz betreiben. Weil die Großeltern beschäftigt sind und die Brüder ein paar beschädigte Gespensterbahnfiguren reparieren, muss die kleine Keks eines Abends das Essen allein zubereiten. Doch sie wagt sich ausgerechnet an Griesbrei, was natürlich mächtig in die Hose geht. Wie Brüder nun mal so sind, würgen sie die angebrannte Pampe nicht etwa höflich herunter, sondern beginnen damit lieber eine zünftige Essensschlacht – mitten in der Geisterbahn. Es kommt, wie es kommen muss: Das klebrige Zeug fliegt wild durch die Gegend und landet auf der Hexe, dem Rumpelstilzchen und dem Riesen, die als elektronische Figuren die Besucher erschrecken. Der Großvater ist über diesen Vandalismus natürlich eher mäßig begeistert und verlangt eine umgehende Reinigung seiner mechanischen Angestellten. Doch weil das viel zu lange dauert, schmeißen die kleinen Racker jede Figur einfach in die Spree. Der Kontakt mit dem Wasser hat aber einen ungeahnten Effekt auf die Pappkameraden, denn plötzlich erwachen sie zum Leben und schwimmen unter den Augen der überraschten Kinder fröhlich an die andere Uferseite. Was für ein Schock! Die Kinder informieren sofort den Großvater und die Polizei, so dass es schon bald zu einer wilden Verfolgungsjagd vom Berliner Alexanderplatz bis zur Burg Falkenstein kommt. Als die Ausreißer schließlich ihr Ziel im Harz erreichen, haben sie durch ihre Kenntnis der mittelalterlichen Festung einen fast unschlagbaren Vorteil. Nur ein uralter Bannspruch, der irgendwo in den Tiefen des Gemäuers verborgen ist, kann jetzt noch helfen…

Hex and the City

„Spuk unterm Riesenrad“ ist ein modernes Märchen, das ausgelassen mit dem Kampf der Kulturen spielt. Wenn sich der Riese, die Hexe und Rumpi (auch der Spitzname) plötzlich in der Jetztzeit zurecht finden müssen, kommt es immer wieder zu äußerst skurrilen Vorkommnissen. So erhält die Hexe im Kaufhaus nicht etwa einen Besen, um damit zu flüchten, sondern kriegt von der Verkäuferin einen neumodischen Staubsauger aufgeschwatzt. Weil der aber mit Strom angetrieben werden muss, steckt die Hexe den Stecker kurzerhand in die Nase des äußerst jähzornigen Rumpi (siehe Cover). Solche witzigen Ideen und die Einbindung realer Schauplätze (die Gespensterbahn unterm Riesenrad gab es zum Beispiel wirklich) machen die siebenteilige Serie in der DDR zum Hit. Aber auch heute noch sind die Spuk-Abenteuer äußerst witzig und unterhaltend, so dass sie ab Mitte der 90er völlig zu Unrecht in den Archiven zu verstauben begannen. Einige Zuschauer von damals konnten die Serie dennoch nie vergessen.


Eineinhalb Jahre lang kämpft kaiRegisseur Kai Lüftner darum, seine liebste Kinderserie endlich als Hörspiel realisieren zu dürfen. Als er schließlich vom Autor C.U. Wiesner persönlich die Hörspielrechte übertragen bekommt, gibt endlich ein Verlag grünes Licht für ein „Filmhörspiel“. Dafür hat man die Original-Tonspur der Serie verwendet, so dass es ein erfreuliches Wiederhören mit den bekannten Stimmen aus den Kindertagen gibt. Wer jetzt befürchtet, dass sich das nach muffeliger Kassettenaufnahme aus der Mottenkiste anhört, kann beruhigt sein: Das Hörspiel klingt frisch wie der junge Morgen. Das gilt übrigens auch für C.U. Wiesner, den der Regisseur als Dankeschön für die Unterstützung mit ins Boot holte. Der inzwischen 78jährige gibt den Erzähler mit einer Vitalität, die geradezu ansteckend ist und die eh schon schwungvolle Geschichte noch einmal zusätzlichen Elan verleiht. Ein echtes Hörvergnügen, nicht nur für Ostalgiker!


Text: S. Werner

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