Dracula

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Mythos und Charakteristik des berühmtesten Vampirs aller Zeiten

„Willkommen hier in meinem Hause! Treten sie frei und freiwillig herein!“
(Graf Dracula)


Hintergrund

Lange Zeit gelten Vampire nicht als die eleganten Herrscher der Nacht, sondern werden vom einfachen Volk eher als dumme plumpe Blutsauger beschrieben. Das ändert sich erst, als der junge Dr. John Polidori eine von Lord Byron verfasste Kurzgeschichte ohne dessen Wissen überarbeitet. Die Geschichte entspringt jenen geselligen Nächten, in denen auch “Frankenstein“ zum ersten Mal erzählt wird und ist ursprünglich Byrons Beitrag zu den nächtlichen Schauerrunden.

The Vampyre

Heimlich schreibt jedoch Byrons Leibarzt Polidori die Geschichte fast völlig um und gibt ihr den Titel “The Vampyre“. In der 20-seitigen Erzählung wütet ein attraktiver adliger Vampir voller Charme und Intellekt durch die feine Londoner Gesellschaft. Die Vampirfigur des Lord Ruthven ist eine Parodie auf Lord Byron selbst. Im Jahr 1819 wird das Büchlein unauthorisiert im New Monthly Magazine veröffentlicht – und wird sofort zum Bestseller. Das Werk wird Lord Byron zugeschrieben und sein eigentlicher Urheber bleibt unerkannt. Als John William Polidori im August 1821 im Alter von 25 Jahren stirbt, stellt der Leichenbeschauer eine natürliche Todesursache fest. Das Gerücht, Polidori hätte sich aufgrund von Depressionen und Spielschulden selbst mit Blausäure vergiftet, hält sich jedoch bis heute.

Der Siegeszug des eleganten Vampirs ist nun nicht mehr aufzuhalten. In Frankreich entsteht ein zweibändiger Fortsetzungsroman (“Lord Ruthwen ou les Vampires“) und zahlreiche Theaterstücke folgen (u.a. von Alexandre Dumas). Im erfolgreichen Vampir-Fortsetzungsroman “Varney, the Vampire or The Feast of Blood“, sind bereits viele Elemente enthalten, die später bei “Dracula“ wieder auftauchen.

Inspiration im Traum

Den Auslöser für den “Dracula“-Roman markiert ein Traum, den Bram Stoker am 7. März 1890 geträumt haben soll. Junge Frauen wollen ihn darin auf den Hals küssen. Er leidet Todesängste, bis ein alter Graf wütend dazwischen geht. „Dieser Mann gehört mir!“ Er beginnt, sich Aufzeichnungen zu machen, sammelt in seinem Sommerurlaub auf Whitby erste Notizen über Schiffsunglücke und Folklore. In der Bibliothek macht er sich Notizen über den walachischen Beinamen Dracula und die Feldzüge des Woiwoden Vlad Tepes gegen die Türken.

Stoker sammelt Inspirationen und Geschichten für eine Horrorgeschichte, weiß sie aber noch nicht zusammenzubringen. Als Assistent und Manager des berühmten Shakespeare-Mimen Henry Irving findet Stoker nur kurze Pausen, um an seinen Notizen zu arbeiten. Während seiner  Sommerurlaube in Whitby, an der Nordostküste Schottlands, lässt er sich von dem noch bewohnten Slains Castle inspirieren. Es wird die Vorlage für das Schloss Dracula. Weiter in den Osten dringt er nicht vor. Entsprechend frei geht er mit der Darstellung Rumäniens und der Vorlage des historischen Vlad Draculas um.

Lebendige Leichen?

Während Schreiber Stoker an der Lucy-Passage arbeitet, hört er eine Geschichte über seinen ehemaligen Nachbarn, den Maler und Dichter Dante Gabriel Rossetti. Dieser lässt siebeneinhalb Jahre nach dem Tod seiner Frau den Sarg öffnen, um ein beigefügtes Buch mit Liebesgedichten zu entnehmen und es zu veröffentlichen. Zu seinem Erstaunen stellt er dabei fest, dass der Leichnam noch gut erhalten, das Gesicht schön und die Haare voll und golden sind. Viele Berichte über gut erhaltene, geradezu frisch und lebendig aussehende Leichen nähren jahrzehntelang Gerüchte im einfachen Volk und den Glauben an die Wiedergänger. Zu dieser Zeit wird die Bevölkerung von Epidemien und Tuberkulose hinweggerafft. Beim Öffnen der Gräber vermeintlicher Wiedergänger infizieren sich tapfere Bürger auf Vampirjagd immer weiter mit den langlebigen und hoch ansteckenden Tuberkulosebakterien.

Man sah ausgezehrte Verstorbene plötzlich fett und wohlgenährt in ihren Gräbern liegen. Was der einfache Mann nicht wusste: Wegen der Zersetzung des Körpers durch Fäulnisbakterien bläht sich der Körper auf. Die Oberhaut löst sich durch von Gasen ausgepresste Flüssigkeit vom Körper ab. Die Lederhaut wird sichtbar und wirkt frisch und neu – der Leichnam scheint  lebendig. Verwesungsprozesse im Inneren erzeugen so genannte schmatzende Geräusche. Während der Fäulnis tritt Flüssigkeit über den Mund aus den Atemwegen heraus, die wie frisches Blut erscheint.

Die Erdbestattung mit ihrer fehlenden Sauerstoffzufuhr sorgt dafür, dass der Leichnam acht Mal langsamer verwest, als an der Oberfläche. In Verbindung mit ausreichend Feuchtigkeit können die Körperfette zu Wachs erstarren und den toten Körper dauerhaft konservieren. In Amerika wurde 1892 – fünf Jahre vor dem Erscheinen von Dracula – der letzte “Vampir“ exhumiert.


Die Story

Der Maklerangestellte Jonathan Harker besucht den rumänischen Grafen Dracula, um mit ihm über Immobiliengeschäfte in London zu verhandeln. Bald schon merkt er, dass es auf dem Schloss des Grafen nicht mit rechten Dingen zugeht. Dracula hält Harker fortan im Schloss gefangen und begibt sich an dessen Stelle nach London. Dort zieht er die schöne Lucy in seinen Bann und macht sie zu einer der seinen. Auch der herbei eilende Dr. Van Helsing kann sie nicht mehr retten. Gemeinsam mit Lucys Freunden nimmt der Arzt den Kampf gegen den Grafen auf, der sich nun Mina, der Verlobten von Harker, zuwendet.

Dracula ist da

Die Entscheidung für den endgültigen Titel “Dracula“ fällt erst in letzter Minute. Zur Auswahl stehen ebenfalls die Titel “Der Untote“, “Der untote Untote“ oder “Count Wampyr“. Im Juni 1897 erscheint schließlich die Erstauflage von Dracula mit 3000 Exemplaren. Zu Stokers Lebzeiten folgen noch acht weitere englische Ausgaben, auch wenn das Buch kein nennenswerter kommerzieller Erfolg wird. Selbst nach Strokers Tod kann seine Frau Florence Balcombe nicht vom mittlerweile großen Erfolg des Werkes profitieren. Sie versucht 1922 vergeblich, ihre Rechte an der ersten Verfilmung des Romans („Nosferatu – Symphonie des Grauens“) geltend zu machen.


Erscheinung

Bei seinem ersten Erscheinen beschreibt Jonathan Harker Dracula als „ganz in Schwarz gekleideten, großen alten Mann mit einem langen weißen Schnurrbart“. Mina schreibt später von harten, grausamen aber zugleich sinnlichen Gesichtszügen, sowie auffallend roten Lippen im Kontrast zu strahlend weißen Zähnen. Noch spricht niemand von schwarzen Umhängen mit aufgestelltem Kragen und rotem Innenfutter.
Später notiert Mina, dass offensichtlich ein paar Naturgesetze für den Grafen nicht gelten. So wirft er keinen Schatten, besitzt kein Spiegelbild und kann Räumlichkeiten nur nach ausdrücklicher Einladung durch einen Bewohner betreten. Dafür hat die Kräfte, sich in einen Wolf oder eine Fledermaus zu verwandeln, kann Nebel materialisieren und sich so klein machen, dass keine verschlossene Tür ihn aufhält. Am Tage jedoch ist er machtlos. Außerdem kann er fließendes Wasser nur bei eintretender Ebbe und Flut passieren. Bei der Konfrontation mit Knoblauch oder geheiligten Dingen verliert er seine Macht. Ein Zweig wilder Rosen auf seinen Sarg gelegt, hindert ihn am Herauskommen. Und wenn man dann noch mit einer geweihten Kugel in den Sarg schießt, ist man ihn endgültig los.


Verfilmungen

Es existieren zahlreiche mehr und weniger gelungene Verfilmungen zum Thema Dracula. Eine der originalgetreuesten ist “Nosferatu – Symphonie des Grauens“ aus dem Jahr 1922. Zwar verändert man, um das Copyright zu umgehen, den Namen des Grafen und verlegt die Handlung von London nach Bremen, trotzdem bewegt sich diese Umsetzung sehr nah an der Roman-Vorlage. Die erste Verfilmung unter dem Namen “Dracula“ (mit dem legendären Bela Lugosi in der Hauptrolle) stammt aus dem Jahre 1933. Es folgen zahlreiche Crossover-Filme, wie “The House of Frankenstein“ (1944) oder “Abott & Costello meet Frankenstein“ (1948). Aber erst die farbkräftigen Verfilmungen der legendären Hammer Studios, wie  “Horror of Dracula“ (1958) oder “Dracula – Prince of Darkness“  bzw. “Blut für Dracula“ (Werbung: „Story? Was noch keiner sah! Thema? Blut für Dracula Mit Horror! Schock mit Sex hoch drei! Sorry, erst ab 16 frei!“) von 1965 mit Christopher Lee als Dracula setzen neue Maßstäbe. Die letzte prägende Verfilmung ist die eng an das Original angelehnte von Francis Ford Coppola. Gary Oldman spielt darin einen besonders feingeistigen, melancholischen Dracula. Diese Verfilmung von 1992 rückt wieder mehr den sinnlich-erotischen Kontext der Draculageschichte in den Vordergrund.


Verkleidung

Das klassische Dracula-Outfit hat Stil. Abendgarderobe ist angesagt. Zur allergrößten Not ein Regencape mit albern aufgestellten Kragen und leuchtend roter Innenfarbe. Aber würde sich ein jahrhundertealtes, ehrwürdiges rumänisches Adelsgeschlecht mit Hang zu exzentrischer Ernährung so kleiden? Vermutlich ja. Dank Filmen wie der neuen Dracula-Version von Coppola und Anne Rice’s Zyklus um das “Interview mit einem Vampir“, bist Du aber auch in eleganter Abendgarderobe passend gekleidet. Allerdings sind dann Accessoires, wie Zylinder und Sonnenbrille Pflicht.

Nosferatu Kostüm

Vampir Kostüm

Vampirfürst Maske aus Latex

Darüber hinaus lautet Regel Nummer eins: Achte auf Deine Zähne. Vampirgrafen, deren schlecht sitzendes Gebiss ständig in der Bowle landet, wirken schnell wenig Furcht einflößend. Ein ausgeprägter Sprachfehler auf Grund eines überdimensionalen Plastikgebisses vermindert ebenso deutlich die Chance, am Hals ihres bezaubernden Gegenübers zu saugen.

Sonst heißt die Devise: Benimm Dich! Du entstammst einem uralten, rumänischen Adelsgeschlecht und nicht der Gummibärenbande. Leiste Dir leichte exzentrische Ticks, wie ein zuckendes linkes Auge oder eine seltsame Handbewegung, aber tanze keinen Twist! Versuche,  mit Akzent zu sprechen. Wenn das mehr nach Exilrussisch als Rumänisch klingt, ist das auch okay. Im Regelfall merkt das eh keiner. Und Klugscheißer werden normalerweise sowieso nicht zu Partys eingeladen.

Natürlich musst Du Dich nicht an den eleganten Dresscode halten. Du kannst auch einen pubertierenden Vampir von der Straße spielen, wie er aus dem Film “Near Dark“ bekannt ist. Aber sei darauf gefasst, falls Du sabbernd und lallend über die Anwesenden herfällst, ganz flugs von der Party entfernt zu werden. Und wenn Frankensteins Monster dann noch den Rausschmeißer mimt, gibt das ein lustiges Bild ab. Nur nicht für Dich.

Ach und denke daran: Vampire essen nicht! Na dann, eine gute Nacht!


Weitere und ausführliche Informationen rund, um die Kleidung des Vampirs, sein Wesen und seine zahlreichen Veränderungen, findest Du hier.
www.maskworld.com/german/news/vampirkostuem

Und eine große Auswahl an Vampirkostümen und Accessoires findest Du hier:
www.maskworld.com


Text: A. Hartung

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