Gibt es den Weihnachtsmann? – Fragen Sie Dr. Kürbis!

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Die Frage:

Lieber Kürbiskönig!

Du musst es doch wissen: Gibt es den Weihnachtsmann? Natürlich gibt es ihn nicht. Das weiß doch jedes Kind. Andererseits: Dich gibt es ja auch. Ich kann Dir hier schreiben und so… Also gibt es ihn vielleicht doch. Gibt es den Weihnachtsmann?

Vielen Dank für die Antwort

Deine Sabine W.


Die Antwort:

Ja Sabine,

da bist Du nicht die Einzige und auch nicht die Erste, die sich diese Frage stellt. Ich erinnere mich z.B. noch sehr gut an das Jahr 1897, ich hatte gerade etwas mit einer äußerst aparten Gargoyle-Dame aus Paris angefangen, als sich die amerikanische Tageszeitung New York Sun (1833-1950) bereits mit diesem Problem auseinandersetzte.

Der Geschichte nach stellte die durch ihre Freunde ins Zweifeln gekommene achtjährige Virginia ihrem Vater die gleiche Frage. „Gibt es einen Weihnachtsmann?“ Da Väter aber, wie sie nun mal so sind, auf derlei Fragen („Wo kommen die Babys her?“, „Wieso hat dieser Mann nur ein Bein? Und „Wieso liegt die Mutti tot in der Küche?“) meist nur ausweichend reagieren, riet Virginias Vater seiner Tochter, doch einmal die New York Sun zu fragen, denn diese würde bestimmt nicht lügen. Die daraufhin vom ehemaligen Kriegskorrespondenten Francis P. Church geschriebene Antwort erschien am 21. September und ist mittlerweile fester Bestandteil der amerikanischen Weihnachtsfolklore – sie wird bis auf den heutigen Tag von zahlreichen Zeitungen um die Weihnachtszeit nachgedruckt.

Die von Francis P. Church geschriebene Antwort lautet wie folgt:

„Virginia, deine kleinen Freunde haben unrecht. Sie sind beeinflusst von der Skepsis eines skeptischen Zeitalters. Sie glauben an nichts, das sie nicht sehen. Sie glauben, dass nichts sein kann, was ihr kleiner Verstand nicht fassen kann. Der Verstand, Virginia, sei er nun von Erwachsenen oder Kindern, ist immer klein. In diesem unseren großen Universum ist der Mensch vom Intellekt her ein bloßes Insekt, eine Ameise, verglichen mit der grenzenlosen Welt über ihm, gemessen an der Intelligenz, die zum Begreifen der Gesamtheit von Wahrheit und Wissen fähig ist.

Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Er existiert so zweifellos wie Liebe und Großzügigkeit und Zuneigung bestehen, und du weißt, dass sie reichlich vorhanden sind und deinem Leben seine höchste Schönheit und Freude geben. O weh! Wie öde wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe. Sie wäre so öde, als wenn es dort keine Virginias gäbe. Es gäbe dann keinen kindlichen Glauben, keine Poesie, keine Romantik, die diese Existenz erträglich machen. Wir hätten keine Freude außer durch die Sinne und den Anblick. Das ewige Licht, mit dem die Kindheit die Welt erfüllt, wäre ausgelöscht.

Nicht an den Weihnachtsmann glauben! Du könntest ebenso gut nicht an Elfen glauben! Du könntest deinen Papa veranlassen, Menschen anzustellen, die am Weihnachtsabend auf alle Kamine aufpassen, um den Weihnachtsmann zu fangen; aber selbst wenn sie den Weihnachtsmann nicht herunterkommen sähen, was würde das beweisen? Niemand sieht den Weihnachtsmann, aber das ist kein Zeichen dafür, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Die wirklichsten Dinge in der Welt sind jene, die weder Kinder noch Erwachsene sehen können. Sahst du jemals Elfen auf dem Rasen tanzen? Selbstverständlich nicht, aber das ist kein Beweis dafür, dass sie nicht dort sind. Niemand kann die ungesehenen und unsichtbaren Wunder der Welt begreifen oder sie sich vorstellen.

Du kannst die Babyrassel auseinanderreißen und nachsehen, was darin die Geräusche erzeugt; aber die unsichtbare Welt ist von einem Schleier bedeckt, den nicht der stärkste Mann, noch nicht einmal die gemeinsame Stärke aller stärksten Männer aller Zeiten, auseinanderreißen könnte. Nur Glaube, Phantasie, Poesie, Liebe, Romantik können diesen Vorhang beiseiteschieben und die übernatürliche Schönheit und den Glanz dahinter betrachten und beschreiben. Ist das alles wahr? Ach, Virginia, in der ganzen Welt ist nichts sonst wahrer und beständiger.

Kein Weihnachtsmann! Gott sei Dank lebt er, und er lebt auf ewig. Noch in tausend Jahren, Virginia, nein, noch in zehnmal zehntausend Jahren wird er fortfahren, das Herz der Kindheit zu erfreuen.“

Nun ja. Ich kann bestätigen, dass es den Weihnachtsmann gibt und er ist wohlauf. Erst vorgestern saßen wir noch mit der Frühlingsfee zusammen und haben bis in den frühen Morgen Domino gespielt. Er hat mir die ganze Küche vollgekrümelt und schuldet mir noch 50 €uro. Und noch 75 €uro vom Jahr davor! Das muss mal gesagt werden… Immer schön „Ho Ho Ho“ und einen auf großzügig machen, aber nicht seine Spielschulden bezahlen!!

Übrigens irrt Church an einer anderen Stelle. Elfen gibt es nämlich tatsächlich nicht. Zumindest nicht mehr. Die letzten Exemplare haben wir nämlich am besagten Spieleabend knusprig frittiert mit Avocado-Dip als Knabberzeug verzehrt.

Dein Dr. Kürbis

(Die Übersetzung des Textes von Francis P. Church ist Wikipedia entnommen.)


Du hast auch ein Frage an Dr. Kürbis? Dann schreibe eine Mail an: frage@halloween.de


 

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