Vampire Boy

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Autor: Carlos Trillo
Zeichner: Eduardo Risso


Als Sohn des Pharao hat man, im Gegensatz zu einem nicht bezahlten Pyramidenbauer, eigentlich ein sorgenfreies und recht bequemes Leben. Gut, da ist die giftige Lieblingsfrau des Pharao, die nebenbei ein Verhältnis mit dem Chef der Leibwache hat. Aber das lässt sich mit einigen gezielten Tipps an den Vater zur Zufriedenheit aller Beteiligten (abgesehen von den Turteltäubchen) regeln. Ausgerechnet in diesem Augenblick des Triumphes vernichtet eine mysteriöse Naturerscheinung den gesamten Hofstaat – welch‘ ein hässlicher Zufall!

Kampf durch die Ewigkeit

Doch der (namenlose) Sohn des Pharao überlebt. Eine weitere Überlebende ist Ahmasi, die Hohenpriesterin der Schlange. Das wäre ja noch zu verkraften, wenn diese dreiste Dirne nicht auch noch eben jene ehemalige Lieblingsfrau des verstorbenen Pharao wäre. So versucht die nach Rache sinnende Ahmasi, den Jungen mit einem Speer zu zerkleinern – jedoch ohne Erfolg. Beide stellen ziemlich schnell fest, dass sie von nun an anscheinend unsterblich sind, denn die Sonne heilt all ihre Wunden. Nur des Nachts befällt sie ein unstillbarer Hunger nach Blut. Verbunden durch ihren gegenseitigen und grenzenlosen Hass morden sie sich fortan gegenseitig durch die Weltgeschichte und hinterlassen ihre Spuren in der Historie. Ratet mal, wen Merlin unter seinen Rock gelassen hat, um an ein Geheimnis gegen die Unsterblichkeit (natürlich für den namenlosen Jungen) zu kommen?

Ziemlich ungewöhnliche Vampire, die sich „Vampire Boy“-Texter Carlos Trillo da ausgedacht hat. Sie können essen und trinken, die Sonne macht ihnen nichts aus und auch die Freuden der sexuellen Vergnügungen bleiben ihnen nicht verwehrt. Das gilt natürlich nicht ganz so für den namenlosen Jungen, der seit 5000 Jahren nicht altert und permanent kurz vor der Geschlechtsreife steht. Und während Ahmasi (Ihre Theorie: „Wenn ich die Einzige meiner Art bin, muss ich Gott sein.“) mit vollem Körpereinsatz unverdrossen ihren Vernichtungsfeldzug gegen den Jungen fortsetzt, so ist dieser über die Jahrtausende zunehmend müde geworden.


Gestorben wird immer

„Vampire Boy“ ist eine wilde und blutige Verfolgungsjagd, bei der sich einander nichts geschenkt wird. An sympathische Nebenfiguren, sollte man sich als Leser, besser nicht gewöhnen. Es wird viel gestorben bis es zum endgültigen Showdown, im London der heutigen Zeit kommt. „Vampire Boy“ ist intelligente (wenn auch nicht tiefgründige) und mitreißende Unterhaltung, voller Melancholie, Action und Erotik – immerhin ist Ahmasi auf dem Höhepunkt ihrer sexuellen Ausstrahlung zum Vampir mutiert und nutzt das auch gnadenlos aus. Sagen wir, sie muss nie lange auf ein Flugticket sparen… Die eleganten, schwarzweißen Zeichnungen von „100 Bullets“-Zeichner Eduardo Risso stellen eine gelungene Mischung aus Frank Miller, Tank Girl und Jacques Tardi dar, die „Vampire Boy“ zu einem echten ästhetischen Highlight machen: Sin City meets Blade. Auch wenn es der Story manchmal ein wenig an Rafinesse fehlt.

Die Geschichte des namenlosen Vampir-Jungen ist in drei Bänden, in einer Hardcover-Ausgabe, bei Cross Cult erschienen.


Link:

www.cross-cult.de


Text: Andreas Hartung

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