Die Nacht der reitenden Leichen

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    (Aka: La Noche del Terror Ciego, Tombs of the Blind Dead, The Night of the Blind Terror)

    1971 | 90min | FSK Keine Jugendfreigabe

    Gar grausig treiben es die alten Templer auf ihrer Ordensburg. Anstatt sich im Gebet zu vertiefen und sich um die Befreiung Jerusalems zu kümmern, wie es sich für gute Christenritter gehört, ergehen sich die Ordensbrüder in unheiligen Ritualen und führen sich auf, wie der Gottseibeiuns persönlich.

    filme-die-reitenden-leichen-2008-10-15-003Jungfrauen werden entführt, ihrer Kleider entledigt, grausam gequält und anschließend wird auch noch ihr Blut getrunken. Das kann ja nicht lange gut gehen. Schon bald steht ein tapferer bewaffneter Mob vor der Ordensritterburg und macht den wenig tugendhaften Treiben ein grausames Ende, indem es die Templer zeitgemäß auf dem Scheiterhaufen entsorgt.

    Doch so einfach ist den unfrommen Rittern nicht bei zu kommen. So erheben sie sich bis zum heutigen Tage, Nacht für Nacht aus ihren Gräbern und Gruften (welche die lynchenden Dorfbewohner freundlicherweise für die verhassten Ritter angelegt haben), um auf ihre Pferde zu steigen (die anscheinend direkt neben den Rittern oder mit ihnen begraben wurden) und durch die Gegend zu reiten. So sind sie wieder auf der Suche nach unvorsichtigen jungen Frauen, die halbnackig in der alten Ordensburg übernachten und denen sie alsbald das Blut aussaugen.

    Zornige Zeitlupen-Zombies

    Mehrere Elemente machen die spanisch/portugiesische „Reitenden Leichen“-Tetralogie einzigartig und zu einem Filmerlebnis der besonderen Art. Da sind zum Ersten die “Haupthelden“, welche anmuten, als wären sie auf einer insolventen Rummel-Geisterbahn gecastet worden. Die Leichen sehen aus wie verstaubte Knochengerippe mit Kapuzenumhängen, rein äußerlich in einem attraktiven Graubraun gehalten. Zum Zweiten: die toten Ordensritter bewegen sich in Zeitlupe! Sie reiten auch in Zeitlupe. Selbstverständlich holen sie trotzdem (fast) alle ihre Opfer ein. Das liegt auch daran, dass diese es oft vorziehen, sich schreiend in eine Ecke zu stellen, anstatt die alten Staubritter einfach umzutreten und gemütlich davonzuschlendern. Beim Tempo der untoten Templer könnten sich viele der jungen Damen vorher sogar noch etwas anziehen. Tun sie aber nicht. Zumal die Ritter, wie der englische Titel schon besagt, blind sind und sie ihre Opfer nur hören können. Drittes Highlight der “Reitenden Leichen“-Filme ist der Soundtrack, welcher aus einem amtlichen okkulten Chor besteht, wie ihn sonst nur die Italiener derart atmosphärisch zaubern können.

    Nun ist es recht einfach, sich über die “Die Nacht der reitenden Leichen“ lustig zu machen. Der erste Teil nervt beispielsweise mit einigen, sinnfreien Dialogen, die den Fluss des Filmes doch arg stören. Teilweise werden die Opfer völlig sinnlos zu Zombies mit Vampir-Ambitionen. Aber nicht alle. Sprich, ein schöner verquarkter Murks, wie ihn sich selbst Meister Fulci nicht sinnloser hätte erdenken können. Entspannt man sich aber und legt das Bedürfnis ab, immer krampfhaft über alles ironisch ablästern zu müssen, entsteht sogar eine gruselige Atmosphäre. Der Trick mit der Zeitlupe, nur unterlegt von den Hufgeräuschen der untoten Pferde, erweist sich (wenn man es zulässt) als äußerst wirkungsvoll und bedrohlich. Wahrscheinlich ist es hilfreich, den Film ein wenig mit kindlichem Gemüt zu betrachten, anstatt lässig den Bodycount runter runterzuzählen, um seine Kumpels zu beeindrucken. Natürlich kann man die Filme (insbesondere 2-4) auch einfach als Partyspaß schauen und ordentlich ablachen.

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    Vier Filme für ein Halleluja

    “Höhepunkt“ der Reihe ist sicherlich der dritte Teil: Das Geisterschiff der schwimmenden (!) Leichen. Herzlichen Glückwunsch! Bei der Geburt dieser Idee, wäre ich gern dabei gewesen. Auf die Fortsetzungen: “Der Heißluftballon der fliegenden Leichen“, “Die Eisenbahn der reisenden Leichen“, “Die fliegenden Leichen fliegen zum Mond“ und “Die reitenden Leichen hauen den Lukas“ warten wir leider bis heute vergebens.

    Dennoch ist die von Amando de Ossario “Reitende Leichen“-Reihe eine der absonderlichsten und charmantesten Filmreihen des Horrorfilms. Eigentlich schade, dass solch ein kruder naiver Mix aus ernst gemeintem liebevollen Trash, Horror, Geisterbahn und einem Hauch von Gore heute nicht mehr möglich ist. Aufgrund seiner mitunter doch recht expliziten Szenen, existieren vom ersten Teil diverse geschnittene Versionen, teilweise fehlen bis zu 14 Minuten. Dabei fallen nicht nur Blut und Sex der Schere zum Opfer, auch die “Handlung“ ist gestrafft.

    1971: Die Nacht der reitenden Leichen (La noche del terror ciego)
    1973: Die Rückkehr der reitenden Leichen (El ataque de los muertos sin ojos)
    1974: Das Geisterschiff der schwimmenden Leichen (El buque maldito)
    1975: Das Blutgericht der reitenden Leichen (La noche de las gaviotas)

    Trailer:
    Trailer: „Die Rückkehr der reitenden Leichen“

    Trailer: „Das Blutgericht der reitenden Leichen“

    Text: Andreas Hartung

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    2 Kommentare

    1. Ich sah die beiden ersten Teile mal im Fernsehen
      Mich interessiert, wie genau die Masken der Tempelritter und der Pferde gemacht wurden
      Auch wie die Dreharbeiten so waren

    2. Hallo. Auch ich besitze alle vier reitenden leichen Filme auf DVD und suche schon wie ein wahnsinniger nach der Filmmusik davon !
      Meine websuche blieb stets ohne Erfolg und da dachte ich mir hier bei euch mal danach zu fragen, ob jemand helfen kann wie ich an die Soundtracks komme, sofern es überhaupt welche gibt ?
      Vielen Dank für eure Hilfe.

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