Schatten der Wahrheit

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(What Lies Beneath)

2000 I 124 min I FSK 16

schatten_der_wahrheit_posterAls Regisseur Robert Zemeckis im Jahr 2000 den Film „Cast Away“ über einen Mann und seinen Volleyball dreht, muss er eine Zwangspause einlegen, damit Hauptdarsteller Tom Hanks Gewicht verlieren und Haare zulegen kann. Um in Form zu bleiben, überbrückt Zemeckis diese Pause mit „Schatten der Wahrheit“. Das ist ein kleiner Film für den Blockbuster-Regisseur, doch ein großer Gewinn für das Grusel-Genre.

Claire Spencer und ihr Mann Norman leben in einem ruhigen Haus am See. Weil ihre einzige Tochter gerade aufs College gegangen ist und ihr Ehemann den ganzen Tag im Labor zubringt, langweilt sich Claire ein bisschen und beobachtet deshalb das Ehepaar von nebenan, das gerade eingezogen ist. Als sie ihre Nachbarin verzweifelt weinen sieht und deren Ehemann kurz darauf ein ziemlich merkwürdiges Paket in seinen Kofferraum packt, beschleicht Claire die Angst, nebenan könnte ein Mord passiert sein. Dann geschehen plötzlich ein paar äußerst seltsame Dinge in ihrem Haus, so dass sich Claire bald sicher ist: Ihre Nachbarin ist tot und spukt jetzt als Geist durch ihre Immobilie. So stellt sie ein paar Nachforschungen an, ohne zu ahnen, dass Neugier manchmal der Katze Tod bedeutet…

Huldigung mit Geist

Regisseur Zemeckis legt seine kleine Filmperle als wunderbar altmodische Hommage an alte Hitchcock-Klassiker an. Fans werden sofort die netten Anspielungen auf „Das Fenster zum Hof„, „Vertigo“ oder „Psycho“ erkennen. Aber auch ohne die Kenntnis über diese Vorlagen besticht der Film durch seine angenehm klassische Atmosphäre: Gardinen wehen im Wind, Kerzen flackern, Nebel wabert und es gibt quälend langsame Fahrten auf Türknäufe. Kamera und Licht sind dabei erstklassig komponiert und verblüffen hin und wieder mit ausgefallenen Spielereien: So fährt die Kamera zum Beispiel durch den Fußboden hindurch und filmt das Geschehen plötzlich wie durch einen Glasboden. Ein Kniff, der auch von Hitchcock stammt, aber mit ausgeklügelten Effekten aufgepeppt wird. Dabei geraten diese Regieeinfälle aber nie zur reinen Muskelschau eines unterforderten Filmemachers, sondern unterstreichen hervorragend das Geschehen.

Was darunter liegt

what-lies-beneath haus

Auch die Erzählart ist so durchdacht wie von Meister Hitchcock selbst: Es gibt falsche Fährten, essentielle Hinweise werden ganz beiläufig erwähnt und die Hintergrundgeschichte der Charaktere puzzelt sich ganz langsam bis zum Schluss zusammen. So liegt unter der offensichtlichen Handlung noch eine weitere Ebene, die den Film angenehm über den üblichen Geisterspuk hebt. Wobei die Grusel-Elemente dabei immer im Vordergrund stehen. Es gibt ein paar wirklich gute Schockmomente, auf die man nicht vorbereitet ist. Und auch wenn der Film nach einer Stunde ein wenig süßlich zu werden scheint, es ist alles nur Fassade, das Finale ist nervenzerfetzend spannend und blutig. Ebenso sollte sich niemand davon abschrecken lassen, dass die Hauptrollen mit Harrison Ford und Michelle Pfeiffer besetzt sind. Beide machen ihre Sache exzellent und niemand von ihnen schont sich.

Wer einfach Lust auf einen kleinen Film mit einem Haus, einer Handvoll Darsteller, einem Haufen guter Schockmomente und ganz dicker Atmosphäre hat, der wird mit „Schatten der Wahrheit“ hervorragend bedient. Bleibt zu hoffen, das Robert Zemeckis noch öfter solche Zwangspausen einlegen muss. Gruselfans würden es ihm danken.

Trailer (nur englisch und die Hälfte wird darin auch noch verraten!)


Text: S. Werner

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