Die Munsters

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(The Munsters)
US-Amerikanische TV-Serie | 1964 – 1966 | ca. 25 Min. je Folge | FSK 0


Die Munsters sind eine ganz normale amerikanische Durchschnittsfamilie. Sogar so durchschnittlich, dass eine Illustrierte sie unter tausenden von Kandidaten als typischen Vertreter auswählte und einen Artikel über sie veröffentlichte. Inklusive Familienfoto auf der Titelseite. Aber… Herman Munster (2,7 m großes Familienoberhaupt der Munsters) stutzt… Wieso steht da als Bildunterschrift: „Die amerikanische Durchschnittsfamilie feiert Halloween“?


Halloween? Wieso Halloween? Wäre Herman Munster etwas weniger naiv, als er ist, würden ihm schnell noch einige Sachen mehr seltsam vorkommen. Zum Beispiel, dass sich jeder Strand, jeder Baseballplatz schlagartig und überstürzt leert, sobald die Munsters auftauchen. Denn die Munsters sind alles andere als eine ganz normale Familie. Herman ist nicht nur 2,7 m groß, sondern auch über 150 Jahre alt, hat grüne Haut, zwei Elektrodenschrauben im Hals und sein Körper wurde aus Leichenteilen zusammengebaut (nur allererste Qualität versteht sich… bis auf das Gehirn vielleicht). Mit anderen Worten, bei Herman Munster handelt es sich um nichts geringeres als Frankensteins Monster. Und der Rest der Familie steht dem nur wenig nach. Opa ist ganz offensichtlich ein Vampir, der Junge Eddy hat ein akutes Werwolfproblem und Mutter Lily fühlt sich nur in langen schwarzen Gewändern wohl. Als Haustier halten sie sich einen feuerspeienden Drachen unter der Treppe und in der Kuckucksuhr wohnt Edgar Allen Poes Rabe. Nur die Nichte Marylin ist, mit ihren blonden Haaren, der rosigen Hautfarbe und den gleichmäßigen Gesichtszügen, etwas aus der Art geschlagen, was alle Mitglieder der Familie etwas peinlich berührt. Aber sie tun ihr bestes, um die arme Marylin zu trösten, wenn wieder einmal einer ihrer Verehrer schreiend das Weite gesucht hat, nachdem er sie nach Hause brachte. Es kann halt nicht jeder so gut aussehen, wie der Rest der Familie, trösten sie sie und sagen „Eines Tages wirst Du jemanden finden, dem das Aussehen nicht so wichtig ist.“




Seltsam schräge Spießer

Vor einigen Jahrzehnten haben die Munsters ihre transsylvanische Heimat verlassen und sind in einer Reihenhaussiedlung in die neue Welt gezogen. Mehrere Jahre haben sie gebraucht, um in ihrem Garten das Unkraut zu züchten und das Haus in den ansehnlichen Zustand zu versetzen in dem es nun ist (alle anderen würden sagen: abrissreif). Über ihrem Haus blitzt und donnert es immer.

Die Munsters empfinden sich als vollkommen normal. Sie sind liebenswerte kleinbürgerliche Spießer, die wollen, dass die Nachbarn nichts schlechtes von ihnen denken und glauben, jeder würde Staub auf die Möbel blasen, wenn sich Besuch angekündigt hat. Ihre größte Sorge ist, dass die Nachbarn sie für Snobs halten könnten. Die Reaktionen der Umwelt auf sie bekommen sie nicht mit oder interpretieren sie falsch.

Monster für die ganze Familie

Die amerikanische Fernsehserie “The Munsters“ umfasst 70 Episoden in zwei Staffeln, die von 1964 – 1966 ausgestrahlt werden. Einige Jahre zuvor erfahren die klassischen Universal-Monster eine unerwartete Renaissance und erneuten Popularitätsschub, als Universal die Rechte der Filme an das Fernsehen verkauft, welche diese nun regelmäßig ausstrahlen und so einem neuen und jüngerem Publikum zugänglich machen.

Im Laufe der Jahre und der ewigen Wiederholungen büßen die alten Monster bald einiges von ihren ursprünglichen Schrecken ein und werden stattdessen zu beliebten Merchandise-Artikeln und Freunden der Familie. Das bringt das ABC-Network auf die Idee, aus der beliebten Cartoon-Serie des Zeichners Charles Addams “The Addams Family“ eine TV-Serie entwickeln zu lassen. Die Figuren dieser Familie beruhen ganz offensichtlich zu großen Teilen auf den klassischen Universal-Monstern, was das Universal TV-Network aufhorchen lässt. Schnell geben sie ebenfalls eine TV-Serie, aber mit den Original-Monstern (an denen sie die Rechte haben), für CBS in Auftrag .


Ob es sich dabei um eine Realverfilmung oder eine Zeichentrickserie handeln würde, darüber gehen die Meinungen am Anfang stark auseinander. Erst nachdem ein 16-minütiger Piltofilm produziert wurde, war klar, dass das Konzept einer Monsterfamilie, welche in der amerikanischen Vorstadt lebt, als Realverfilmung hervorragend funktioniert. Aus Kostengründen beschließt man jedoch, die Serie in Schwarz/Weiß zu drehen. Auch wird das ursprüngliche Konzept noch etwas abgemildert und familienfreundlicher gestaltet. So weicht die wilde, animalische Darstellung des Sohnes Eddie Munster aus der Pilotfolge (dargestellt durch den psychomäßig rüberkommenden Happy Derman), einer recht braven Version, verkörpert von Butch Patrick. Dieser sagt später über seinen Vorgänger, dass Happy Derman „der fieseste kleine Junge“ war „den er je gesehen hätte“.

Die Serie “The Munsters“ startet in der selben Woche wie die Addams Family (18. September 1964) am 24. September 1964. Und wird ein Erfolg. Einen großen Anteil daran hat das Komiker-Duo Al Lewis (Grandpa Munster) und der 196 cm große Fred Gwynne (Herman Munster), die sich bereits aus der TV-Serie “Wagen 54, bitte melden“ kennen und zusammen ein komisch dynamisches Duo, auf dem Niveau von Abott und Costello oder Laurel und Hardy bilden. Die Geschichten orientieren sich in erster Linie an normalen amerikanischen Familien-Sitcoms, deren typische Themen auf eine monstermäßige Art bearbeitet werden, angereichert mit zahlreichen Anspielungen auf diverse Horrorgestalten- und Gruselfilme, sowie einer großen Portion wundervoll alberner Slapstick und Grimassenschneiderei.

Monstermäßige Dreharbeiten

Fast ein genauso großer Star wie die Hauptfiguren der Serie sind die Autos der Munsters. Vorneweg der Munster Koach, welcher aus sage und schreibe 4 Autos (drei Ford Model-T und ein 289 Ford-Cobra-8-Zylinder) zusammengeschraubt wird und ab den späteren Folgen den Drag-U-la von Grandpa Munster. Nicht zuletzt auch um die Merchandise-Maschine am Laufen zu halten, die für die damaligen Zeiten recht gut geschmiert wurde. Die Munsters gibt es faktisch als alles und auf allem. Als Flaschenöffner, Modellbaukasten, Brettspiel und in zahlreichen Werbespots.


Von den Darstellern der Serie verlangen die Dreharbeiten jedoch Einiges ab. Wegen der teilweise aufwendigen Masken müssen sie an Drehtagen bereits zwei Stunden vor Drehstart am Set sein. Für die langen Haare von Lily Munster sind angeblich bis zu drei Leute zuständig. Am belastendsten sind die Dreharbeiten jedoch für Fred Gwyne (alias Herman Munster). Trotz eines eingebauten Schlauches, der ihm während der Dreharbeiten ständig frische Luft zu bläst und den Unmengen von Limonade, die er während der Dreharbeiten gegen die Dehydration trinkt, verliert er beständig an Gewicht.

Bevor er als Strich in der Landschaft endet, wird die Serie (mysteriöserweise wieder in der gleichen Woche, wie die konkurrierende Addams-Family) abgesetzt. Einer der Gründe ist die am 12. Januar 1966 angelaufene Batman-Serie, welche sich zu einer der beliebtesten TV-Serien der USA entwickelt und mit ihrem grellen Farben und überdrehten Humor den “Munsters“ das jugendliche Publikum abluchste.

Filme und verkorkste Neuauflagen

Doch das Ende der Serie bedeutet noch nicht das Ende der Munsters. Denn fast zeitgleich mit dem Ende der Serie beginnen die Dreharbeiten zum ersten Low-Budget-Spielfilm mit der absonderlich normalen Familie. Gedreht in Farbe, wird “Munster, go Home“ (Deutscher Titel: “Gespensterparty“) jedoch kein großer kommerzieller Erfolg. Einen zweiten Versuch unternimmt man 15 Jahre später, als man für den TV-Film “The Munster‘s Revenge“ noch einmal die Originalbesetzung vor der Kamera versammelt. Der Film war als Test für eine Neuauflage der Serie gedacht, bleibt aber unter den Erwartungen. Aus der Neuauflage der Serie wird vorerst nichts. Diese folgt erst 1988 (bis 1991) unter dem Titel “The Munsters today“. Von den ursprünglichen Darstellern ist jedoch niemand mehr beteiligt. Durch die endlosen Wiederholungen bleiben die Munsters jedoch konstant populär und werden immer neuen Generationen von großen und kleinen Zuschauern bekannt. Aktuell ist einmal mehr eine Neuauflage der Serie im Gespräch. Angeblich sollen dieses Jahr (2012) die Dreharbeiten beginnen.

 Die DVD-Box

Bei uns läuft die Original-Serie momentan zwar nicht im Fernsehen, dafür gibt es aber von Koch-Media eine sorgfältig und liebevoll aufgemachte DVD-Box, welche alle 70 Folgen der zwei Staffeln enthält.

Als umfangreiches Bonus-Material enthält die Box die 16-minütige (und nie ausgestrahlte) Pilotenfolge in Farbe, dazu eine Special-Featurette über die Geschichte der Serie und Beiträge über das Leben der Darsteller. Ordnet man die 14 (!) DVDs in die richtige Reihenfolge, zeigt sich Herman Munsters strahlendes Gesicht.

 Zeitloser Spaß

Trotzdem (oder gerade weil) man der Serie seine Entstehungszeit und die billigen klamaukigen Special-Effects deutlich ansieht, sind die Munsters in gewissem Maße zeitlos. Auch durch die großartige, naive und liebenswerte Darstellung des Herman Munster durch Fred Gwynne, der mit seinem Gesicht wirklich die unglaublichsten Sachen anstellen kann. Perfekt ergänzt wird er durch Al Lewis als Grandpa Munster (der in der deutschen Synchronisation übrigens einen ziemlich lustigen rumänischen Akzent hat), die zusammen ein Duo Infernale mit einem meisterhaften Timing bilden, welche die Serie (z.B. gegenüber den Originalfolgen der konkurrierenden Addams-Family) auch heute noch irgendwie frisch und lustig erscheinen lässt.

Natürlich hat das alles keinen besonderen Tiefgang, natürlich ist der Ablauf einer Folge meist am Anfang bereits vorhersehbar und natürlich ist das alles schrecklich albern. Jedoch sind in vielen Folgen auch Anspielungen versteckt, die nur Erwachsene verstehen. Und es gibt wenig Vergnüglicheres als, z.B. an einem verregneten Nachmittag eine Folge “Munsters“ zu gucken… und dann noch eine…und dann noch eine. Und das kann man zusammen mit den Kindern machen (oder auch ohne) und spätestens wenn Herman Munster herrlich naiv lachend auf den Tisch haut und dieser daraufhin, wie auf Streichholzbeinen stehend zusammenklappt oder vor Schreck der Spiegel zerspringt, weil Herman stolz sein “schönes“ Gesicht darin betrachtet, amüsieren sich alle. Egal wie alt sie sind. Und die Titelmelodie bekommt man anschließend nie wieder aus dem Kopf.



Links

Offizielle Munsters-Homepage von Butch Patrick (Eddie Munster)
Die Munsters – DVD-Box bei Koch Media


Videos und Trailer (englisch)

The Munsters – Titel (Staffel 1)

 

Die Munsters machen Werbung

 

Herman Munster tanzt

 

Herman Munster singt den Dry Bone Song

 

Herman Munster auf Diät

 

Trailer für den Kinofilm “Munster, go Home!”


Text: A.Hartung

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