H. G. Francis – Die Gruselserie (Teil 1-18)

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Autor: H. G. Francis
Genre: Grusel-Trash

Neonfarben sollen ja wieder “in“ sein

Bist Du ein Hörspiel-Nostalgiker? Dann wartet hier auf Dich ein besonderer Leckerbissen. Die wahren Gruselfans unter uns kennen natürlich die quietschneonfarbene Europa Horror Serie von H.G. Francis, mit dem populären Logo des grinsenden Totenschädels auf dem Cover – schlicht und einfach “Die Gruselserie“ genannt. Ab 1981 verschafft diese Reihe dem ein oder anderen Hörspiel-Junkie erfolgreich eine Gänsehaut nach der anderen, und zwar durch eine fantastische Sprecherauswahl, sowie für diese Ära hervorragenden Soundeffekten und der beeindruckenden, wenn nicht sogar besten Musik, die die Welt des hörbaren Kopf-Kinos je vernommen hat.

Grusel-Zeitreise

Erinnere Dich… und sei ehrlich…  Anfang der 80er Jahre – der deutsche Westen – Tatort Kinderzimmer – der Kassettenrekorder spielt: Es ist bereits schon dunkel draußen oder Du hast einfach mit zugezogenen Gardinen nachgeholfen. Immer wieder schielst Du nach der Bettdecke. Du willst Dich am liebsten darunter verkriechen, aber bitte so, dass Du auch weiterhin gebannt der schneidenden Stimme Graf Draculas (Charles Régnier) lauschen, oder bei den Abenteuern des Reporterpaares Tom Fawley (Horst Frank) und Eireen Fox (Brigitte Kollecker) mitfiebern kannst. Ich, für meinen Teil, sitze zu dieser Zeit gerne unter dem Schreibtisch. Aber lassen wir das. Zurück in das Zeitgeschehen …

 

„Trash as Trash can“ oder „Auch Werwölfe sind kitzlig“

Bereits in den 70er Jahren erscheinen bei Europa einzelne Hörspiele des Grusel-Genres, welche in den 80ern wieder aufgegriffen werden, um mit weiteren neuen Geschichten “die Gruselserie“ zu komplettieren. Mannigfaltige Vorlagen bieten berühmte Hollywood Horror-, Grusel- und Science-Fiction Kinoklassiker der 50er und 60er Jahre, literarische Vorlagen sowie Sagen und Mythen aus der alten Welt. Der deutsche Buch- und Hörspielautor H.G. Francis, im wahren Leben eigentlich Hans Gerhard Franciskowsky, setzt in dieser Zeit jedes Thema geschickt in ca. 50 Minuten Ohrengrauen um, wobei einzelne Folgen überwiegend aus abgeschlossenen Geschichten bestehen.

Aus heutiger Sicht vielleicht ein wenig altbacken, sprühen die Dialoge in fröhlicher 80er-Jahre-Manier vor amüsantem Wortwitz und zweideutigen Anspielungen. Auch an Situationskomik spart man nicht. Wo sonst wird einem das Vergnügen zuteil, zwei betagten Ladies beim Erlegen eines Werwolfs zuzuhören oder Horst Franks groteske Waffe gegen solche Vollmond-Dämonen zu bewundern: das Kitzeln! Gerne lacht man auch über Szenen, die in ihrer Überzogenheit und Unglaubwürdigkeit einer gewissen Albernheit nicht entbehren können. Hysterisch kreischende Girls oder einfach zu häufig quietschende Türen leiten unter Umständen schon mal die Pipipause ein.

Nichtsdestotrotz wird der Zauber des Gruselns in dieser Hörspiel-Serie überzeugend eingefangen. Wenn nämlich eine hysterisch brüllende Marianne von Klippstein-Kehlau als “Gräfin Dracula – Tochter des Bösen“ ihre potentiellen Opfer aus ihrem Versteck herausbrüllt, bleibt dem Zuhörer mit Sicherheit noch heute das Popcorn im Halse stecken!
Apropos Hals … fassen wir zusammen … ob Dracula, Vampir, Teufel, Werwolf, Zombie, Horror-Ameise, Monsterspinne, Frankenstein, Mumie, Nessie & Co – sie, die Stars der berühmtesten internationalen Horrorszenarien, werden von Europa in der Ära der Steghosen, Netz-Hemden, Synthesizer-Musik und Fönfrisuren zu leicht bekömmlichen und vor allem unterhaltsamen Lauschhappen verwurstet. Lassen wir die Neuauflage der Serie von 1987 mit neuer Musik, geschnittenen Szenen sowie anderen Covern einmal außer acht, handelt es sich um absolut empfehlenswerten Hörspiel-Trash mit Kultstatus, der bis heute nichts an Hörfreude einbüßt. Also ab auf den Flohmarkt!

Webseite: www.natuerlichvoneuropa.de

1981
ca. 50 Min. pro Folge
FSK 12
EUROPA | Sony BMG Music Entertainment


Text: Cornelia Weidmann

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2 Kommentare

  1. Einfach die beste Art und Weise sich wieder „jung“ zu fühlen. Ich höre das öfter auf dem Arbeitsweg im Auto und die Fahrt vergeht wie im Fluge! 🙂

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