Ausgefallene Kostüm Trends – mit lebenden Youtube-Videos, Old-School-Handys und abgefuckten Superhelden

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Ein schmetterndes „Helau“, „Alaaf“ und nicht zu vergessen „Heijo“ (Ja, wo ruft man denn sowas?!) an alle Sympathisanten des majestätischen Kürbiskönigs! Ich bin es: Der Unsichtbare! Als Beauftragter für die ehrenamtliche Suche nach angesagten Kostümen und Experte für „en Pappnas em Jeseech“ bin ich mindestens 365 Tage im Jahr in den Brennpunkten dieser Welt unterwegs, um Trends aufzuspüren. Und da ich mich als komplett Unsichtbarer fast ausschließlich über meine Klamotten und Verkleidungen definiere, weiß ich auch, wovon ich rede beziehungsweise schreibe.

Und jetzt, mitten in der dicksten Karnevalszeit, sind viele Sterbliche noch auf der Suche nach tollen Verkleidungsideen. Denn jedes Jahr als Pirat, Teufel oder Cowgirl zu gehen, löst bei vielen nur noch einen Gähn-Reflex aus. Darum hier ein paar ausgefallene Kostüm Trends, wie Du mit deiner Verkleidung voll im Trend liegst:

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Trend 1: Digital ist besser!

Ja, das 21. Jahrhundert ist endgültig im Karneval angekommen. Vorbei die Zeit, in der grobe Filzkostüme oder Papierhüte gerade mal für ein müdes Schulterzucken gesorgt haben, jetzt erfolgt Verkleiden 2.0. Denn heute heißt es nicht mehr: „Du bist, was du isst!“ (Wer möchte schon als Dioxinmännchen durch die Gegend laufen?), sondern „Du bist, was du kommunizierst!“. (Auch wenn sich das nicht so schön reimt.) Was Du dafür brauchst, ist ein bisschen technisches Know-How, etwas Hardware und vor allem viel Kreativität.

Facebook/YouTube-Bilder

Man kennt das: Bei jeder Faschingsparty das Gleiche! Kaum hat man den einen oder anderen alkoholischen Drink zu sich genommen und beginnt mit einem lallendem Gesichtsausdruck, exzentrische Bewegungen auf der Tanzfläche zu vollführen, holen die Kollegen ihre Foto-Handys raus, knipsen Fotos von der unansehnlichen Situation und stellen diese dann freundlicherweise gleich noch ins Internet. (Es hat auch seine Vorteile unsichtbar zu sein.) Aber dieses Jahr nicht! Dieses Jahr kommst Du ihnen zuvor und gehst einfach als Dein eigenes YouTube-Video, wie der junge Mann auf dem unten stehendem Foto, der als „Drunk Guy At  Party“ geht. Na, da kann ja nichts mehr schief gehen. Und das Tollste ist, die Herstellung ist ganz einfach. Das YouTube-Motiv erhältst Du, indem Du einen Screenshot eines laufenden Videos auf der YouTube-Seite machst. In einem Grafikprogramm kannst Du dann die gewünschte Änderungen (Titel etc.) einfügen und abändern. Die Grafik in passender Größe im Copy-Shop ausdrucken lassen und auf stabilem Karton oder Kapa-Platten (gibt es im Modellbau-Bedarf) aufziehen lassen. Fenster mit einem Cutter ausschneiden und auf der Rückseite eine Tragevorrichtung (Gurt o.ä.) anbringen. Damit man das Ding nicht die ganze Zeit mit den Händen tragen muss. Weitere Tipps für Videotitel sind: „Mein peinliche beste Freundin“ oder „Fetter Typ versucht mit einer Frau zu flirten“.

Voll daneben ist jedoch die Idee, als Blanko-Facebook-Profilbild zu gehen. Knutschen kannst Du damit nämlich nicht. Ganz abgesehen von essen und trinken oder richtig sehen.

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8 Bit-Kopf

Einen richtigen Kopf gemacht (haha), hat sich der Grußpostkarten-Illustrator Dan Liuzzi, der sich eine digitale Porträt-Maske nebst Krawatte in oldschooliger 8-Bit-Optik bastelte. Dazu benötigte er nach eigenen Angaben ca. zwei Wochen und folgende Utensilien: Isolierschaum, etwas Fugenmasse, einen Pappkarton, Kleber und natürlich Farben (in seinem Fall Acryl). Also, ab in den Baumarkt und rechtzeitig anfangen!

Menschliches Handy

Wem das einen Tick zu nerdig ist und stattdessen lieber mit seinem Handy telefoniert, für den ist vielleicht die Idee, gleich als solches auf der Faschingsparty aufzutauchen, eine attraktive Möglichkeit? Zugegeben: Das Design und die Größe erinnern eher an die Zeit, als man für das sogenannte Handy noch einen Rucksack zum Transportieren benötigte und die meisten Leute bei dem Wort iPhone eine Eierbecherassoziation hatten. Aber warum nicht mal etwas nostalgisch werden. Laut der ausführlichen Anleitung steht man mit dem Kostüm gleich im Mittelpunkt der Party. Vermutlich, weil die Leute ständig telefonieren wollen. Gott sei Dank sind die Zeiten vorbei, wo sie einem Telefonkarten in den Schlitz schieben.

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Trend 2: Superhelden, Marke abgestürzt

Superhelden retten die Welt. Sie sind unermüdlich und selbstlos im Einsatz, um Dich Normalsterblichen vor verrückten Wissenschaftlern und deren noch verrückteren Weltbeherrschungsplänen, sowie diversen außerirdischen Invasoren zu retten. Wenn sie sich nicht gerade gegenseitig wegen irgendeines Missverständnisses die Fresse einhauen (mit einem Cape über den Kopf hört man halt recht schlecht). Nebenbei versuchen sie dann meist noch, ein Privatleben zu haben.

Das geht natürlich irgendwann auf das Immunsystem. Superheldenkräfte hin oder her. Und so mussten die einst so strahlenden Helden über die Jahre ganz schön Federn lassen. Mittlerweile haben sich auch einige Kulturschaffende dieses sensiblen Themas angenommen und versuchen mit eindringlichen Werken, wie „Hancock„, „Marvel Zombies“ oder „The Boys“ auf diese dunkle Seite des Superheldentums aufmerksam zu machen. Aber das ist nicht genug! Auch Du kannst auf dieses Thema hinweisen, indem Du auf der Faschingsparty in einem dieser Kostüme auftauchst:

Alte Superhelden

Alte-SuperheldenIrgendwann ist die Luft raus. 78 Jahre der Musterknabe sein, ständig die Welt retten und nie Sex mit Lois Lane haben. Das haut auf Dauer den stärksten Kryptonier um. Noch schlimmer ergeht es den Kollegen in Strumpfhosen, die keine Außerirdischen oder Mutanten sind, wie Batman oder Daredevil. Irgendwann heißt es da zwangsläufig: Ab ins Altersheim! Die Kombination von Superheldenkostüm und Alterserscheinungen bilden einen schönen Kontrast, der einem zum Mittelpunkt jeder Party werden lässt. Und sei es nur, weil einem jeder über die Tanzfläche helfen möchte. Als Accessoires bieten sich Krücken, Rollstühle oder ein Rollator an. (Aber nicht vergessen, vor dem Ausborgen den eigentlichen Besitzer um Erlaubnis zu fragen.) Nicht fehlen dürfen natürlich Brille, Glatze, weiße Haare und Bart. Mit Horrorhaut kann man gut ein runzliges Gesicht imitieren. Und schon geht sie los, die greise Superhelden-Party. Achtung – Rollstühle haben immer Vorfahrt!

Verletzte Superhelden

Ein Superheldenleben besteht zum großen Teil daraus, sich mit Leuten zu prügeln, die ähnliche, wenn nicht bessere Fähigkeiten als man selbst besitzen (es soll ja spannend bleiben). Diejenigen, welche nicht mit den bemerkenswerten Selbstheilungskräften Wolverines gesegnet sind, verbringen einen Großteil ihres Superheldendaseins damit, ihre Wunden zu verarzten. Das zahlt natürlich auf Dauer keine Krankenkasse. Ein Kostüm als Superman mit Augenklappe, Wundschorf, Kopfverband, Pflaster und Armbinde ist da eine gute Gelegenheit, auf diesen totgeschwiegenen Aspekt des Gesundheitssystems aufmerksam zu machen. Weitere Möglichkeiten sind z.B. Daredevil mit Blindenbinde oder Flash mit gebrochenem Bein auf Krücken.

Marvel-Zombies-2-CoverZombie-Superhelden

Spätestens seit der Veröffentlichung von „Marvel Zombies“ ist klar, dass Superhelden keineswegs immun gegen den Zombie-Virus sind. Das bietet dem engagierten Verkleidungsfreund endlich die Möglichkeit, ein Superheldenkostüm mit blutigen Zombie-Utensilien zu kombinieren. Natürlich sollte man dem Superhelden-Cape ansehen, dass sein Besitzer seit der Zombifizierung wenig wert auf Kleiderpflege legt. Risse, Löcher und Verschmutzungen sind Pflicht. Für den richtigen Zombielook empfehle ich unsere beeindruckende Zombiemaske zum Selberbauen aus der Rubrik Alternative Schminktipps. Noch eindrucksvoller gelingt das Ergebnis, wenn man das mit Details wie abgefaulten Nasen oder Zombie-Kontaktlinsen kombiniert. Und das Ganze bitte schön blutig!

Heruntergekommene Superhelden

Wer sagt, dass Superhelden immer glänzen müssen? Irgendwann ist auch mal Feierabend und wenn gerade keine Telefonzelle zum Umziehen in der Nähe ist, geht’s auch schon mal im Kostüm in die nächste Kneipe zum Feierabendbier. Scheiß auf Geheimidentität! Jetzt geht es erstmal richtig auf Sauftour. Soll die Welt doch sehen, wie sie sich selber rettet. (Das ist halt der Nachteil einer Geheimidentität: Niemand schickt einem mal eine Dankeskarte!) Für die Darstellung eines verkaterten, desillusionierten Superhelden empfehle ich bei den Herren einen gepflegten Drei-Tage-Bart. Für die Damen ist unbedingt verschmierter Lippenstift und verlaufenes Make-Up anzuraten. Absolute Pflicht ist eine Frisur, wie ein frisch explodiertes Vogelnest. Für die Superhelden unter Euch, die bereits etwas länger an einer Sinnkrise leiden, sind leicht aus der Form geratene Körperteile, wie z.B. ein ansehnlicher Bierbauch in dieser Saison ein absolutes Must-Have! Das einst stolze Kostüm sollte einer Sauftour entsprechend fleckig und verdreckt sein!

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So, das war’s erstmal. Dann beim nächsten mal wieder artig reinlesen, wenn ich mit den neuen Trends aus den Untiefen unheimlicher Umkleidekabinen und verwegener Kostüm-Laboratorien rüberkomme. Bis dahin – Bin dann mal weg.

Dein Unsichtbarer

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3 Kommentare

    • Liebe Michaela! Vielen Dank für diesen erhellenden Kommentar! Die Frage ist nur: WAS ist jetzt genau nicht gut und wer ist IHR? Meinst Du die Leute, welche die Kostüme basteln oder die, welche sie zusammensuchen? Meinst Du die Kostümtrends im Allgemeinen oder ein Bestimmtes? Trends sind nun mal Trends, mit unsichtbarem Ohr abgelauscht. Aber vielleicht ist ja in der nächsten Saison wieder etwas für Dich mit dabei?! Bis dahin: Vielen Dank für Deinen Spitzenkommentar! Dein unsichtbarer Trendreporter

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