Autor: Jamie Delano
Zeichner: Alan Moore
Verlag: Schreiber und Leser| Panini
John Constantine ist Magier. Und zwar einer von denen, die wissen wie es läuft. Einer der es drauf hat. John Constantine ist ein abgefuckter Loser. Ein äußerst trinkfester und zynischer Mr. Obercool, der die Zigarettenkippe im Mundwinkel und sich selbst im speckigen Trenchcoat stecken hat und so die okkulten Kastanien aus dem Feuer zu holen versucht. Immer nach dem Motto: Es wird noch viel heißer gegessen, als es gekocht wird.
Leben am okkulten Rand
Wenn man als magischer Rotzlöffel einen Großteil seines Lebens damit verbringt, gierigen und machtgeilen Dämonen in den Arsch zu treten, ist es nicht verwunderlich, dass die gesamte Unterwelt schlecht auf Mr. Constantine zu sprechen ist. Gleiches gilt für die Oberwelt (inklusive der himmlischen Heerscharen). Dieses Leben, am stetigen Rande der okkulten Bedrohung, bringt eine potenzierte Variation des alten Spiderman-Problems mit sich. Denn jede Person, auf die sich Constantine freundschaftlich oder liebend einlässt, läuft mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Gefahr, in der nächsten Zeit zum Spielball und Opfer dämonischer Ränkespiele zu werden. Und so wird die ewige Geheimniskrämerei des Magiers, der seine Liebste schützen und aus allem Übel heraushalten will, zur Belastungsprobe, an der jede Beziehung unweigerlich zerbricht. So kann es schon mal passieren, dass der gebrochene Held über mehrere Episoden volltrunken und resigniert in der Gosse lebt. Denn trotz aller Coolness und einer gut geölten „Richtige Sprüche zur richtigen Zeit“-Maschine, lässt die Serie nie einen Zweifel daran, dass Constantine einen zu hohen Preis für sein geheimes Wissen zahlt.
Depressiver Dauerbrenner
Erfunden hat den charismatischen Einzelgänger der Engländer Alan Moore, der Constantine 1988 erstmals als tragende Nebenfigur in seiner Comicserie „Swamp Thing“ auftreten lässt. Kurze Zeit später bekommt er seine eigene Heftreihe, welche bis heute unter dem Namen „John Constantine – Hellblazer“ läuft. Zu Beginn, will Autor Jamie Delano “John Constantine“ auch als Kommentar auf die sozialen und gesellschaftlichen Verhältnisse im Großbritannien der Achtziger Jahre verstanden wissen.
Im Laufe der Zeit arbeiten zahlreiche weitere Autoren (u.a. Garth Ennis, Brian Azzarello und Warren Ellis) an “Hellblazer“ und drücken der Serie ihren eigenen Stempel auf. So variiert je nach Autor die zynische und depressive Seite der Hauptfigur gegenüber cooler spaßiger „Dämonen-den-Arsch-aufreißen-Action“. Denn davon gibt es auch mehr als genug. Wo sonst kann man ein Monster mit Pizza-Gesicht in einem Pool aus verwesten Menschenleichen baden sehen? Richtig, nirgendwo!
Cooles Erscheinungsbild
Prägend für das anfängliche Erscheinungsbild von John Constantine ist der Zeichner John Ridgway, der die ersten Ausgaben zeichnet. Dessen Constantine ist auch optisch, mit kräftigem und expressivem Strich, sowie klarer aber bedrohlicher Farbgebung, eng an den “Swamp Thing“-Auftritt angelehnt. Dabei scheut man sich auch nicht davor, Bilder mit seltsam verschrobenen Proportionen stehenzulassen, was dem Comic eine oft bizarre Wirkung verleiht aber trotzdem gut ins Gesamtbild passt. Ein Stilmittel, welches in den Anfangstagen oft auch bei dem Vertigo-Bruder Sandman verwendet wird und auch dort seine Wirkung nicht verfehlt.
Noch eindrucksvoller als die Zeichnungen sind aber von Anfang an die Cover der Hefte. Für deren Gestaltung gibt sich im Laufe der Serie eine imposante Liste von Künstlern die Klinke in die Hand. Beginnend mit Sandman-Coverstar Dave McKean, arbeiten u.a. David Lloyd („V for Vendetta“), Kent Williams („The Fountain“) und natürlich Glen Fabry („Preacher“-Cover) für „Hellblazer“, so dass bereits das Blättern durch die Cover-Galerie der Serie zu einem großartigen Erlebnis wird.
Die Comicserie wird 2005 recht ansprechend verfilmt, abgesehen von der Fehlentscheidung Keanu Reeves als Constantine zu besetzen. Schließlich weiß jeder: John Constantine ist 1. blond und 2. ein cooler Karpfen! Und Keanu ist ja mehr so eine Art schwarzhaariger Guppy. Auch eine Computer- bzw. Videospielumsetzung gibt es. Diese ist allerdings nur für, äh…, eiserne „Constantine“-Fans zu empfehlen.
Links:
Ausführliche Hellblazer Website
Kostenloser Download: Erstes Hellblazer-Heft
Interview mit Jamie Delano und Garth Ennis über ihre Arbeit an Hellblazer
Text: Andreas Hartung