Warum gibt es keine neuen Horror Ikonen mehr?

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Lieber Dr. Kürbis,

Ich bin ein großer Fan von Freddy Krueger und Michael Myers. Aber warum gibt es eigentlich heute keine neuen bekannten Horrorfiguren mehr?

Dein Konstantin S. aus Berlin



Lieber Konstantin,

Lass uns ein Spiel spielen

Dr Kuerbis-3Schließ‘ die Augen und schreibe fünf Horrorfilmfiguren auf einen Zettel. Wenn ich ihn öffne, wette ich, dass Du folgende Namen auf dem Zettel zu stehen hast:

  1. Freddy Krueger,
  2. Michael Myers,
  3. Jason Voorhees,
  4. Leatherface und
  5. Ghostface.

Diese Figuren machen einen großen Teil des Horror-Merchandise-Universums aus und erfreuen sich einer enormen Popularität. Der Haken: Alle diese Charaktere entstanden Ende der Siebziger bis Anfang der Achtziger Jahre (bis auf Ghostface) des letzten Jahrhunderts des letzten Jahrtausends. Das heißt, sie sind teilweise fast vierzig Jahre alt. Weitere Horror Ikonen aus jener Zeit sind Pinhead aus „Hellraiser“, Chucky die Mörderpuppe und Pennywise aus „Es“.

Wieso schafft es heute keine der neuen Figuren mehr, den Rang und Status jener Horror Ikonen zu erlangen? Es ist ja nicht so, dass es keine potentiellen Anwärter mehr gibt. Verwiesen sei nur auf Victor Crowley, Charlie Wilson oder Mr. Boogie. Aber aus welchen Filmen stammen die nochmal?


 

Über die Erreichbarkeit von Horrorfilmen in der Zeit VOR dem Internet

Der Hauptgrund, dass diese Figuren es nicht mehr zur enormen Popularität ihrer Vorgänger bringen, hat eigentlich eine positive Ursache. Und zwar, dass es noch nie so einfach wie heute war,  jeden Horrorfilm zu sehen, den man möchte. Man muss sich das mal vergegenwärtigen: In den achtziger Jahren war die einzige Möglichkeit einen Horrorfilm zu sehen, ins Kino zu gehen. Oder man war auf die spärliche Auswahl im Blut-Regal der einheimischen Videothek (neben der Erotik-Abteilung) angewiesen. Und in den siebziger Jahren (als Filme, wie “Halloween – Nacht des Grauens“ entstanden) gab es noch nicht mal das!

Horror Ikonen - Freddy-KruegerHorror Ikonen - Michael-MyersHorror Ikonen - Jason VoorheesHorror Ikonen - Leatehrface

Der Mythos des Killers und die eine krasse Szene

Als Informationsquelle, welche Filme es überhaupt gibt, standen nur einige Fachmagazine zur Verfügung. Einfach mal ins Internet gehen und Trailer oder einen Zusammenschnitt der krassesten Szenen schauen, gab es nicht. Oder schnell mal weiter skippen. Einen Trailer sah man einmal im Kino-Vorprogramm und dann war es das! Dadurch hatten aber die Filme die man sah eine ganze andere Wirkung.

Aufgrund dieser niedrigen Verfügbarkeit und geringen Informationsdichte war es möglich, dass Filme – vor allem wenn noch indiziert – zu regelrechten Mythen wurden. Viele Horrorfans hatten von Filmen, wie “The Texas Chainsaw Masacre“ oder dem berüchtigten “Tanz der Teufel“ mehr gehört als gesehen. Eine ungeschnittene Fassung eines solchen Filmes vor die Augen zu bekommen, war nur sehr mühselig und wenn dann unter minderwertiger Qualität möglich. Gelang es aber doch, erzählte man sich anschließend tagelang von der einen Szene, wo … . Aus diesem Grund wird die Neuverfilmung von “The Evil Dead“ nie den gleichen Status erreichen, wie sein legendärer Vorgänger, obwohl es stellenweise deutlich brutaler zugeht.

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Der richtige Killer zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Mit anderen Worten: Die Kanäle, durch die solche Filme zum Verbraucher gelangen konnten, waren sehr, sehr viel enger als heute. Das, was dort durch kam, musste sich dann aber die Aufmerksamkeit mit viel weniger Konkurrenten als heutzutage teilen. Gleichzeitig gab es mit der Entstehung des Videoverleihsystems die Möglichkeit, solche Filme – auch außerhalb der begrenzten Platzanzahl in den Kinosälen – einem Massenpublikum bekannt zu machen. So wurden diese Filme für viele Teenager zu prägenden Erlebnissen ihrer Jugend. Die letzte omnipräsente Ikone dieser Art dürfte vermutlich Hannibal Lecter aus “Das Schweigen der Lämmer“ gewesen sein.

Heute ist alles immer und überall verfügbar. Neue Figuren werden schneller durch noch neuere Figuren ersetzt, als sie sich in die Herzen der Zuschauer schnetzeln können. Wenn etwas nicht gefällt, “skippe“ ich nach kurzer Zeit weiter. Dadurch ist es für einen Killer fast unmmöglich geworden, langfristig einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Eine Neuverfilmung von “The Evild Dead“? War da mal was? Etwas ähnliches kann man auch in der Musikwelt beobachten. Weltweite Pop-Phänomene, wie Madonna oder Michael Jackson, wird es in der Form vermutlich nie wieder geben, da heutzutage jeder in der Lage ist, für seinen speziellen Musik-Geschmack ohne großen Aufwand die richtigen Bands zu finden. Die Zeit der großen Konsens-Künstler oder Filme ist vorbei. Das ist natürlich gut für die Vielfalt, aber schlecht für die Leute, welche die nächste Madonna werden wollen.

Mehr Filme – Weniger Originalität?

Aufgrund der gesunkenen technischen Anforderungen einen Film zu drehen – so muss man heutzutage zum Beispiel keine teuren Filmrollen mehr entwickeln, sondern kann direkt digital drehen – ist vermutlich auch der Produktions-Output enorm gestiegen. Es ist also nicht nur alles verfügbar, sondern es gibt auch noch viel mehr davon.

Ein weiterer Grund ist, dass sich die heutigen Filmschaffenden offensichtlich schwer tun, originelle populäre Eigenschöpfungen zu kreieren. Der viel gescholtene Remakewahn spricht da eine deutliche Sprache. Und selbst bei ambitionierten Werken stellt sich die Frage: Wie viele Killer mit Masken können zur Ikone werden? Es gibt halt nur einen Killer mit einem Sack über dem Kopf, einer Eishockeymaske oder einem ausdruckslosem weißem Gesicht. Alle anderen sind nur Zweite. Dass es durchaus noch möglich ist Akzente zu setzen, bewies Wes Craven mit seinem originellen Ghostface-Killer. Aber das ist jetzt auch schon wieder einige Zeit her.

The-Grudge

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Auf zu neuen Ufern (des Grauens)

Dennoch sind auch in den letzten 10 – 15 Jahre originelle und eindrucksvolle Horrorfiguren entstanden. Als da wären: Pyramid Head aus „Silent Hill“, Billy aus den Saw-Filmen, Sadako Yamamura aus den Ring-Filmen, Toshio Saeki aus den Grudge-Filmen, Victor Crowley aus der Hatchet Reihe, Sam aus „Trick r Treat“, der Badabook und Mr. Boogie aus den Sinister-Filmen. Nicht zu vergessen die allgegenwärtigen, nicht tot zu kriegenden Zombies in all ihren Facetten.

Und vielleicht ist es auch an der Zeit, die geliebten Veteranen des Horrors etwas zur Ruhe kommen zu lassen?! Gerade an Halloween liegt es an uns neue Gesichter des Horrors zu erschaffen. Der Fantasie und dem Grauen sind dabei keine Grenzen gesetzt.

Viel Spaß dabei!

Dein Dr. Kürbis

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1 Kommentar

  1. Sehr guter Artikel !

    Ich bin aufgewachsen in den 80/90er Jahren, ich weiß also wovon ich spreche wenn es um die 4-5 Haupt-Horror-Ikonen geht. Für mich war es damals schokierend, angsteinflößend, gruselig usw. Soetwas prägt natürlich ungemein. Deshalb sind für mich Freddy Krueger & Co. einfach geniale Kultfiguren des Horrorgenre und werden es immer bleiben. Heutzutage sind die Kids abgeklärter, und nicht mehr so leicht zu schokieren, weil sie wie im Artikel oben erwähnt wurde, ein Überangebot von Horrorfilmen gibt und diese jederzeit gesehen werden können. Das war bei uns damals absolut nicht der Fall !

    Schönen Gruß

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