(Dead Alive)
1992 | 80min | FSK 16
Peter Jackson genießt spätestens seit seinen Blockbuster-Verfilmungen von “Herr der Ringe“ und “King Kong“ weltweit hohes Ansehen. Doch eingefleischten Horror-Fans ist der verrückte Neuseeländer schon seit Längerem bekannt. Mit “Bad Taste“ (1987) und “Meet the Feebles“ (1989) macht sich der geniale Regisseur Ende der 80er einen Namen, bevor er 1992 “Braindead“ auf die Kinobesucher loslässt. Der Film gilt unter Splatter-Fans und Gore-Maniacs weltweit als absoluter Kult.
Affiger Ratten-Bastard
Was den Streifen so außergewöhnlich macht, sind nicht nur die außergewöhnlich blutigen Spezialeffekte. Auch die skurrile Story – irgendwo zwischen Zombie-Zynismus und Splatter-Sarkasmus angesiedelt – sucht ihresgleichen. Nahe Sumatra, auf einer Insel namens Skull Island, entdeckt ein Forscher 1957 eine bisher unbekannte Lebensform. Es handelt sich dabei um eine Mischung aus Nager und Primat, genauer um eine Art Ratten-Affe. Das Tier gelangt zur Untersuchung in den Zoo der neuseeländischen Stadt Newtown.
In der gleichen Stadt lebt die hübsche Paquita Maria Sanchez, die auf der Suche nach ihrer großen Liebe ist. Den Tarot-Karten ihrer Oma „verdankt“ die junge Frau, dass ausgerechnet der größte Taugenichts der Stadt, das am Rockzipfel hängende Muttersöhnchen Lionel Cosgrove ihr Traummann sein soll. Das allein wäre schon schlimm genug, aber leider ist Lionels Mama auch noch extrem herrschsüchtig und vereinnahmend – wie es sich eben für eine echte Glucke gehört.
Folgenschwerer Appetit-Happen
So kommt die Matrone dahinter, dass sich die beiden Turteltauben eines Tages heimlich zum Date in jenem Zoo verabreden, der das hässliche Mix-Wesen beherbergt. Sie beobachtet das Paar gerade heimlich, als sie plötzlich von der affigen Ratte gebissen wird. Natürlich bleibt der Appetit-Happen nicht ohne Folgen, die tyrannische Mutter fault trotz Behandlung durch eine Krankenschwester bei lebendigem Leibe vor sich hin und stirbt folgerichtig. Dieser Zustand ist jedoch nicht von Dauer, denn trotz der ausgeprägten Verwesung wandelt die dominante Dame alsbald wieder unter den Lebenden.
Der Zombie-typische unstillbare Blutdurst und der obligatorische Fleischeshunger sind von nun an ihre Begleiter, sie vergreift sich an Freunden, Nachbarn und sogar Haustieren. Doch nicht nur der konstante kannibalische Kohldampf ist problematisch. Weitaus besorgniserregender ist der Umstand, dass die Angeknabberten ebenfalls dieselben unangemessenen Verhaltensweisen an den Tag legen.
Zombies + Aufputschmittel = Gefahr!
Lionel entschließt sich, alle Befallenen im heimischen Keller zu verstecken und medikamentös ruhig zu stellen. Das geht solange gut, bis plötzlich Onkel Les auftaucht und eine zünftige Fete im Haus seiner (un)toten Schwester feiern will. Paquita und Lionel entschließen sich, die Zombie-Horde mit Giftspritzen zu neutralisieren. Guter Plan, aber leider total ineffektiv. Im Gegenteil, anstatt dahinzuschlummern, wirkt das Toxin sogar noch aufputschend, das dicke Ende kommt erst noch…
Braindead ist ein absoluter Kult-Film. Zwar ist die einzige in Deutschland legal erhältliche Version mit dem Titel “Dead Alive“ recht umfangreich gekürzt worden, um die FSK 16-Richtlinien zu erfüllen. So fehlt z.B. die komplette Rasenmäher-Szene, bei der gut 300 Liter Kunstblut zum Einsatz kommen. Doch auch diese geschnittene Fassung zeigt deutlich, was die Faszination an diesem Werk ausmacht. Es ist die Versessenheit, mit der Regisseur Peter Jackson seiner Arbeit nachgeht. Die Detailverliebtheit zeigt sich nicht nur in der Gesamtheit, sondern in vielen kleinen Dingen und kurzen Augenblicken, die man beim ersten Betrachten oft nicht wahrnimmt. Das stilechte 50er Jahre-Setting, der mit Stacheldraht bewehrte Zombie-Kinderwagen und und und. Auf jeden Fall solltest Du nicht allzu empfindlich sein, denn rote Blutkörperchen gibt es genug zu sehen.
Text: Sascha Adermann
Trailer: