Lampion-Umzug und Totengedenken

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„Ich geh mit meiner Laterne und alle Toten mit mir?“ Gruselige Vorstellung, aber vielleicht verbindet man in einigen Regionen gerade deshalb den traditionellen Martinszug mit dem Gedenken an die Toten. Und wenn die untoten Seelen ganz müde vom Umzug sind, macht man ihnen einfach den Herd an. Aber ja nicht die Pfanne auf der Platte stehen lassen…

Der November ist die große Zeit der Lampion-Umzüge. Diese stehen traditionell in Zusammenhang mit den Umzügen zum St. Martinstag am 11. November. In vielen Regionen Deutschlands enden die Prozessionen mit dem Martinsfeuer. Oft bekommen die Kinder dabei Gebäck oder Laugenbrezeln geschenkt. Seit einigen Jahren beginnen die Umzüge oft schon an Halloween. Die Teilnehmer verbinden das „Trick or Treat“ mit der Atmosphäre des Lampion-Umzugs.
Totengedenken an Halloween Grab mit vielen Lichtern

Totengedenken an Halloween

Einen Tag nach Halloween (All Hallows’Even = der Abend vor dem katholischen Feiertag Allerheiligen) wird der katholische Feiertag Allerseelen begangen. An diesem Tag wird der Verstorbenen und Toten gedacht. Man glaubt, dass diese für einen Tag aus dem Fegefeuer zurückkehren, um ihre Angehörigen um Fürsprachen zu bitten. Im Laufe der Zeit  verschmelzen beide Tage miteinander zu einem Doppelfeiertag. Der Totenandacht kommt an diesen Tagen eine besondere Rolle zu.

Im 16. Jahrhundert ist erstmals der Brauch belegt, an Allerseelen, Gräber mit Tannengrün abzudecken und ein ewiges Licht darauf zu stellen. Dieses solle entweder die Seelen wärmen, den umher spazierenden Seelen den Weg zum Körper weisen oder einfach nur böse Geister abhalten. Der ursprüngliche Sinn der brennenden Kerze ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Sehr verbreitet ist der Glaube, dass die Verstorbenen (bzw. deren Seelen) an Allerseelen aus dem Fegefeuer zurückkehren, um sich für kurze Zeit auszuruhen. Das Fegefeuer (Purgatorium) ist in der katholischen Lehre eine Art Vor-Hölle in der die frommen Seelen von ihren Sünden schmerzhaft gereinigt werden, bevor sie geläutert ins Himmelreich eintreten dürfen.

Ein Feuer für die armen Seelen

Im Mittelalter isst man in der Gegend um die Mosel vor Allerseelen vor allem Hirsebrei, da man glaubt, dass mit jedem verzehrten Korn eine Seele aus dem Fegefeuer befreit wird. Auch sonst wird der mittelalterliche Mensch mit zahlreichen – und oft widersprüchlichen – Ratschlägen und Anweisungen für die Allerseelen-Tage konfrontiert. So soll einerseits das Herdfeuer die ganze Nacht brennen, damit die armen Seelen sich daran wärmen können, andererseits soll ein Licht mit Butter oder Fett betrieben werden, damit die Seelen daran ihre Brandwunden kühlen können. Da können die armen Seelen aber schnell mal durcheinander kommen. Wärmen oder Kühlen? Auch soll der Hausbesitzer es vermeiden, leere Pfannen auf dem Herd stehen zu lassen, da sich sonst eine Seele hineinsetzen könnte (und wahrscheinlich gebraten würde, obwohl sie sich doch einen Tag erholen will).

Lange Zeit werden die Gräber an Allerseelen mit Weihwasser bespritzt, um den Toten die Qualen des Fegefeuers zu erleichtern. Darüber hinaus werden die Toten  mit Essen und Trinken versorgt. In den Alpen wird stellenweise noch in den letzten Jahrzehnten Bohnenbrei als “Allerseelengastung“ auf das Grab gestellt.


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