Drei Farben: Tod – „Nightmares In Red, White And Blue“ startet in Deutschland

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Albträume in Rot, Weiß und Blau? Ist das ein Bericht über ein Froschschenkelmassaker in Frankreich? Eine Reportage über die anstrengende Tulpenernte in den Niederlanden? Weit gefehlt, diese Dokumentation befasst sich mit der 100-jährigen Geschichte des amerikanischen Horrorfilms.

1910 wurde mit der Verfilmung von Mary Shelleys „Frankennightmares_in_red_white_and_bluestein“ der erste Horrorfilm überhaupt gedreht. Und das gerade mal 15 Jahre nach der Erfindung des Kinematographen. Solche und noch viel mehr spannende Fakten erfährst Du in der Doku „Nightmares In Red, White And Blue“ des amerikanischen Regisseurs Andrew Monument, die es jetzt endlich in die deutschen Händlerregale geschafft hat. Anhand von Interviews und hunderten von Filmausschnitten erzählt der Film von der „Evolution des amerikanischen Horrorfilms“, wie er im Untertitel heißt.

Die Dokumentation arbeitet sich akkurat von den 30er Jahren bis zur heutigen Zeit vor, indem sie jedem Jahrzehnt ein eigenes Kapitel widmet. Dabei zeigt sie nicht nur die üblichen Verdächtigen vergangener Tage, wie „King Kong“ oder „Dracula“, sondern stellt auch unbekannte Perlen wie „Leopard Man“ oder „The Tingler“ vor. Das alles wird komplettiert von uralten Ankündigungen und schnarrenden Nachrichtenclips, bei denen man sich wirklich fragt, wo der Filmemacher das nur hervorgekramt hat. Ein großer Spaß!

Das absolute Highlight sind aber die eingestreuten Statements der großen Horrorfilm-Regisseure wie zum Beispiel John Carpenter („Halloween“), Sixties-Ikone Roger Corman („Das Pendel des Todes“), Achtziger-Star Joe Dante („Gremlins“) und Zombie-Papa George A. Romero („Night Of The Living Dead“). Man lauscht ganz andächtig, wenn diese Genre-Götter darüber plaudern, wie viel Angst sie als Kind im Kintopp hatten und warum sie ihre jeweiligen Filme gemacht haben. Außerdem kommentieren sie sehr klug die Werke ihrer Kollegen und erklären uns, wie guter Horror funktioniert. Zudem kommen Filmwissenschaftler und Redakteure diverser Filmmagazine zu Wort. Das hätte trocken geraten können, ist aber spannend und witzig, weil sich der Regisseur und Filmcutter durch hunderte Filme gewühlt hat und jede Behauptung oder Anekdote sofort mit einem (ungeschnittenen) Filmausschnitt belegt. Außerdem setzt die Dokumentation geschichtliche Ereignisse in Bezug zu den Filmen ihrer Zeit. Die Weltwirtschaftskrise 1929 hatte nämlich ebenso viel Einfluss auf die Thematiken, wie der kalte Krieg oder der 11. September. Das ist für Filmfans zwar grundsätzlich nichts neues, ist aber sehr fundiert aufgearbeitet. So erfährt man endlich mal, was Ronald Reagan und Freddy Krüger gemeinsam haben und was zum Teufel der Osama Bin Laden-Faktor ist.

Mit seinen schnellen Schnitten, witzigen Collagen, klugen Statements und sympathischen Interviews könnte der Film auch problemlos doppelt so lange gehen, ohne zu langweilen. Natürlich erfahren Filmfans, die bereits „Going To Pieces“ oder „The American Nightmare“ gesehen haben, nicht allzu viel neues über die die Filme der Gegenwart. Da diese Doku aber ausführlich mit der Stummfilmära beginnt, hat „Nightmares In Red, White And Blue“ noch ein paar Asse im Ärmel. Außerdem kann man den Film in jeder gut sortierten Videothek finden, so dass einem launigen Filmabend wirklich nichts im Wege steht.

Nightmares in Red, White and Blue
69 min, FSK 18
DVD: ca 15 € / Blue Ray: 23 €
Offizielle Website

Englischer Trailer

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