Papa, wo kommen die Zombies her? Bevor Du jetzt was von schwarzer Magie, toten Hühnern und George A. Romero stammelst, solltest Du Dich vielleicht noch mal über die wirklichen Hintergründe informieren. Zum Glück hilft Dir da ein Besuch in Berlin weiter. Aber nicht im Bundestag (fällt einem bei Zombies ja immer als erstes ein), sondern im Ethnologischen Museum.
Es ist ein unheimlicher Ort. Die Räume sind klein und geduckt, es ist dunkel und alles ist vollgestopft mit seltsamen Objekten: Gefäße voller Mixturen, bizzar entstellte Artefakte und Zeichnungen, riesige Spiegel voller Totenschädel und Teufelsfratzen. In einem Raum steht eine Armee sogenannter Bizango-Figuren – riesige Stoffpuppen, verziert mit Knochen, Holz, Metall und mit blitzenden Spiegelaugen. 350 solcher Ausstellungsstücke gibt es in der aufwändig aufbereiteten Ausstellung „Vodou. Kunst und Kult aus Haiti“ zu bewundern. Die ungewohnte Schreibweise ist bewußt gewählt, die vielen O’s sind erst durch die Amerikaner entstanden.
Natürlich gibt es kein Hühnerblut zum Empfang und Voodoo-Puppen voller Akupunkturnadeln sind auch westlicher Schnickschnack. Einen echten Zombie darfst Du wohl auch nicht erwarten, es sei denn, ein Politiker ist zufällig unter den Gästen (jetzt reicht’s aber!). Wie in jedem Glauben geht es eigentlich um Leben, Heilung und Sinnsuche. Im Vodou-Glauben ist Gott eine Frau, die von 401 Geistern repräsentiert wird. Und eben jene Geisterbeschwörung macht die Faszination der Religion aus. Es geht um Tieropfer, Magie und sogar Geheimbünden, von denen man noch heute wenig weiß. Viele Anhänger lassen sich durch ihre Träume inspirieren und schaffen daraus Kultobjekte, die meist surrealistisch und gespenstisch erscheinen. Der Zombiemythos ist zwar keine Haupterscheinung des Voodoo, fußt aber auf den Auswüchsen durchgeknallter Voodoo-Priester, die es ausnahmsweise mal nicht auf Heilung abgesehen hatten. Diese sogenannten „Bokor“ haben wohl ein paar Leuten mit selbstgebrauten Nervengiften das Gehirn zerschmolzen und dann als Sklaven eingesetzt.
Die zuvor noch vollkommen gesunden Menschen wirkten durch ihre plötzliche geistige Abwesenheit dann wie lebende Tote. Dieser Fakt hat sich über die Jahrhunderte, wie so vieles, verselbständigt und den tatsächlichen Glauben an lebendige Tote erschaffen. So werden noch heute in Haiti die Verstorbenen teilweise vergiftet, mit einem Pfahl erstochen oder zerstückelt. Organspende fällt da wohl flach.
Wer sich von der sehr beeindruckenden Atmosphäre der Ausstellung beeindrucken lassen möchte und sich dabei noch ein paar nützliche Fakten für den nächsten DVD-Abend aneignen will, kann noch bis zum 24. Oktober ins Ethnologischen Museum Dahlem in Berlin pilgern. An das Tierblut als Wegzehrung musst Du aber selber denken.
Vodou. Kunst und Kult aus Haiti
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 10:00 bis 18:00 Uhr
Samstag und Sonntag, 11:00 bis 18:00 Uhr
Eintritt: 8,- EUR, ermäßigt 4,- EUR
Ethnologisches Museum | Lansstraße 8 | Berlin-Dahlem