Mitte der Neunziger Jahre (des letzten Jahrhunderts) ist Rob Zombie die coolste Sau auf diesem Planeten. Mit seiner Band “White Zombie“ kreuzt er fette Gitarren, Horrortrash mit LSD-Optik und modischen Rastazöpfen, um sich anschließend mit Hilfe der beiden MTV-Intellektuellen Beavis und Butthead direkt in die Herzen der Kids zu katapultieren.
Horror-Trash-Achterbahnfahrt
1998 veröffentlicht er seine erste Solo-Scheibe “Hellbilly Deluxe“, welche in den USA zu dreifach Platin gelangt. Neben der Musik wendet sich Zombie bald verstärkt dem bewegtem Bild zu (Bereits zuvor inszenierte er den Großteil seiner Videos selbst) und dreht im Jahr 2002 seinen ersten Film “Haus der 1000 Leichen“. Eine muntere blutige Horror-Trash-Achterbahnfahrt und wildes Augenfutter mit einigen wirklich hübschen Ideen (diese Hasenkostüme sind doch wirklich herzallerliebst). Eine einzige große Verneigung vor Filmen, wie “The Texas Chainsaw Massacre“. Hier hat jemand seine Hausaufgaben gemacht. Doch dann begannen die Sachen langsam irgendwie schief zu laufen.
Sicherlich, die Platten waren immer noch irgendwie ganz cool, aber war das Solo-Debüt noch eine Sammlung von mitreißenden gröhlenden Partykrachern, wie “Dragula“, bekam man bei den nachfolgenden Veröffentlichungen auf einmal das Gefühl, dass hier jemand nur noch mit angezogener Handbremse fährt. Und auch bei seinem zweiten Film “The Devil’s Rejects“ wird man irgendwie das Gefühl nicht los, dass man das bei Tarantino alles schon mal wesentlich besser und unterhaltsamer gesehen hat.
Halloween 2 – unverständlicher Schrott oder durchgeknallte Augenweide
Dennoch ist die Freude und Erwartung hoch, als man Zombie für das unvermeidliche “Halloween“-Remake als Regisseur und Drehbuchschreiber ins Boot holt. Das Ergebnis ist bei den Horrorfans aber eher umstritten. Nicht nur, dass die Umsetzung recht ideenlos geriet. Zombie kann es sich auch nicht verkneifen zu erklären, warum Michael zum bösen Irren wird. Und die Erklärung ist: Michael hatte einen schlechten Vater, der sich nicht um ihn kümmerte (und sagt, dass er sich die Haare abschneiden soll) und eine Mutter, die Stripperin und nie da ist. Tja, so einfach kann es sein. Da muss man ja einfach durchdrehen. Während Carpenter im Original noch das absolute Böse zelebriert, gibt uns Zombie den Sozialarbeiter. Dennoch wird Zombies “Halloween“ zum bislang kommerziell erfolgreichsten der Serie (nach “H20“).
Kein Wunder, dass die Arbeit an einem Remake der Fortsetzung “Halloween 2“ recht schnell begonnen wird. Der Film startet am 28.August 2009 in den USA und bleibt kommerziell weit hinter den Erwartungen zurück, so dass von einem Filmstart in Deutschland abgesehen wird.
Stattdessen müssen sich die deutschen Fans mit der Veröffentlichung als DVD und Blu-Ray begnügen, haben nun dafür aber die Möglichkeit im Frühjahr ein weiteres Mal Halloween zu feiern. In die Videotheken kommt der Film am 5. Februar, käuflich erhältlich ist er jedoch erst ab dem 12. März.
Klar ist bereits, dass der Film die Gemüter der Horrorgemeinde noch stärker spaltet als der Vorgänger. Sprechen die einen von unsehbarem, sinnlosem Schrott – loben die anderen, dass Zombie wieder mehr zu sich selbst gefunden hätte und Michael Myers seinen eigenen grellen psychedelischen Rockn’Roll-Stempel aufgedrückt hat. Was aber wahrscheinlich beides dasselbe meint.
Trailer:
Back to the roots: Hellbilly Deluxe 2
Die Zeit bis zum DVD-Start etwas verkürzen kann sich der geneigte Rob Zombie-Fan mit dem am 29. Januar erscheinenden Album “Hellbilly Deluxe 2“, auf dem der Meister offensichtlich mit dem Zaunpfahl an alte glorreiche (und erfolgreichere) Zeiten anknüpfen will. Songtitel, wie “Jesus Frankenstein“ oder “Werewolf Women Of The SS“ (der Soundtrack zum von Rob Zombie gedrehten Fake-Trailer für das Tarantino/Rodriguez-Grindhouse-Double-Feature) stimmen zuversichtlich. Auch wenn die auf seiner myspace-Seite bereit gestellten neuen Songs noch nicht den Eindruck vermitteln, als wenn er rausbekommen hat, wie man die Handbremse löst.
Bis dahin hier nochmal zum Trost der Rob Zombie Gassenhauer „Dragula“