Stolz und Vorurteil und Zombies

0

Genre: Zombifizierter Klassiker
Autor:
Jane Austen und Seth Grahame-Smith
Verlag:
Heyne

Wer kennt es nicht: “Stolz und Vorurteil“ – die bürgerliche Schmachtschmonzette von Jane Austen aus dem Jahr 1813 in der sich junge, verliebte Damen und ihre Verehrer erst durch ein Wirrwarr von gesellschaftlichen Verwicklungen und Irrtümern kämpfen müssen, bevor sie am Ende alle glücklich verheiratet sind. Wer kennt es nicht? Richtig: Kaum jemand kennt es! Denn im Allgemeinen zeigt der durchschnittliche Horror-und Halloweenfan doch ein recht begrenztes Interesse für Geschichten in denen die größte Herausforderung darin besteht, innerhalb der gesellschaftlichen Norm eine Balance zwischen gesellschaftlichem Druck und dem privaten Liebesglück zu finden und alle großen Probleme eigentlich mit einem kurzem Gespräch zu lösen wären.

cover-stolz-und-vorurteil-und-zombiesDas könnte sich jetzt aber grundlegend ändern. Denn völlig unbemerkt hat Jane Austen eine zweite Version ihres Erfolgsromans, über den Mark Twain einmal gesagt hat: „Immer, wenn ich “Stolz und Vorurteil“ lese, möchte ich sie (Jane Austen) ausgraben und ihr mit ihrem eigenen Schienbein auf den Schädel hauen“, geschrieben. Er heißt “Stolz und Vorurteil und Zombies“. Genau, Zombies! Diese untoten, schwankenden Dinger, deren einziger Sinn und Streben dahin geht, den Lebenden das Gehirn aus dem Kopf zu lutschen. Zu verdanken ist diese … ähm … Entdeckung dem amerikanischen Literaturwissenschaftler Seth Grahame-Smith, der seitdem als verschollen gilt.

England im 18. Jahrhundert: Das ganze Land ist von einer Zombieplage befallen. London ist durch dichte Mauern halbwegs sicher („Ich befürchte, das Osttor ist schon wieder gefallen“). Aber auf dem Land kommt es schnell mal vor, dass ein Anwesen mit 18 Personen durch eine einfallende Horde Untoter komplett ausgelöscht wird. Oder die Gesellschaft bei einem Abendessen auf das Dessert verzichten muss, da das Küchenpersonal durch das Öffnen der Kellerklappe für frische Luft sorgen wollte und nun mit seinen herumliegenden Eingeweiden den bereits servierfertigen Kuchen vollkommen ruiniert hat. Im Angesicht dieser dramatischen Lage hält es Mr. Bennet für richtig, seine fünf Töchter in einem chinesischen Shaolin-Kloster zu blutigen Kriegerinnen auszubilden. Mrs. Bennet dagegen hat vor allem die standesgemäße Verheiratung ihrer Töchter im Sinn. Da passt es ihr bestens, dass in dem vor kurzem so unglücklich frei gewordenen, benachbarten Anwesen (siehe oben) ein junger Gentleman einzieht und gleich noch einen reichen Freund mitgebracht hat. Und so nehmen bald darauf die Liebesringeleien ihren Lauf. Und in all den Verwicklungen und Missverständnissen kommen die Mädchen bald kaum noch zum Zombietöten oder den einfachsten, täglichen Leibesertüchtigungen wie „Küss das Rehlein“ (man schleicht sich von hinten unbemerkt an ein Reh, ringt das überraschte Tier nieder und küsst es auf die Schnauze).

„Es ist eine allseits bekannte Wahrheit, dass es einen Untoten, der im Besitz von Gehirn ist, nur nach einem verlangt: mehr Gehirn“

stolz-und-vorurteil-und-zombies-illustration-1

“Stolz und Vorurteil und Zombies“ ist eine amüsante und kurzweilige Parodie auf Jane Austens berühmten Roman, der laut einer BBC-Umfrage (nach „Herr der Ringe“) das zweitbeliebteste Buch der Engländer ist. Natürlich wird auch hier, wie im Original, viel Spazieren gegangen und um den heißen Brei herum geredet. Aber der Kontrast der förmlichen Umgangsformen und gesellschaftlichen Normen mit Sätzen, wie: „Nein, der Hass auf ihn war schon lange verflogen, und fast genauso lang, schämte sie sich dafür, dass sie sich einst gewünscht hatte, sein Blut zu trinken“ oder „Dann köpfte er noch rasch das gemetzelte Personal, während Mr. Bingley sich diskret in die vorgehaltene Hand übergab“ macht das Buch zu einem unterhaltsamen und lustigen Leseerlebnis.

Sehr gelungen ist auch der Anhang mit Arbeitsvorschlägen für die Abiturprüfung, sowie die Verlagswerbung für Bücher wie Goethes “Die neuen Leichen des jungen Werther“ oder “Der Zombieberg“ von Thomas Mann. Das Buch ist im Heyne-Verlag erschienen.

Ein Verfilmung ist selbstverständlich bereits in Vorbereitung (mit Natalie Portman in der Hauprolle) und im Oktober soll das Prequel “Stolz und Vorurteil und Zombies: Aufstieg der lebenden Toten“ erscheinen, welches die Vorgeschichte erzählt.

 


Text: A.Hartung

Vorheriger ArtikelNicht totzukriegen: „Resident Evil 4“ startet im Kino
Nächster ArtikelFreeze – Albtraum Nachtwache

Hinterlasse eine Antwort

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website ist durch reCAPTCHA geschützt und es gelten die Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen von Google