Der Zombie Survival Guide

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Genre: Parodie
Autor: Max Brooks
Verlag: Goldmann

survivalWenn der Sohn von Komikerlegende Mel Brooks einen Ratgeber über Zombies schreibt, kann das ja nur ein oberflächliches Vergnügen werden. Aber weit gefehlt, dieser Guide ist erstaunlich realistisch und macht fast schon ein bisschen paranoid.

Die Zombies sind unter uns. Schon seit Anbeginn der Menschheit sorgt ein Virus namens „Solanum“ für kleinere und größere Epidemien, die regelmäßig von den jeweiligen Regierungen vertuscht werden. Du solltest deshalb ständig auf die kleinen Hinweise achten, die Brooks ausführlich beschreibt: Mordfälle, bei denen die Opfer ausschließlich durch Kopfschüsse getötet werden, vermehrte Meldungen von vermissten Personen, Seuchen, die man mit dubiosen Erklärungen wie „Rinderwahnsinn“ abtut oder auch grundlose „Massenhysterien“ in den Nachrichten. Wenn Du diese Warnhinweise registriert hast, wird es Zeit, das Haus zu sichern, die Vorräte zu kontrollieren und die Waffen zurechtzulegen, denn die nächsten Wochen könnten etwas ungemütlich werden. Es kann natürlich auch sein, dass die Bedrohung zu groß wird und Du Deine Behausung verlassen musst. Dann brauchst Du ein Ziel. Ist es ein Haus in den Bergen oder doch lieber eine Bohrinsel? Begibst Du Dich zu den örtlichen Armeestützpunkten oder meidest Du lieber die Hilfe des Militärs? Und was ist die beste Strategie, sicher durch verseuchte Gebiete zu reisen? Per Fahrrad oder besser mit dem Monstertruck? Auf das alles hat Brooks eine Antwort. Und zwar so ausführlich, dass einem fast schwindelig werden kann.

Kenne Deinen Feind!

Wie jeder gute Ratgeber, ist auch der Zombie Survival Guide strukturiert und übersichtlich aufgebaut. So befasst sich das erste Kapitel zunächst einmal mit den Untoten an sich. Um Ursprung und Wirkungsweise des „Solanum“-Virus mogelt sich der Autor zwar ein bisschen herum, doch das ist kein Beinbruch, schließlich ist es ein allgemeiner Ratgeber und jedes Zombiemachwerk – ob Film oder Buch – findet sowieso immer irgendeine haarsträubende Erklärung, die letztendlich eh keine Rolle spielt. Fakt ist, die Toten wandeln auf der Erde, jeder Biss ist tödlich und Du solltest deshalb besser wissen, wie die Dinger so ticken. Im Ratgeber erfährst Du alles über die körperliche Leistungsfähigkeit, ihre jeweiligen Sinneswahrnehmungen und ihre Verhaltensmuster. Wie kommunizieren die Biester untereinander, wie jagen sie und kann man sie vielleicht sogar domestizieren?

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Wer als Hardcore-Zombie-Fan bis hierhin noch nicht ganz überzeugt ist, der wird spätestens ab dem 2. Kapitel namens „Waffen und Kampftechniken“ leuchtende Augen bekommen. Auf über 30 Seiten lässt sich Brooks über jede Art von Waffen aus, verlässt dabei schnell den ausgetretenen Pfad der Schusswaffen und erklärt anschaulich die Vor- und Nachteile bestimmter Alltagsgegenstände wie zum Beispiel Brecheisen, Bunsenbrenner, Schleudern oder elektrische Schraubendreher. Wie sperrig ist der Gegenstand, lässt er sich auch unter Panik wirkungsvoll einsetzen und wie sehr ist er abhängig von Treibstoff? Dann wird es sogar noch verrückter, schließlich könntest Du Dir ja einen historischen Plattenpanzer oder einen Hai-Anzug aus Drahtgeflecht zur Verteidigung zulegen, oder besser doch nicht? Der Zombie Survival Guide erklärt es Dir sehr anschaulich.

Was wirst du tun, wenn die Hölle losbricht?

waffeIn ähnlicher Detailfülle setzt sich der Ratgeber auf hunderten von Seiten fort. Wie verteidige ich mein Haus oder meine Mietwohnung, welche Vorräte lege ich mir zu (diese Listen eignen sich sogar für richtige Katastrophen), welche Gebäude eignen sich am besten zum Verschanzen – Krankenhäuser, Schulen oder doch lieber ein Supermarkt? Was muss ich auf der Flucht beachten, welche Landschaften sollte ich zum Reisen vorziehen und welche eignen vielleicht sogar für einen gezielten Angriff? Was wäre der geeignetste Ort, um in einer Welt zu überleben, die von Untoten überrannt wurde? All diese Fragen klopft Brooks stets auf ihren Realismus ab und kommt oft auf die verblüffendsten Erkenntnisse. So ist die verlockende einsame Insel, auf die wir uns wohl alle flüchten würden, bei genauerer Betrachtung gar nicht mehr so rosig. Schließlich werden skrupellose Banditen nicht davor haltmachen, Inseln und Küstengebiete nach Habseligkeiten abzusuchen. Die Nahrung muss gesichert werden, und weißt Du, wie man Getreide anbaut? Und zu guter Letzt können Zombies auch unter Wasser gemütlich herumspazieren. Was garantiert Dir also, dass nicht eines Morgens ein paar von den Biestern vor Deiner Hängematte stehen? Der Autor schafft es, einem gehörig den Kopf zu waschen und das Gefühl zu geben, sich wirklich mal kümmern zu müssen. Sich eine einsame Hütte in den Bergen zu kaufen und im Sommer nach und nach zombiefest zu machen. Sich Kenntnisse über Waffen, Technologie und Landwirtschaft zuzulegen. Leute mit verschieden Fähigkeiten um sich scharen.
Nach Genuss dieses fundierten Handbuchs wirst Du Dich dabei erwischen, Deinen Alltag nach den wirklichen Gefahren und Chancen abzusuchen. Eine echte Leistung für einen fiktiven Ratgeber.

Abgerundet wird der Zombie Survival Guide von einer Jahrhunderte übergreifenden Chronik überlieferter Angriffe der Untoten. Brooks lässt vermeintliche Experten und Augenzeugen zu Wort kommen und mixt ungehemmt Fiktion mit tatsächlichen Vorkommnissen der Menscheitsgeschichte, wie Kriege oder Aufstände. Sehr schön ist auch, dass hier noch einmal das Gelernte vertieft wird, indem man anschaulich nachliest, welche Fehler die Menschen angeblich so alles gemacht haben. Auch hier beweist der Autor einen ungehemmten Einfallsreichtum.

Dieses ultimative Nachschlagewerk für alle Zombiefans ist eine liebevolle, detaillierte und unglaublich ideenreiche Parodie auf alle Überlebensratgeber, dessen größte Stärke es ist, an keiner Stelle wie eine Parodie auf alle Überlebensratgeber zu wirken. Wenn wirklich mal die bissigen Biester unsere Erde überrennen (weiß man’s?), würde ich auf der Stelle auf dieses Buch zurückgreifen.


Text: S. Werner

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