Poltergeist

3

Poltergeist Deutsches Filmposter1982 | 110min | FSK 16

Bevor der heutzutage legendäre Film „Poltergeist“ am 23. September 1982 erstmals in deutschen Kinos über die Leinwände flackert, haben sich wohl die wenigsten Cineasten Gedanken über die mögliche Existenz von Poltergeistern gemacht. Das ändert sich mit diesem Film, der Anfang der 1980er Jahre unter der Regie von Tobe Hooper („The Texas Chainsaw Massacre“) entsteht.

Tobe Hooper? Oder vielleicht doch eher Steven Spielberg? Diese Frage beschäftigt nach Abschluss der Dreharbeiten sogar die Filmgewerkschaft DGA (Directors Guild of America), denn Produzent Steven Spielberg schließt Tobe Hooper als eigentlichen Regisseur sogar von der Nachbearbeitung des Films aus und übernimmt diese persönlich. Trotzdem oder deswegen begeistert „Poltergeist“ sowohl das gemeine Publikum, als auch die Kritiker. Die Geschichte einer amerikanischen Bilderbuch-Familie, welche in ihrem neuen Heim von unerklärlichen, zunehmend bedrohlichen Geschehnissen heimgesucht wird, zieht die Zuschauer in ihren Bann: Die Art und Weise, wie unheimliche Vorkommnisse und Schreckmomente in die Handlung eingewoben werden, sorgt bei vielen für Gänsehaut. Trotzdem kommt der Streifen dabei vollständig ohne schlimme Splattereffekte, Blutorgien oder sonstige Metzeleien aus. Tatsächlich gibt es keinen Mord oder Todesfall! Und das in einem Horrorfilm!

Fürchte Dich, fürchte Dich sehr!

Wie gesagt, es ist die Art und Weise, wie der Schrecken in die Köpfe der Zuschauer gelangt. Da sitzt die jüngste Tochter der Familie, Carol Anne, eines Nachts nach Sendeschluss (ja, sowas gibt es in den 1980er Jahren tatsächlich, hierzulande sogar bis zum Anfang der 1990er Jahre!) vor dem rauschenden Fernseher und unterhält sich mit dem Gerät, auf mysteriöse Weise stirbt der süße Kanarienvogel, es zerspringen ein paar Gläser, ein Steak bewegt sich von allein und in der Wer braucht schon Wii, Move oder Kinect, wenn er mit paranormalen  Poltergeistern interagieren kann?Küche bilden die Stühle seltsam gestapelte Gebilde. Aber spätestens als Carol Anne auf einem Kissen sitzend wie von Geisterhand über den Küchenboden gezogen wird, schauert es jeden Beobachter, der darin nicht nur eine super Methode zum Aufwischen von Essensresten sieht, sondern sich ernsthaft in den Film vertieft. Natürlich ist das Ende der paranormalen Fahnenstange damit noch lange nicht erreicht, denn: „Sie sind da.“ – wie Carol Anne ihren Eltern nach einem abermaligen Rendezvous mit dem rauschenden Fernseher berichtet.

In der Folge zeigt der Film, warum er 1983 in drei Kategorien für den Oscar nominiert war – (auch wenn er in allen drei Kategorien gegenüber Spielbergs „E.T – Der Außerirdische“ den Kürzeren zog): Die visuellen Effekte von Industrial Light & Magic können sich nämlich fürwahr sehen lassen. Zwar klappen heutzutage beim effektverwöhnten Publikum wohl kaum noch Kinnladen vor Staunen nach unten, aber Anfang der 80er Jahre ist die verwendete Tricktechnik absolut „up to date“. Die tolle Musik von Jerry Goldsmith tut ihr Übriges. Dass der Film seine Wirkung eindrucksvoll entfaltet, ist aber auch den zu dieser Zeit weitgehend unbekannten Darstellern zu verdanken. Produzentautorheimlichregisseur Spielberg und Möchtegernregisseur Hooper sind sich nämlich einig, dass Stars die Glaubwürdigkeit der Familie und damit die Atmosphäre des Films zerstören würden. Spannend ist die Wahl der Besetzung für die Rolle der Carol Anne: Heather O’Rourke erhält beim Casting den Vorzug vor Drew Barrymore, weil Steven Spielberg ihr engelsgleiches Erscheinungsbild bevorzugt. Drew Barrymore wird im Zuge dessen die Rolle der kleinen Gertie in Spielbergs „E.T. – Der Außerirdische“ zugesprochen.

Sieht doch nach jeder Menge Spaß aus, was Mutter und Tochter in der Küche veranstalten.Wie von Geisterhand streckt der Fernseher der kleinen Carol Anne eine Geisterhand entgegen.Manche Damen sind ganz aufgekratzt, wenn ihr Make-up nicht perfekt ist.
Der „Poltergeist“-Fluch

Dass Drew Barrymore dadurch im kommerziell erfolgreicheren Film spielt, ist die eine Sache. Die andere Sache ist, dass sie dadurch von dem sogenannten „Poltergeist“-Fluch verschont bleibt. Dieser „Fluch“ reist mehrere, an den „Poltergeist“-Filmen beteiligte Menschen aus dem Leben: Noch im Jahr des Erscheinens des ersten Teils, 1982, wird Dominique Dunne, im Film Carol Annes ältere Schwester Dana, von ihrem Freund brutal erwürgt. 1985 stirbt Schauspieler Julian Beck während der Dreharbeiten von „Poltergeist II – Die andere Seite“ an Magenkrebs. 1987 scheidet sein Kollege Will Sampson dahin – Nierenversagen. Und 1988 ereilt das Schicksal Heather O’Rourke. Wenige Monate nach Beendigung der Dreharbeiten zu „Poltergeist III – Die dunkle Seite des Bösen“ erliegt sie im Alter von gerade einmal zwölf Jahren einem Darmverschluss.

Doch wenn es tatsächlich einen Fluch gibt, so betrifft dieser zumindest nicht die Bewohner des Hauses, das als Drehort des ersten „Poltergeist“-Streifens dient. Das Haus steht – trotz des verheerenden Northridge Erdbebens 1994 – immer noch in Kalifornien, in Simi Valley, in der Roxbury Street Hausnummer 4267. Und die Besitzer des Hauses, welche das Haus 1982 an das Filmteam vermieten, leben 2010 noch immer dort.

Poltergeist – Deutscher Kinotrailer


Text: Sascha Adermann

Vorheriger ArtikelBlair Witch Project
Nächster ArtikelNicht totzukriegen: „Resident Evil 4“ startet im Kino

3 Kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website ist durch reCAPTCHA geschützt und es gelten die Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen von Google