Fragen Sie Dr. Kürbis! – Teil 3: Wozu gab es eigentlich Menschenopfer?

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Die Frage:


Lieber Dr. Kürbis!

Ich frage mich, warum die Menschheit eigentlich einmal damit angefangen hat, Menschenopfer zu bringen. Wäre toll, es in naher Zukunft zu erfahren.

 

Deine Jennie


Die Antwort:

Fragen-sie-drLiebe Jennie,

das ist eine gute Frage, die ich Dir gern beantworten möchte. Seit die Menschheit an irgendeine Art von höheren Wesen glaubt, werden bereits Menschenopfer gebracht.

Es gibt dokumentierte Funde aus prähistorischen Zeiten, die bereits auf rituelle Tötungen hinweisen. In der Regel soll das Opfer einer Gottheit als Nahrung dienen oder ihr zeigen, dass sie doch bitte nicht mehr böse sein soll. Auch als Bestechung für besondere Wünsche ist ein kleiner Ritualmord gut. Ein Menschenleben zu opfern erscheint den Leuten von jeher als das größte Geschenk, das man seinem Schöpfer machen kann. Im Laufe der Menschheitsgeschichte wird der Grund für dieses grausame Brauchtum immer kreativer. Um einen Kultplatz oder ein Gebäude zu weihen, wird mal eben jemand abgeschlachtet und unter der Türschwelle vergraben. Dieses Opfer soll dann als Schutzgeist des Hauses zur ständigen Abwehr gegen die Dämonen dienen. Im alten Ägypten und später auch in Asien finden es die Herrscher angemessen, wenn gleich ihre ganze Belegschaft mit ins Grab gepackt wird, was auch mal bis zu hundert Personen auf einen Schlag betrifft. So kann der eingespielte Stab im Jenseits nahtlos weiter ihrem Vorgesetzten dienen. Auch die aufkommende Landwirtschaft ist dem ein oder anderen Bürger nicht gut bekommen, denn die Fruchtbarkeit eines Landes und sogar der Wechsel der Jahreszeiten wird mitunter nur auf ein regelmäßiges Menschenopfer zurückgeführt.

Der Soziologe Gunnar Heinsohn schreibt in seinem Buch „Die Erschaffung der Götter: das Opfer als Ursprung der Religion“, wie die Menschen in der Bronzezeit (etwa 2.000 bis 1.000 v. Chr.) begonnen haben, verschiedene Schockzustände durch Naturkatastrophen mit Hilfe von Menschenopfern zu verarbeiten. Sie verhalten sich wie kleine Kinder, die ein Trauma überwinden, indem sie es nachspielen, und dabei spielerisch die Position der Stärkeren einnehmen. Nach einem Meteoriteneinschlag beispielsweise haben sich in einem Ritual aufwändig geschmückte Spieler als Himmelskörper verkleidet, um andere Darsteller dann zu enthaupten, zu zerstückeln, zu kastrieren oder zu verbrennen.

menschenopfer bronzemenschenopfer Azteken

Richtig aus dem Vollen geschöpft haben allerdings die Azteken, die etwa im 14. Jahrhundert ihr Unwesen treiben. Sie haben vorsichtigen Schätzungen zufolge jährlich etwa mehrere Tausend bis hin zu 50.000 Menschenopfer gebracht. Die Schöpfungsmythologie der Azteken besagt, dass vor der gegenwärtigen Welt bereits vier andere Welten existieren, die als Sonnen bezeichnet werden. Alle bisherigen Welten haben Katastrophen zerstört, die fünfte Sonne geht nur aus dem Opfertod eines tapferen Gottes hervor. Doch die neue Sonne steht regungslos am Himmel, wenn keine Blutopfer für sie gebracht werden. Das bedeutet also, damit es jeden Morgen wieder hell wird, benötigen die Azteken ein Menschenopfer. Bei unzähligen Volksstämmen, die unter dem Begriff „Azteken“ zusammengefasst sind, läppern sich die Getöteten so im Laufe des Monats ordentlich zusammen. Außerdem existieren zu der Zeit insgesamt etwa 213 Gottheiten, die man auch jeweils mit Blut besänftigen kann. So richtig schlimm findet das damals aber niemand, für die Menschen beginnt das richtige Leben sowieso erst nach dem Tod und Opfertote haben einen direkten Zugang ins Paradies.


Zum Glück hat dieses Ritual im Laufe der Menschheitsgeschichte mehr und mehr an Bedeutung verloren. Allerdings kommt es in Indien noch heute zu bedauerlichen Tötungsdelikten im Namen von „Kali – der Göttin des Todes und der Zerstörung“ durch ein paar verwirrte Menschen.

Dein Dr. Kürbis

 


Du hast auch ein Frage an Dr. Kürbis? Dann schreibe eine Mail an: frage@halloween.de


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3 Kommentare

    • Lieber Hans, angesichts des dargestellten Schreckens erscheint mir ein schnoddriger Sprachstill fast notwendig. Dein Kürbiskönig

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