Arschgroße Spinnen und indische Killer-Fliegen: Ab heute zieht das Fantasy Film Fest durch das Land!

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Verehrte Damen und Herren, liebe Kinder! Tretet näher! Es wird Spätsommer, und wie jedes Jahr um diese Zeit kommt der Horror-Movie-Zirkus in die Stadt: Das Fantasy Filmfest tourt ab heute wieder mit einem fetten Programm von 70 Filmen durch die Republik und startet in Berlin mit dem Eröffnungsfilm “The Congress“!

Man kann sich heute kaum noch vorstellen, welchen Stellenwert das FFF Anfang und Mitte der Neunziger Jahre hatte, als der gemeine Horror-und Gruselfreund größtenteils auf die Auswahl und das Fachwissen seines “fachkundigen“ Videothekars angewiesen war. Horror fand im Kino nach der Hochphase der achtziger Jahre faktisch nicht statt. Und einfach mal schnell im Internet einen Trailer anschauen oder sich überhaupt informieren, welcher Killer als nächstes die Axt schwingt … das war einfach nicht.

In dieser Zeit war das FFF so etwas, wie eine blutige Raststätte an einer unbeleuchteten Autobahn. Eine Woche im Jahr gab es die Möglichkeit, Filme auf großer Leinwand zu sehen, die man danach wahrscheinlich nicht nur nie wieder im Kino sehen würde, sondern überhaupt niemals wieder, da sie niemals einen deutschen Publisher finden würden. Und einfach innerhalb von 5 Minuten bei Online-Versandhandel die japanische DVD bestellen … tja … war nicht.

Aber bevor wir hier beginnen, von einer Zeit zu erzählen, als wir unseren Cinematographen noch mit Kohle heizen mussten, kehren wir zurück in die Gegenwart. Diese Informations-Pole-Position hat das FFF natürlich etwas eingebüßt. DAS Film-Ereignis des Jahres für den Freund des blutigen Filmes ist es aber nach wie vor. Denn auch heute noch bietet das FFF die Möglichkeit, Filme aus dem Bereich Horror, Thriller, Science-Fiction oder schwarzhumorige Komödie, vielleicht einmalig, auf großer Leinwand zu bestaunen. Und oft ist eine erfolgreiche Vorführung beim FFF das Sprungbrett für einen Film oder einen jungen Regisseur, die sonst vermutlich nicht diese Aufmerksamkeit bekommen hätten. If you make it there – you make it everywhere! So hat sich das Label Fantasy Filmfest zu einem kleinen Qualitätsgütesiegel entwickelt, mit dem die Verleiher mittlerweile gerne auf ihren DVD-Covern werben. Große Genre-Klassiker hatten hier ihren ersten Auftritt. Ob diese Jahr wieder welche dabei sind? Der Kürbiskönig hat sich einmal im Programm umgeschaut.


 YOUR’E NEXT

Ja ja, Familientreffen haben so ihre Tücken. Vor allem, wenn die Familie seit Jahren zerstritten ist und geflissentlich Abstand voneinander hält. Aber Mutti und Vati haben 35. Hochzeitstag. Also, was soll’s! Zusammen in einem abgelegenen Haus an die gedeckte Tafel gesetzt und hoch die Tassen, bis dem ersten Familienmitglied plötzlich ein schicker Armbrustpfeil im Kopf steckt. Ein paar geheimnisvolle Gestalten mit Tiermasken auf dem Kopf wollen gerne mitfeiern – auf ihre eigene Art und Weise. Niemand weiß, wer sie sind und was sie wollen. Aber eine gute Möglichkeit für die (Überlebenden der) Familie, etwas zusammenzurücken. Und eine gute Gelegenheit für die Freundin des Sohnes, bei den Schwiegereltern einen guten Eindruck zu hinterlassen. Sie beginnt, das Haus mit allerlei tödlichen Fallen zu präparieren, auf dass die ungebetenen maskierten Gäste die eine oder andere (blutige) Überraschung erleben. “The Strangers“ meets “Kevin allein zu Haus“!

BIG ASS SPIDER

Ein Film über große … also wirklich große … quasi arschgroße Spinnen. Von niemand geringerem als Mike Mendez, den wir Ende der Neunziger Jahre solche Trash-Perlen, wie “Killers“ oder “The Convent“ zu verdanken haben. Eine Hommage und Wiederbelebung des fünfziger Jahre Creature- Horrorfilms im Gewand des neuen Jahrtausends. Will sagen, die Leute werden zwar immer noch von den Monstern gefressen. Vorher machen sie aber noch ein Foto mit ihrem iPad.

BLANCANIEVES

Und hier ein echter Leckerbissen für Freunde des besonderen Films. Schneewittchen in der Stierkampfarena! Ein stummes, bildgewaltiges Meisterwerk in schwarz und weiß. Mit einer Stiefmutter, die es im Domina-Outfit dem Chauffeur des Hauses besorgt, während die schöne Carmen von sieben kleinwüchsigen Torreros in der Kunst des Stierkampfes unterrichtet wird. Vermutlich nicht zu Unrecht beschreibt das FFF-Programmheft den Film als eine Mischung aus Schneewittchen, “The Artist“ und Tod Brownings “Freaks“.

THE COMPLEX

“The Complex“ ist der neue Film von Kuroyuri Danchi – seines Zeichens Erfinder und Schöpfer solcher asiatischer Albträume wie “The Ring“ und “Dark Water“. Und allein schon deswegen einen Blick wert.

HUMAN RACE

Stell Dir vor: Eben stehst Du noch an der Bushaltestelle. Dann ein Blackout – und Du erwachst in einer bizarren Versuchsanlage mit anderen verwirrten Passanten. Ein Stimme verkündet über Lautsprecher, dass Du nun Teilnehmer in einem Rennen bist. Die Regeln sind einfach: Wer den Weg verlässt, stirbt. Wer zweimal überrundet wird, stirbt ebenfalls. Na dann los!

Gibt es für diese Art von Filmen, in denen in einem öffentlichen/staatlichen Spiel die Teilnehmer um ihr Leben kämpfen, eigentlich bereits einen eigenen Genre-Begriff? Ähnliche Versuchsanordnungen sind bekannt aus Filmen, wie “Running Man“ oder “Battle Royale“. Das faszinierend an solchen Plots ist ja nicht nur die perfide Versuchsanordnung, sondern auch die Frage für den Zuschauer: Wie würde ich mich verhalten?

MAKKHI

Juhuhu … David Cronenberg meets Bollywood! In den ersten Filmminuten von Makkhi singt und schmalzt der junge, aber mittellose Nani die schöne Bindhu an. Dann aber taucht der reiche Sudeep auf, schmalzt ordentlich mit und lässt nebenbei den jungen Nani beseitigen, auf dass er allein die holde Dame an singen kann. Dumm nur, dass die Inder an Reinkarnation glauben. Nani kommt als Fliege zurück und macht daraufhin in einer Art Live-Action-Cartoon-Perfomrance dem feisten Sudeep das Leben zur Hölle. Bleibt die Frage: Werden die Fliege und die schöne Bindhu am Ende heiraten?

VANISHING WAVES

Einmal mehr bestätigt sich das FFF als Fundgrube. So auch bei diesem optischen Leckerbissen aus Litauen. Ein Wissenschaftler-Team verknüpft während eines Experimentes die Hirn-Synapsen einer Koma-Patientin mit einem ihrer Teammitglieder. Ein obsessiver, (alb)traumhafter Film.

ANIMALS

“Donnie Darko“ als Teddybär-Version. Eine morbide, beunruhigende Coming-of-Age-Geschichte über den introvertierten Teenager Pol, der nur etwas aus sich herausgehen kann, wenn er mit seinem besten Kumpel, dem Teddybären Deerhoof, Musik macht. Langsam aber sicher schraubt sich die dunkle Stimmung nach oben …


Natürlich gibt es auch noch zahlreiche weitere Kost auf dem FFF. Und auch die Traditionalisten kommen auf ihre Kosten. Rob Zombie erweckt den Lord von Salem, Danny Trejo geht auf Zombie-Jagd, und in “Aftershock“ versucht Eli Roth, nach einem Erdbeben in einer chilenischen Partystadt zu überleben. Ob da jetzt ein großer Klassiker der Zukunft mit dabei war, wird sich erst später herausstellen. Wer hätte zum Beispiel Mitte der Neunziger Jahre beim durchblättern des FFF-Programmheftes auf ein Gangster-Episodenfilm gewettet? In einer der Hauptrollen John Travolta? Eben.

Die Termine des 27. FANTASY FILMFEST

BERLIN 20.–28. Aug.

HAMBURG 21.–28. Aug.

MÜNCHEN 27. Aug.–7. Sept.

STUTTGART 28. Aug.–4. Sept.

FRANKFURT 04.–11. Sept.

KÖLN 05.–12. Sept.

NÜRNBERG 05.–12. Sept.

Alle weitere Information, alle Filme und den vollständigne Programm-Ablauf findest Du auf der Webseite des Fantasy Film Festes:
www.fantasyfilmfest.com


 

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