Ja, es ist tatsächlich noch Frühling. Das bestätigt im Zweifel der Blick auf den Kalender. Doch an diesem Wochenende feiern viele Menschen in unseren Breitengraden die Sommersonnenwende, die am 21. Juni den kalendarischen Sommeranfang einläutet und gleichzeitig den längsten Tag des Jahres beschreibt. Der Tag der Sommersonnenwende wird auch als „Mittsommer“ bezeichnet, was angesichts dieser Tatsachen im ersten Moment etwas befremdlich wirken mag.
Anders als in nahezu allen anderen Ländern der Welt beginnt der Sommer in Großbritannien und Irland schon am 01. Mai und endet am 31. Juli, die Sommersonnenwende liegt hier also tatsächlich ungefähr in der Mitte des Sommers. Trotzdem wird auch in Ländern, in denen der kalendarische Sommeranfang auf den 20./21. Juni (im Laufe des 21. Jahrhunderts wird der kalendarische Sommer aufgrund der Schaltregel gelegentlich am 20. Juni anfangen – verlass‘ Dich drauf) fällt, der Tag der Sommersonnenwende als Mittsommer bezeichnet und zelebriert. Klingt vielleicht komisch, ist aber so.
Mittsommernacht = Lithafest = Hexensabbat?
In nordischen Ländern nimmt die Mittsommernacht eine besondere Stellung ein, sie wird dort bekanntermaßen mit fröhlichen Feierlichkeiten zur Sommersonnenwende begangen. Doch nur wenige Menschen wissen, dass dieser Tage auch noch das Lithafest zelebriert wird, welches zu den acht Hexensabbaten gehört.
Der Begriff Hexensabbat verbindet sprachhistorisch den Hexenbegriff mit dem hebräischen Wort Schabbat, welches den von Gott gebotenen Ruhetag am Ende einer jeden Arbeitswoche bezeichnet. Diese Verbindung geht zurück auf die Dämonisierung der Juden durch die christliche Kirche im Hochmittelalter (11. – 13. Jahrhundert), welche die Juden satanischer Riten bei der Religionsausübung bezichtigte. Auf solche Unterstellungen, wie beispielsweise Dämonenanbetung und Ritualmorde, fußten deshalb auch Pogrome und Verfolgungen. Erst im 15. Jahrhundert wurde der Begriff Hexensabbat von diesem hebräischen Ursprung gelöst und bezeichnete fortan ein Geheimtreffen von Hexen und Zauberern mit dem Teufel.
Das Lithafest hat als Teil der Hexensabbate einen entsprechend hohen Stellenwert bei Hexen. Natürlich wurde es von der christlichen Kirche als heidnisch eingestuft und entschlossen bekämpft. Mit der Einführung von Feierlichkeiten am sogenannten „Johannistag“ (24. Juni) versuchte die Kirche, das Lithafest zu assimilieren bzw. einen Gegenpol zu schaffen – nach Ansicht mancher Historiker wurde auch das keltische „Samhain“ (der Vorläufer von Halloween) durch das von der katholischen Kirche initialisierte Fest „Allerheiligen“ verdrängt.
Die Verbindung zwischen Mittsommernacht und Lithafest
Eine Verbindung zwischen Lithafest und dem, besonders in den nordischen Ländern verbreiteten und gefeierten, Mittsommerfest stellt folgender Brauch dar: Junge Mädchen sollen am Abend vor oder in der Mittsommernacht sieben verschiedene Kräuter pflücken, dabei dürfen Sie nicht sprechen. Zu den typischen Kräutern, die gesammelt werden, gehören z.B. Basilikum, Beifuß, Holunder, Johanniskraut, Kamille, Lavendel, Margerite, Ringelblume, Salbei und Schwertlilie. In der Nacht werden diese Kräuter bzw. Blumen in oder unter das Kopfkissen gelegt. Die Pflanzen sollen bewirken, dass die Mädchen von ihrem zukünftigem Mann träumen. Allerdings dürfen sie niemanden verraten, wer der „Traummann“ ist.
Dieser Brauch wird traditionell auch in Schweden an „Midsommar“ gepflegt, obwohl es sonst keinen direkten Bezug gibt. Dort ist das Mittsommerfest das zweitgrößte Fest (nach Weihnachten) und wird immer an dem Samstag gefeiert, der dem 21. Juni am nächsten liegt. Überhaupt sind die Festlichkeiten zur Mittsommernacht in den nordischen Ländern sehr stark verbreitet. Da die Nächte zu dieser Zeit kaum dunkel werden, spricht man von „Weißen Nächten“.
„Hexenverbrennungen“ in Dänemark
In Norwegen und Dänemark feiert man am Vorabend des Johannistages am 23. Juni den Sankt Hans-Abend, der mit großen Johannifeuern sowie Fackel- und Laternenumzügen begangen wird. In Dänemark gehört auch die Verbrennung von Strohhexen zum traditionellen Ablauf, womit böse Kräfte ferngehalten werden sollen. In Finnland wiederum wird immer am Samstag zwischen dem 20. und 26. Juni „Juhannus“ gefeiert, was ebenfalls dem Mittsommerfest entspricht. Der Ursprung geht hier auf die Gottheit Ukko (der Gott des Donners, der Ernte und des Wetters) zurück. Lärmen und Trinken zu Juhannus sollte Glück bringen und schlechte Geister vertreiben, beispielsweise sollte die Ernte besser ausfallen, je mehr man an Juhannus trank. In diesem Sinne, Prosit!
Aber ganz egal, ob Du die Sommersonnenwende eher feucht-fröhlich oder hexentechnisch feierst, solltest Du Dir – falls nicht schon längst geschehen – Halloween (31.10.) mit dicker roter Farbe im Kalender markieren… Da gibt es dann auch endlich wieder gruselige Gestalten auf den Straßen zu sehen!