Eisige Zugfahrt – Ab heute kreuzt der Snowpiercer durch die deutschen Kinos

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Es klingt wie die unglaublich bescheuerte Idee eines pubertären Fünfzehnjährigen: Die ganze Welt hat sich in eine apokalyptische Schneewüste verwandelt und alles Leben wurde ausgelöscht. Alles Leben? Nein! Denn ein riesiger kilometerlanger Eisenbahnzug, in dem sich die letzten Überlebenden der Menschheit befinden, hört nicht auf seine Runden zu drehen.

Die „Passagiere“ sind dazu verdammt, auf ewig im Kreis zu fahren und den Zug nie verlassen zu können. Und was tun die Insassen des „Schneekreuzer“ genannten Zuges? Sie bilden eine Klassengesellschaft, bekämpfen sich und versuchen ihre verbliebenen Besitztümer gegen die anderen Überlebenden zu verteidigen. Warum? Weil der Mensch ein Mensch ist.

SNP_image (1) - KopieSnowpiercer Graphic Novel

Düstere Zug-Parabel

Das Ganze ausgedacht hat sich ursprünglich der gestandene französische Comic-Autor Jacques Lob. Für die zeichnerische Umsetzung seiner Vision engagierte er den jungen Zeichner Jean-Marc Rochette. 1983 erschien ihr Comic-Album “Schneekreuzer“ und wurde ein großer Erfolg. Anders als man beim kurzen überfliegen der Inhaltsangabe vermuten könnte, handelt es sich dabei nicht um fröhlich hanebüchenen Endzeit-Trash, sondern um eine Art Endzeit-Science-Fiction-Parabel. Es geht nicht darum, wie glaubwürdig oder realistisch das Leben und Sterben im Zug ist. Jeder Hinweis auf Versorgung mit Grundnahrungsmitteln oder Luxusgütern verbleibt letztendlich symbolisch erklärend. “Schneekreuzer“ erzählt die alte Geschichte vom Raumschiff Menschheit. Eine Zug-Dystopie. Die gesamte Menschheit auf wenigen schmalen Quadratkilometern (der Zug ist mehrere hundert Waggons lang) gepresst. Ohne Möglichkeit zu entfliehen. Ohne Ziel. Ohne Sinn. Nur das Überleben zählt, auch wenn man nicht genau weiß wofür. Das erzwungene hoffnungslose Zusammenleben auf engstem Raum lässt die Menschen nicht zusammenrücken, sondern sie mit aller Gewalt ihre Privilegien verteidigen.

Snowpiercer Graphic Novel 3

Ein Leben am Arsch des Zuges

Im vorderen Teil des Zuges, nahe der (nahezu) mystischen Lok („Heilige Loko, Quelle des Lebens, rolle für uns!“) befinden sich die Luxuswaggons. Hier gibt es fast alles, was ein Leben im Zug noch zu bieten hat. Kaviar, käufliche Liebe und sogar Kaffee. Im hinteren Teil, im sogenannten “Arsch“ lebt der Pöbel, der Abschaum. Wenn sie noch leben. Denn nach einem Aufstand (dem sogenannten “Wilden Ansturm“), als einige Bewohner des Arsches gewaltsam versuchten den unmenschlichen Lebensbedingungen zu entkommen, hat man die Verbindung zum hinteren Teil praktisch unterbrochen. Es gibt Gerüchte, die Menschen würden sich dort selber essen. Eines Tages taucht im Mittelteil ein Fremder auf, der behauptet aus dem Arsch gekommen zu sein. Sein Name ist Proloff. Er wird verhaftet und fast zu Tode geprügelt. Aber die wichtigen Herrschaften wollen ihn persönlich sprechen und eine Polizei-Eskorte soll ihn durch den ganzen Zug an die Zugspitze geleiten. Der zuständige Arzt protestiert, da er Angst hat, dass der Gefangene unbekannte Krankheiten aus dem Arsch im ganzen Zug verbreitet. Zur Seite steht dem Gefangenen die junge Aktivistin Adeline Belleau, die glaubt, dass die Leute im hinteren Teil ein besseres Leben verdienen. Wie gesagt: “Schneekreuzer“ ist eine spannende Sciene-Fiction Endzeit-Parabel. Der junge Rochette zeichnet, wie eine Mischung aus Tardi und Bilal. Um die Jahrtausendewende folgten zwei Fortsetzungsbände mit neuem Autor, da Jaques Lob mitlerweile verstorben war.

Snowpiercer Graphic Novel 2

Satirische Verfilmung durch koreanischen Star-Regisseur

Der bekannte koreanische Filmregisseur Bong Joon-Ho, der breits Meisterwerke wie “The Host“ und “Mother“ drehte, sicherte sich 2005 die Filmrechte, nachdem er einen koreanischen Raubdruck des Comics gelesen hatte. Sein Film “Snowpiercer“, der heute in den deutschen Kinos startet, basiert auf dem Grundkonstrukt der Comics und greift einige der Figuren und Themen direkt wieder auf. Der Zug ist in hierarchische Klassen unterteilt. Im hinteren Teil des Zuges vegetieren die Menschen unter lebensunwürdigen Bedingungen, während man es sich vorne gut gehen lässt. Auch Proloff, die Hauptfigur aus dem Comic treffen wir wieder. Er heißt jetzt Curtis und ist ein echter Held geworden. Er wird zum Anführer der Aufständischen aus den hintersten Waggons, die wild entschlossen sind, sich diesmal bis zur Lok durchzukämpfen, weil sie glauben, dann auch Kontrolle über den Zug zu haben. Denn letztendlich ist die Lok losgekoppelt (haha) von allen Interessen. Sie kann nur fahren. Ein wohin gibt es nicht. Und ein Stillstand oder Pause kommt nicht in Frage, da sofort die Räder an die Schienen festfrieren würden. Ihr Besitz ist also rein symbolisch.

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Die Besetzung des Filmes ist erstklassig. Die Bilder beeindruckend. Tilda Swinton spielt eine wunderbar exzentrische autoritäre Ministerin, welche den Empörten per deutlicher Worte zu vermitteln sucht, wo ihr Platz im Zug ist. Nämlich ganz hinten. Joon-Ho hat die Geschichte mit deutlich mehr Action auf engstem Raum angereichert, die Charaktere stark überzeichnet und mit satirischen Elementen gesegnet. Das nimmt ihr zwar etwas von der dramatischen Tiefe der Graphic Novel-Vorlagen, ist aber für die Übertragung ins Medium Film durchaus nachvollziehbar, damit es nicht unfreiwillig komisch wird.

“Snowpiercer“ startet heute endlich auch in den deutschen Kinos. In Frankreich und Korea war der Film bereits ein großer Erfolg. In den USA streiten sie sich angeblich noch um die richtige Schnittversion.

Fast zeitgleich erschien beim Verlag Jacoby & Stuart die Comicvorlage “Schneekreuzer“ in einer hochwertigen Gesamtausgabe. Diese ist 250 Seiten dick und enthält alle drei „Schneekreuzer“-Comicbände, sowie ein Interview mit dem Zeichner Jean-Marc Rochette, welcher übrigens mittlerweile in Berlin lebt.

Film-Bilder: © Copyright MFA+ FilmDistribution e.K.
Comic: Verlag Stuart Jacoby


Verlosung

Der Kürbiskönig lädt Dich ein auf seine Kosten eine Reise mit dem „Snowpiercer“ zu unternehmen und verlost 3 x 2 Kinokarten. Und für alle, denen beim Zugfahren immer schlecht wird, gibt es einmal die Comic-Vorlage “Schneekreuzer“ zu gewinnen. Um an der Verlosung teilzunehmen, beantworte einfach folgende Frage:

Wann endete die letzte sogenannte Eiszeit (Kaltzeit) in Deutschland?

Snowpiercer-Verlosung

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Links

Webseite Snowpiercer
Webseite Verlag Stuart & Jacoby
Webseite Jean-Marc Rochette (Zeichner von „Schneekreuzer“)

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