Fragen Sie Dr. Kürbis! – Teil 12: Wie wird man Exorzist?

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Die Frage:


Lieber Dr. Kürbis!

Ich weiß, Sie hören das nicht so gern, aber ich möchte das Böse bekämpfen. Deshalb hier meine Frage: Wie wird man Exorzist?

Besten Gruß,
Alexander


Die Antwort:

Dr Kuerbis-3Lieber Alexander,

bist Du zufällig katholischer Priester? Dann frag mal Deinen zuständigen Bischof um Erlaubnis und los geht‘s! Ganz im Ernst, mehr braucht es offiziell nicht, denn der Exorzismus ist ein Sakrament und nach wie vor Bestandteil der offiziellen Lehre und Liturgie der katholischen Kirche. Genau genommen gibt es sogar zwei Exorzismen – den großen und den kleinen. Den kleinen Exorzismus kann sogar ein Jeder von uns durchführen, sofern er von Freunden oder Verwandten als Taufpate auserkoren wird. Denn der Taufritus beinhaltet die Lossagung von der Erbsünde und deren Anstifter, dem Teufel. Da der Teufling, äh, Täufling bei dieser Sache meist eher schreit und krakeelt, wird diese heikle Aufgabe auf die Paten übertragen. Aber ich gehe mal ganz stark davon aus, dass Du eher den Großen Exorzismus im Sinn hast, der seine Wurzeln im Neuen Testament hat, dessen Ritus 1614 im Kapitel „De exorcismis et supplicationibus quibusdam“ (hier der Text auf englisch) des „Rituale Romanum“ festgeschrieben wurde und der ausschließlich von Priestern durchgeführt werden darf.

Und das ist nun eben auch der Knackpunkt: Um mit den Dämonen der Besessenen zu plaudern – so wie Du es wahrscheinlich aus „Der Exorzist„, „Der Exorzismus der Emily Rose„, „Requiem“ oder ganz neu „The Rite“ kennst – musst Du zuallererst streng gläubig sein, ein Priesteramt bekleiden und Dir eine offizielle Genehmigung Deines Vorgesetzten (dem Bischof) einholen. Dann musst Du natürlich auch noch eine von Dämonen oder dem Teufel höchstselbst besessene Person finden, die einerseits mit einem Exorzismus einverstanden ist und andererseits zuvor von unabhängigen Ärzten und Psychologen untersucht wurde. Schließlich soll eine schnöde Geisteskrankheit ausgeschlossen werden. Auf diese Änderung ist die Kirche schon im Jahre 1999 gekommen, nachdem zuvor die eine oder andere Austreibung etwas daneben gegangen war. Sind diese Hürden erstmal gemeistert, kannst Du theoretisch beginnen, musst aber strenge Regeln befolgen, die in dem oben genannten Rituale Romanum festgelegt sind. Dazu gehören eine Menge Gebete und Befehle an den Dämon, den armen Besessenen endlich in Ruhe zu lassen und sich zu verdünnisieren („Vade retro satanas„). Wenn dies nicht auf Anhieb klappt, soll man allerdings nicht unverdrossen aufgeben, sonst nistet sich die herausgeforderte Höllenbrut direktemang in Deine eigene Seele ein (vergleiche die Heilung des Mädchens bei „Der Exorzist“). Ein hartnäckiger Exorzismus kann sich daher auch mal über Monate hinweg ziehen. Es sei denn, man heißt Gabriele Amorth.

Gabriele Amorth | Quelle: Daily NewsGabriele Amorth wurde 1986 zum Exorzisten der Diözese Roms benannt, ist also Chef-Exorzist des Vatikans. 1992 gründete er die Internationale Vereinigung der Exorzisten. Im Januar 2010 behauptete dieser seltsame Mensch, der langsam auf die 90 zugeht, bisher etwa 70.000 Teufelsaustreibungen durchgeführt zu haben – an guten Tagen bis zu 16 Stück. Der Mann ist ein wenig hysterisch und sieht Dämonen an allen Ecken und Enden, die man sich offenbar leichter als einen Sommerschnupfen einfangen kann. In einem äußerst skurrilen Interview (hier) redet er komplett ironiefrei davon, dass Marilyn Manson, Hitler, Stalin und Marx vom Teufel besessen waren und Harry Potter die Menschen zur Magie verführt. (Auch SpOn hat Fratre Amorth bereits ein wenig Aufmerksamkeit gegönnt und hier gibt’s noch mehr – äußerst amüsant, das Ganze.) Als gelehrter Mensch halte ich das allerdings für ganz großen Blödsinn! Meine Dämonenfreunde haben mir jedenfalls glaubhaft versichert, nun wirklich nicht für jeden Quatsch verantwortlich gewesen zu sein, den Ihr Menschen so verzapft habt.

Wenn Du also auf Teufel komm raus in die Fußstapfen solch wunderlicher alter Männer treten willst, lieber Alexander, dann nur zu! Uns Benedikt XVI. hat vor nicht allzu langer Zeit verkündet, 3.000 neue Priester zu Exorzisten ausbilden zu wollen. Deine Chancen stehen also nicht so schlecht. Das wird mich allerdings auch nicht davon abhalten, meine Rolling Stones-Platten rückwärts anzuhören…

Viel Erfolg!

Dein Dr. Kürbis


Du hast auch ein Frage an Dr. Kürbis? Dann schreibe eine Mail an: frage@halloween.de


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2 Kommentare

  1. Zu genial! 😀
    „Meine Dämonenfreunde haben mir jedenfalls glaubhaft versichert, nun wirklich nicht für jeden Quatsch verantwortlich gewesen zu sein, den Ihr Menschen so verzapft habt.“

    Ohh ja, das ist wohl wahr! 😉
    Allgemein… wenn man bei dem „Bösen“ mal ein wenig hinter die Kulissen schaut, ist es in Wirklichkeit gar nicht so böse… Das ist wie bei einer Katze… eine Katze ist süß, verschmust, verspielt und toll kuschlig… sobald du sie aber in die Enge treibst oder sie Angst hat wird sie zum fauchenden, kratzenden und beissenden Wildtier das allerlei Krankheiten überträgt… aber ist sie deshalb „Böse“? Ist das „Böse“ wirklich „Böse“ oder sehen wir es nur so… weil wir dabei nicht sehen, dass wir es eigentlich in die Enge getrieben haben in unserem Wahn… genau wie der „Böse Wolf“… es gibt kaum bestätigte Fälle, in denen ein WOLF tatsächlich einmal einen Menschen überhaupt angefallen hat. Das Problem ist, Schauermärchen halten sich hartnäckig und so „Offiziell Genehmigte & Öffentlich Anerkannte Sekten“ wie die Katholische Kirche (Sorry Jungs, aber ist so) sorgen für die weitere Verbreitung derselben.
    Die wenigsten Leute wissen wirklich, wie es ist einem Wolf gegenüber zu stehen…
    Also glaubt man das, was man am meisten und als erstes hört… der große, böse Wolf, der Kinder frisst… Mhm… ist klar! 😀
    Genauso wie die „bösen“ Dämonen.
    Und Begriffe wie „Geister“ und „Gepenster“ werden auch in einen Topf geworfen -.-“
    Aber naja! 😀

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