Die Frage:
Lieber Dr. Kürbis!
Ist es schon einmal vorgekommen, dass ein Zuschauer im Kino bei der Vorführung eines Horrorfilms vor Angst gestorben ist?
Schöne Grüße, Karsten
Die Antwort:
Deine Frage kommt sicherlich nicht ganz von ungefähr. Solche Storys kursieren schon seit geraumer Zeit als urbane Legenden, waren aber meist nicht mehr als das – Legenden eben. Bei Sam Raimis „Tanz der Teufel“ von 1981 kamen erstmals die Gerüchte auf, Menschen seien vor Angst während der Vorstellung im Kino gestorben. Allerdings wurde ebenfalls behauptet, beim Dreh zum Film wären echte Leichen benutzt worden (wahrscheinlich hat Sam Raimi später auch echte Spinnenmänner für „Spider-Man“ verwendet…)! Wie dem auch sei, die Gerüchte kursierten zeitnah zur Indizierung und Beschlagnahme von „Tanz der Teufel“ durch die FSK. Gucken darf man ihn bis heute nicht. Gestorben ist daran trotzdem niemand.
Doch das Thema „Tod im Kino“ zieht sich weiterhin durch die Medien, allerdings spielt in den seltensten Fällen die Angst dabei eine Rolle. Vielschreiber Wolfgang Hohlbein lässt zum Beispiel in seinem Roman „Dunkel“ seinen Protagonisten im UCI-Kino in Neuss einen Herzanfall erleiden. Allerdings stirbt er nicht und es sind tatsächliche Vampire im Spiel. In „Scream 2“ sterben dafür gleich zwei Menschen, hier ist jedoch der Ghostface Killer für den finalen Film zuständig, was dann gleich nochmal in „Scary Movie“ verhohnepipelt wurde. In zahlreichen weiteren Filmen stirbt man eher vor Langeweile, als vor allem anderen.
Selbstverständlich sind aber im wahren Leben durchaus Menschen im Kino gestorben! Nur: Es waren keine Horrorfilme. Belegt sind zum Beispiel die Fälle, in denen Menschen bei der Vorführung von Mel Gibsons Bibelschocker „Die Passion Christi“ umgekommen sind. Zum einen eine 56-jährige Frau aus Kansas, die bei der Kreuzigungsszene an einem Herzanfall verstarb, zum anderen ein 43 Jahre alter Priester aus Brasilien, der eigens für seine Gemeinde zwei Kinosäle angemietet hatte. Spiegel Online weiß ebenfalls von einem Fall zu berichten, in dem ein taiwanesischer Kinogänger bei der Vorführung von „Avatar“ (!) zusammenbrach und elf Tage später verstarb. Diagnostiziert wurde „übermäßige Aufregung“ während des Filmschauens. Jedoch häufen sich auch die Stimmen, die über Schwindel, Kopfschmerzen und Übelkeit nach dem Genuss von 3D-Filmen klagen (was zum Beispiel auch oft im Forum der Filmvorführer diskutiert wird), allerdings ist dies eher auf Probleme mit dem räumlichen Sehen zurückzuführen.
Um Dich mit der Beantwortung Deiner Frage aber nicht ganz zu enttäuschen, lieber Karsten, habe ich tatsächlich einen Fall gefunden, in dem ein Kinogänger, offenbar aus Angst, während der Spätvorstellung eines Horrorfilms gestorben ist! Besagter Film ist der Bollywood-Gruselfilm „Bhoot“ (dt. „Geist“), bei dem im Jahre 2003 ein 50-jähriger Mann in Neu-Delhi starb. Der Polizeisprecher gab sich ratlos: „Vielleicht hat er sich erschrocken, ich weiß es nicht“. Dabei lief im Vorspann des Film (in dem ausnahmsweise kein Tanz und Gesang vorkommt) sogar ein Warnhinweis, in dem der Regisseur Risikogruppen vor seinem eigenen Film warnt… Ein Kniff, den der Regisseur William Castle 1961 mit seinem Kinothriller „Homicidal“ bis zum Letzten durchexerzierte. Vor einer spannungsgeladenen Szene wird ein „Fright Break“ eingeblendet – eine ablaufende Uhr, die den Zuschauer darauf vorbereitet, dass es gleich mächtig zur Sache geht und die ängstlichen Zuschauer (die „cowards“) nun bitte schleunigst den Saal verlassen sollten. Im Foyer wurde zu diesem Zweck dann ein „Coward‘s Corner“ aufgebaut, an dem die Angsthasen bis zum Ende des Schockers ausharren konnten und ihren Eintrittspreis zurück erhielten. So stirbt man immerhin nur vor Scham.
Ich hoffe, dass ich Dir Deine Frage mit meiner Antwort einigermaßen beantworten konnte,
Dein Dr. Kürbis