Kino zwischen den Jahren: Only lovers left alive

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Was für ein bescheuerter melodramatischer Titel: “Only lovers left alive“. Sofort ploppen Assoziationen zu anstrengenden Beziehungsdramen auf. Liebe, Streit, Eifersucht, Tragik, Tod, Hoffnungslosigkeit. Falsch! Aber eigentlich auch nicht.

Die große und kleine Filmindustrie erbricht nach wie vor einen Zombiefilm nach dem anderen. So schlecht, so beliebig und in solchen Massen, dass selbst die herausragenden Produktionen nur noch ein müdes Lächeln hervorlocken. Währenddessen liegt der gute alte Vampirfilm darnieder. Der Blutsauger selbst wurde kurzerhand in Teenagerromanzen verfrachtet und trinkt kaum noch Blut. Das hält nun alles schon so lange an, dass manch Sechzehnjährige(r) dieser Tage glauben muss, das Wesen des Vampirs bestünde darin, verführerisch gegen den Blutdurst anzulächeln. Aber wie das dann immer so ist. Wenn etwas lange genug blutleer am Boden liegt, kommt irgendjemand und piekst mit einem Stock dagegen. Nur um zu schauen, was so passiert.

Und so bescherte uns bereits im Jahr 2009 Park Chan-wook mit “Durst“ einen der aufregendsten und schönsten Vampirfilme der letzten Jahre oder Jahrzehnte. Für Christopher Lee Nostalgiker ist der Anblick eines Mannes, der gierig am Transfusionstropf eines Intensivstationspatienten saugt, eher abschreckend. Für alle anderen ist es natürlich auch kein schöner Anblick, aber es zeigt, was noch so alles geht bei den Vampirfilmen, wenn spannende Regisseure kommen, Genre-Konventionen durchbrechen und einfach mal schauen, was das Thema so hergibt – abgesehen von glitzernden, tugendhaften Durstbremsern.

only lovers left alive teaser poster

“Only lovers left alive“ ist nun ein Vampirfilm des amerikanischen Independent-Regisseurs Jim Jarmusch. Optisch ist er wesentlich näher am klassischen Vampirfilm, als sein koreanischer Kollege. Inhaltlich geht es dabei, wie im Titel bereits angedeutet, um Liebe und Tod. Was ja eigentlich bei Tageslicht betrachtet (haha!) auch die klassischen Motive des Vampirthemas sind. Bei Jim Jarmusch kommt jedoch selbstverständlich noch die Musik hinzu. Denn Adam, gespielt von Tom Hiddleston, ist nicht nur Vampir, sondern auch Rockmusiker. Nichtsdestotrotz plagt ihm nach einem bereits seit Jahrhunderten andauernden Vampirleben die Lebensunlust und er versucht, dem ein Ende zu setzen. Denn so ist das mit dem ewigen Leben. Irgendwann ist man es leid, sich mit den ständigen Neuerungen & Verschlechterungen zu arrangieren. Seine Geliebte, die passenderweise Eve heißt, ist zwar der Menschheit genauso überdrüssig, nicht aber des Lebens. Und so eilt sie ihrem lebensmüden Geliebten zu Hilfe.

Die wunderschöne androgyne Tilda Swinton ist als Vampirin Eve natürlich eine absolute Traumbesetzung. „Only lovers left alive“ zeigt einmal mehr, was in einem bereits totgeglaubten Genre noch alles zu zeigen und zu erzählen ist, wenn man ungewöhnliche Leute ranlässt und die Scheuklappen der Genre-Konventionen ablegt.

Genau das richtige für einen Kinobesuch zwischen den Jahren.
Ab jetzt im Kino!


Webseite

only-lovers.pandorafilm.de


 

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