Aussehen:
Der Wawel Drache (polnisch: Smok Wawelski) war vor allen Dingen heiß und schuppig! Denn wie bei Drachen üblich, so war auch der Wawel Drache (manche sagen: Drache von Wawel) ein Feuerspeier und am ganzen Körper mit Schuppen bedeckt. Anstatt nur eines Kopfes besaß der Drache von Wawel laut Sage gleich drei an der Zahl. Leider fehlen präzise Angaben über seine tatsächliche Größe. Doch anhand der Details der im polnischen Volksglauben verankerten Sage (mehr dazu weiter unten) lässt sich vermuten, dass er durchaus von stattlicher Größe gewesen sein muss!
Heimat :
Die „Heimat“ des Drachen von Wawel ist Krakau, genauer, eine Höhle unter- bzw. innerhalb des Wawelhügels. Bei dem Berg handelt es sich um den südlichsten Ausläufer des Krakau-Tschenstochauer Jura, einer gut 150 Millionen Jahre alten Kalksteinformation. Der 228 m über dem Meeresspiegel liegende Wawelhügel erhebt sich direkt neben der Weichsel, mitten in der Krakauer Innenstadt, immerhin 20 m hoch. Auf ihm „thront“ das Waweler Schlossensemble, u.a. bestehend aus Königsschloss, Kathedrale, mehreren Türmen und Basteien, Burgmauern, Befestigungsanlagen und Fundamenten verschiedener Epochen. Die komplexe Bebauung des Wawelhügels zeugt von einer insgesamt über 1000-jährigen Baugeschichte. Spuren der Besiedlung des Bergs und seiner Höhlen reichen bis in das Paläolithikum, die Alt- oder Frühsteinzeit, zurück.
Hintergrundgeschichte:
Glaubt man den Aufzeichnungen des polnischen Chronisten und Bischofs von Krakau, Wincenty Kadlubek (ca. 1150 – 1223), so war Krak, ein Herzog der Wislanen, der Gründer der Stadt Krakau und um die Mitte des 8. Jahrhunderts Herrscher Polens. Genau zu dieser Zeit terrorisierte der Wawel-Drache die Krakauer, wobei unklar ist, ob der Drache erst zu dieser Zeit in „seine“ Höhle zog oder dort vielleicht schon lange lebte. Jedenfalls terrorisierte der zornige Drache die Einwohner von Krakau dergestalt, dass er den Berg immer wieder zum Beben brachte und Tag für Tag seine Höhle verließ, um die Häuser der Leute in Brand zu stecken und den Menschen nicht nur ihr Vieh, sondern mit besonderer Vorliebe auch ihre Töchter wegzufressen. Am liebsten junge Mädchen und Jungfrauen. Um ihn zu besänftigen (und weil niemand in der Lage war, den Drachen zu töten), brachten die Menschen deshalb gewissermaßen Opfer dar: Die meisten Überlieferungen sprechen davon, dass jeden Tag ein Schaf vor die Höhle des Drachen gelegt wurde, damit dieser die Höhle zum Zwecke der Nahrungsbeschaffung nicht verlassen musste. Das Konzept ging auch einigermaßen auf, dummerweise aber fand der Drache Jungfrauen leckerer als Schafe. So musste einmal monatlich auch ein Mädchen geopfert werden. König Krak versprach Demjenigen die Hand seiner Tochter, der den Drachen besiegen würde.
Leider vergebens, denn irgendwann war nur noch die Königstochter übrig und alle Ritter mit dem Vorhaben, den Drachen zu töten, waren gescheitert. Doch gerade in dieser höchst prekären Lage erschien der junge Schusterlehrling Dratewka am Hofe und bat, sich dem Drachen stellen zu dürfen. In seiner Verzweiflung gewährte König Krak dies. Tatsächlich bediente sich Dratewka einer genialen List: Er weidete ein totes Schaf aus, füllte es mit Schwefel, Salz, Pfeffer sowie Pech und nähte es so zu, dass es wie ein echtes Schaf aussah, bevor er es nachts vor die Drachenhöhle warf. Als der Drache morgens hungrig aus seiner Höhle kam, verschlang er das gut gewürzte Schaf. Wenig später verspürte er ein fürchterliches Brennen in seinem Inneren, dass er durch das Trinken von Wasser zu löschen versuchte. Er trank so viel, dass man schon den Boden der Weichsel sehen konnte, doch weil sein Durst nicht endete, trank er weiter bis er letztlich platzte.
Opfer:
Wie bereits in der Geschichte erwähnt, fraß der Drache von Wawel vor allen Dingen Vieh (Schafe, Lämmer) und junge Mädchen, am liebsten Jungfrauen. Aber auch todesmutige Ritter, die dem Drachen entgegen traten, vielen dem Monster reihenweise zum Opfer. Im Prinzip war jedes Lebewesen in Reichweite des Wawel-Drachen ein potenzielles Opfer.
Taktik:
Besonders viel Taktik brauchte der Wawel-Drache mit Sicherheit nicht, da die verängstigten Menschen ja netterweise Bringdienst spielten und dem Schuppentier seine Leibspeisen ganz bequem und mundgerecht direkt vor die Höhle lieferten. Wenn aber irgendwelche „Helden“ kamen, um dem Drachen von Wawel den Garaus zu machen, dann spie er fleißig Feuer und verbrannte sie kurzerhand. Wir vermuten, dass er seine knusprigen Opfer anschließend fraß – auch wenn er ja sonst eigentlich Jungfrauen und Schafe bevorzugte.
Abwehr:
Als Jungfrau oder Schaf wären Dir damals vermutlich nicht viele Abwehrmöglichkeiten geblieben. Nein, der Tod wäre Dir fraglos sicher gewesen. So, wie es der schlaue Schuster gemacht hat, war es richtig. Heutzutage würde Dir ein feuerfester Anzug im Kampf mit dem Drachen bestimmt hervorragende Dienste leisten, aber damals, sorry, keine Chance! Selbst wenn man der Höhle fern blieb, war man nicht in Sicherheit, denn wenn der Wawel Drache nicht täglich ein Schaf geliefert bekam, dann suchte er es sich selbst etwas zu speisen (dann aber bevorzugt Jungfrauen, anstatt Schafe).
Sonstiges:
Die exakte Größe des Wawel-Drachens ist nicht überliefert. Um aber einen Berg zum Beben zu bringen und die Weichsel (zumindest stellenweise) beinahe leer zu trinken, muss man aber schon einiges in die Waagschale werfen können. Da der Eingang zur Drachenhöhle aber nicht außergewöhnlich riesig ist, dürfte der Wawel-Drache zwar von mächtiger, aber eher langer, einigermaßen schlanker Gestalt gewesen sein. Die Drachenhöhle im Wawelhügel ist heute übrigens ein populäres Ziel für Touristen. Vor der Höhle wurde 1970 eine vom Künstler Bronislaw Chromy entworfene Bronzestatue aufgestellt. Die Statue zeigt einen stilisierten Drachen mit drei Köpfen und sechs Beinen, der sogar Feuer speien kann: Über eine Erdgasdüse gibt der Wawel-Drache alle paar Minuten eine Stichflamme aus seinen Nüstern ab.
Schrecklevel: 8 von 13 (für Schafe, Lämmer und Jungfrauen: 13 von 13!)
Klar, es ist schon lange her, dass der Wawel Drache sein Unwesen getrieben hat. Aber mal ganz ehrlich: Wer möchte sich schon mit einem (dreiköpfigen) Drachen duellieren? Eben. Die Vorstellung, bei lebendigem Leibe von drei Seiten flambiert und anschließend gefressen zu werden, ist einfach nicht besonders schön. Deshalb geht man ihm auch besser aus dem Weg. Für Schafe, Lämmer und Jungfrauen liegt der Schrecklevel indes noch etwas höher, schließlich sind das die Lieblingsopfer, nach denen der Drache von Wawel sogar aktiv sucht. Unangenehm.
Es gibt auch noch ’ne russische Version: Igor Gorinitwasch
kapir ich nicht was meinst du