Der Roggenwolf – Monster der Welt

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(aka Kornwolf, Windwolf, Getreidewolf)


Aussehen:

Der Roggenwolf ist ein dämonisches Wesen in Wolfsgestalt, das im Kornfeld (vornehmlich Roggen) sein Unwesen treibt. Meist sieht man ihn nicht, da er sich im hohen Korn verborgen hält. Aber wenn das Korn sich wellenförmig im Feld bewegt, so sagt man, schreitet der Roggenwolf durch das Feld. Anhand der Schneisen aus niedergedrückten Halmen kann man sehen, wo er entlang lief.


Heimat:

Der Roggenwolf wohnt vor allem in Deutschland und Polen. Besonders wohl scheint er sich in Mecklenburg zu fühlen.

 


Hintergrundgeschichte:

Der Roggenwolf ist die Personifizierung von Wind und Unwetter, welche im Getreidefeld wüten. Er kann die Ernte vernichten oder ihr zumindestens ernsthaft schaden. Er heult und brüllt im Korn, frisst kleine Kinder und wird als immer hungrig beschrieben. Sein Geheul und seine Gefräßigkeit gehen weit über das übliche Maß eines normalen Wolfes hinaus, so dass man in den entsprechenden Gegenden sehr gefräßige Menschen oft als Roggenwolf titulierte („Er frisst wie ein Roggenwolf“).

Roggenwölfe sind Kinder der Kornmutter bzw. Roggenmutter: Eine Frau übermenschlicher Größe mit vielen (!) eisernen (!!) Brüsten! Kinder in Kornfeldern leben gefährlich, denn nicht nur der Roggenwolf lauert auf sie. Es konnte auch geschehen, dass die Kornmutter sie packt und zwingt so lange an einer ihrer vielen eisernen Brüste zu saugen, bis sie sterben.

Der Roggenwolf wird außerdem mancherorts für die Entstehung des Mutterkornes verantwortlich gemacht, deswegen wird dieses im Volksmund auch manchmal Wolfszahn genannt. Beim Mutterkorn handelt es sich jedoch um einen schwarzen Pilz, der sich während der Gras- und Getreideblüte an den Ähren des Korn festsetzen kann und dessen Verzehr zu starken Vergiftungserscheinungen führt. Eine der letzten Massenvergiftungen durch mutterkornverseuchtes Brot soll 1951 im südfranzösischem Ort Pont-Saint-Esprit aufgetreten sein, bei der über 200 Menschen erkrankten und einige starben. 1938 entwickelte der Chemiker Albert Hofmann aus dem Mutterkorn die halluzigene Droge LSD.


Opfer:

Neben kleinen Kindern, die sich unvorsichtigerweise zu weit ins Getreidefeld vor wagen, sind das alle Menschen, die auf auf eine gute Ernte und mutterkornfreies Brot angewiesen sind.


Taktik eines Roggenwolf:

Der Roggenwolf ist ein Nimmersatt. Er ernährt sich vom Korn und entfaltet seine Kräfte zum größten Teil durch den Wind. Er kann Sturm, Nebel und Regen mit sich bringen und dadurch dem Korn und der Ernte erheblichen Schaden zufügen. Andererseits kann sich die Anwesenheit eines Roggenwolfes zu bestimmten Zeiten auch positiv auf die Ernte und das Wachstum auswirken.

Kinder, die ins Feld eilten, um dort zu spielen oder Blumen zu pflücken, versuchte man einst mit den Worten „Im Korne sitzt der Wolf und zerreiszt euch“ davon abzuhalten. Und in Mecklenburg rief man unartigen Kindern „Der Roggenwolf kommt“ zu um sie zur Ordnung zu rufen.


Abwehr:

Erst während der Ernte wird der Roggenwolf gefangen. Während des Schneidens des Kornfeldes wird er langsam aber stetig eingekreist. Er zieht er sich immer weiter in die Feldmitte zurück, bis er schließlich mit dem Schneiden des letzten Halmes gefangen wird.

In manchen Gegenden Mecklenburgs sagte man wenn der letzte Halm des Feldes geschnitten wurde: „Er jagt den Wolf aus dem Feld“. Mit der Einführung des Mähdreschers und anderer brutaler Erntemaschinen ist der Roggenwolf vermutlich auf blutigste Art und Weise unter die Räder gekommen und scheint weitestgehend aus den einheimischen Feldern verschwunden zu sein.


Sonstiges:

In manchen Gegenden geht der Name „Wolf“ auf denjenigen über, der die letzte Garbe (Bündel aus Getreidehalmen) gebunden hat. Der oder diejenige muss sich dann das ganze kommende Jahr Wolf nennen lassen. Weit früher war es auch durchaus üblich, die letzte Garbe in Wolfsform zu binden. Diese so gestaltete Garbe wurde dem Bauern dem das Feld gehörte gebracht. Dieser musste den Schnitter dann bewirten.

Auch auf der Insel Rügen wurde die Binderin der letzten Garbe zum Wolf. Wenn sie anschließend das Haus betrat, biss sie die Frau des Hauses sowie die Wirtschafterin, woraufhin sie mit einem großen Stück Fleisch bewirtet wurde.

Heute findet man den Roggenwolf kaum mehr im Feld, sondern vornehmlich auf Jacken. Ein Militärausstatter  hielt es für eine gute Idee, sein neues Camouflage-Muster so zu benennen. Was lernen wir daraus? So manches Monster aus der Vergangenheit endet als Kleidungsstück.


Schrecklevel: 6 von 13

Ein seltsame geheimnisvolle Erscheinung ist der Roggenwolf. Das Szenario der Mißernte hat in unseren Breitengraden an lebensbedrohlicher Relevanz verloren. Und auch Vergiftungen durch das Mutterkorn sind bei uns recht selten geworden. Es steht zu befürchten, dass der Roggenwolf mit der Industrialisierung und Maschinisierung der Landwirtschaft verschwunden ist und (zumindest heutzutage) keinen Schrecken mehr verbreitet. Seiner Mutter möchte man aber nicht im offenen Felde begenen. (Und auch sonst nicht). Aufgrund der alten Zeiten gibt es aber 6 Punkte auf der Schrecklevel-Skala.


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2 Kommentare

  1. Hallo Skelch! Na das ist ja ein Ding – die ist wohl irgendwie weg gerutscht. Das werden wir jetzt nach holen. Dein Kürbiskönig

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