Wie sieht ein Sennentuntschi aus?
Das Sennentuntschi (auch Hausäli oder Sennpoppa) ist eine weibliche Puppe aus Stroh und Lumpen, deren Kopf aus einem Stück Holz geschnitzt ist. Die Puppe ist menschengroß und trägt meist ein altes Kleid. Das Sennentuntschi kann nach seiner Erschaffung erst nur essen und sprechen, sonst sitzt es einfach reglos auf einem Stuhl. Später kann es sich jedoch selbstständig bewegen und sein Tun bewusst steuern.
Heimat:
Das Sennentuntschi ist im gesamten deutschsprachigen Alpenraum zu finden. Es treibt sein Unwesen in Liechtenstein, Vorarlberg, Tirol und Kärnten. Auch in den Berner Alpen, in der Steiermark und in Oberbayern hat es schon seine Opfer gefordert.
Hintergrundgeschichte:
In den Alpen ist es in den Sommermonaten seit Jahrhunderten üblich, dass eine Gruppe Viehhirten (Sennen) mit ihren Kühen hoch in die Berge zieht und dort mehrere Monate verbringt. In Erzählungen wird davon berichtet, dass die abgeschiedene Gruppe von Männern auf Dauer auch gewisse Bedürfnisse bekommt, so dass sie sich bald eine weibliche Puppe basteln. Sie sprechen mit ihr, füttern sie und nehmen sie -natürlich- auch abwechselnd mit ins Bett. Da sie ihrer Kreatur auch immer brav zu essen und zu trinken geben, wird ihre Puppe irgendwann zu einem lebendigen Dämonen (oder Tuntschi, wie es in den Alpen heißt). Erst sind die Sennen darüber sehr erschrocken, doch schon bald freuen sie sich über die weibliche Sklavin, die alle Arbeiten auf der Hütte erledigt und sich ihnen abends auch noch bereitwillig hingibt. Wenn im Herbst aber der Almabtrieb ansteht, ist es vorbei mit der Unterwürfigkeit: Das Sennentuntschi fordert seinen Tribut für die Sünden der Männer und wird zum Rachedämon.
Opfer:
Je nach Erzählung fordert ein Sennentuntschi entweder nur einen oder gleich mehrere Sennen als Opfer, bevor es wieder Ruhe findet und sich in eine leblose Puppe zurückverwandelt.
Taktik:
Das Sennentuntschi befiehlt den Männern, dass eine bestimmte Anzahl von ihnen zurückbleibt, während die anderen gehen dürfen und sich nicht mehr umdrehen sollen. Wer sich dennoch heimlich umschaut, den erwartet ein grausamer Anblick: Das Monster hockt auf der Hütte und nagelt die abgezogene Haut seiner Opfer auf dem Dach der Behausung fest.
Abwehr:
Da die Belebung von toten Gegenständen ein Frevel gegen Gott darstellt, hat man sich damit schon einmal ordentlich versündigt. Wenn man dann aber noch Unzucht mit dieser Kreatur treibt, ist der grausame Tod unausweichlich. Christliches Verhalten hilft somit am besten gegen das gehäutet werden.
Sonstiges:
In der Alpenregion steht der Ausdruck „Sennentuntschi“ für eine Frau, die nach dem Beziehungsende äußerst hysterisch reagiert. Außerdem bezeichnet es ein ungeliebtes Produkt, dass nur aus Verzweiflung entstanden ist. Zwei Verfilmungen über dieses Monster sorgen in der Schweiz für Aufsehen: Nach Ausstrahlung des Fernsehspiels „Sennentuntschi“ des Dramatikers Hansjörg Schneider erhält das Schweizer Fernsehen eine Anzeige wegen Gotteslästerung. Die Zuschauer protestieren dabei aber gar nicht gegen die sexuellen Inhalte oder dem grausamen Ende des Stücks, sondern gegen die „Beseelung einer Puppe“. Die anschließenden Schlachten in den Medien sorgen dafür, dass das Skandalstück bis heute regelmäßig auf den Programmplänen Schweizer Theaterbühnen steht. Ein zweiter Film zu diesem Thema wird 2003 geplant, braucht dann aber 7 Jahre bis zur Realisation. In dieser Zeit gehen reihenweise Filmfirmen am bis dato teuersten Schweizer Film pleite, der Staat pumpt Millionen von Steuergeldern in das Projekt, was wiederum zum Unmut in der Bevölkerung führt. Ein echtes Sennentuntschi, eben! (ungeliebtes Produkt, dass nur aus Verzweiflung entstanden ist)
Schrecklevel: 3 von 13
Zugegeben, diese Haut-Abzieh-Sache ist schon nicht ohne. Da sich das Biest aber sowieso nur an sündige Sennen vergreift, hat unsereins eigentlich nichts zu befürchten.