Schizophrenie 2.0: „Jekyll and Hyde“ erscheint als PC-Spiel

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Im Jahre 1886 schreibt „Schatzinsel“-Autor Robert Louis Stevenson das Buch „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“. Das Buch inspiriert über 120 Jahre lang unzählige Autoren sowie Musik- und Filmemacher. Jetzt hat eine deutsche Software-Firma ein Spiel daraus gemacht.

pcIn der klassischen Buchvorlage gelingt es dem liebenswerten Arzt Dr. Henry Jekyll in einem Experiment, das Böse vom Guten in der menschlichen Seele zu trennen. Durch einen blubbernden Trank aus dem Chemiebaukasten verwandelt er sich in den ungezügelten Mr. Edward Hyde, der dem Arzt die Freiheit gibt, sich einmal ordentlich auszutoben. Doch was der Normalbürger weiß, raffen intelligente Wissenschaftler nie: Man spielt nicht mit seiner Persönlichkeit herum! Schon bald verliert der Arzt die Kontrolle, verwandelt sich unkontrolliert in den bösen Wüterich und killt schließlich sogar wehrlose Menschen. In einem letzten Anfall von Vernunft beendet der fiese Mr. Hyde am Ende sein Leben selbst.

Die uralte Horrorgeschichte ist mit weit über 100 Kinoadaptionen eine der am häufigsten verfilmten literarischen Vorlagen überhaupt. Kein Wunder also, dass der Stoff immer noch als Inspiration für viele Werke der modernen Popkultur dient. Ozzy Osbourne singt 1997 den Song „My Jekyll Doesn’t Hide“, 2001 nimmt die Metalband Iced Earth das Lied „Jekyll & Hyde“ auf. Figuren wie Hulk, Green Goblin oder „Der verrückte Professor“ beschäftigen sich ebenfalls mit dem Mythos der Persönlichkeitstrennung durch Wissenschaft.

1988 versucht sich auch eine japanische Spieleschmiede an dem Thema „Dr.Jekyll and Mr.Hyde„, doch mit bescheidenem Erfolg. Kritiker bescheinigen dem Machwerk teilweise Unspielbarkeit.
Nun widmet Pixelcage aus Weimar dem ungleichen Duo einen sehr vielversprechenden Mix aus klassischer Rätselkost und schweißtreibenden Action-Einlagen. Dabei spinnen die Macher eine ganz eigene Story um den jungen Arzt. Im London des Jahres 1894 rafft eine mysteriöse Seuche überwiegend Einwohner aus den armen Vierteln der Stadt dahin, verschont dabei aber seltsamerweise die Kinder. Während Thilo Sarrazin es wahrscheinlich auf ein bestimmtes Armen-Gen schieben würde, will Dr. Jekyll der Krankheit auf den Grund gehen und ein Heilmittel entwickeln. Nächtelang forscht er in seinem Labor nach einem wirkungsvollen Medikament. Da er keine Versuchsperson gefährden will, probiert er seine angerührten Mittelchen an sich selbst aus, was irgendwann – Du ahnst es schon – den Hyde in ihm entfesselt. Eines Morgens wundert sich Jekyll, dass irgendwer sein Labor ziemlich rüpelhaft umdekoriert hat und mit seinem Trank verschwunden ist. Auf der Suche nach dem Präparat findet der Doktor einen unterirdischen Tunnel, der ihn in eine Art Tempel führt. Immer tiefer dringt er in die Gewölbe ein und stößt dabei auf seltsame Maschinen und grausige Machenschaften.

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Die Hauptfigur des Spiels bewegt sich teilweise in klassischer „Tomb Raider„-Manier durch die Katakomben von London: Er schleicht und kämpft sich durch Tempelanlagen, verlassenen Minen und Lavahöhlen, springt über Abgründe und weicht gemeinen Fallen aus. Durch bestimmte Tränke, die Jekyll direkt im Verließ anmischen kann, hat er die Möglichkeit, sich in den monströsen Mr. Hyde zu verwandeln, um mit dessen wachsenden Kräften bestimmte Aufgaben zu lösen. Doch nicht nur der Wechsel der Charaktere unterscheidet das Spiel von Lara Crofts Abenteuern, vor allem die hohe Rätseldichte zeigt, dass „Jekyll & Hyde“ mehr Adventure als Action ist. Der Arzt muss oft komplexe Maschinen manipulieren und aufwändige Schalterrästel lösen. Dafür kann er auf ein großes Inventar zugreifen, in dem er  Gegenstände sammelt und kombiniert. Außerdem muss keiner der Endgegner durch Waffengewalt besiegt werden. Nur Nachdenken bringt den Unhold zur Strecke.

Gruselfans freuen sich über eine durchdachte Neuinterpretation des bekannten Themas und eine schön düstere Atmosphäre. Die gelungene Beleuchtung, die guten Synchronsprecher und die Einsamkeit wird Fans stimmungsvoller Action-Adventures erfreuen. Außerdem kann man bei dem entgegenkommenden Preis schon mal einen ausführlichen Ausflug in Londons gefährliche Unterwelt wagen. Eine Monatskarte für die englische U-Bahn kostet auf jeden Fall mehr.

Name: Jekyll & Hyde
Erscheinungsdatum: 10.9.2010
Preis: ca. 29 Euro

Teaser



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