Als man vor gut 2000 Jahren durch Verkettung ungünstiger Umstände Gottes Sohn ans Kreuz nagelt und anschließend begräbt (Du hast eventuell davon gelesen), findet man das Grab von Jesus Christus am nächsten Tag erstaunlicherweise leer vor. Wie er seine Gruft einfach verlassen konnte, hat leider niemand beobachten können, zumal das Grab vorher noch mit einem dicken Felsbrocken verschlossen wurde. (David Copperfield ist heute noch neidisch). Die nächsten Wochen werden einigermaßen turbulent, denn Jesus erscheint seinen verblüfften Jüngern immer wieder körperlich und spricht mit ihnen ziemlich rege über das Himmelsreich. Am 40. Tag nach seiner Auferstehung wird Gottes Sohn vor den Augen überwältigter Zuschauer von einer Wolke aufgenommen und Richtung Himmel getragen. Das ist Jesus endgültiger Übergang in die göttliche Herrlichkeit und für ihn sicher heute noch ein Grund, um auf den Putz zu hauen.
Die Christen jedenfalls nehmen den 40. Tag nach Ostern schon seit Jahrhunderten zum Anlass, um „Christi Himmelfahrt“ zu zelebrieren. Bei der Umsetzung ist man schon im Mittelalter ziemlich kreativ: In der Kirche zieht man eine Christusfigur hinauf ins Gebälk und lässt es anschließend Blumen, Heiligenbildchen oder brennende (!) Stoffstücke regnen, die die Feuerzungen des heiligen Geists symbolisieren. In einer anderen Variante schmeißt man eine unschuldige Teufelsfigur aus dem Kirchengewölbe auf den Boden und lässt diese dann auch noch von der ganzen Gemeinde verprügeln. Dieser Höllensturz zeigt, dass die Herrschaft des Bösen beendet ist und Jesus verdienterweise ins Himmelsreich emporsteigen kann. Warum man aber unseren guten Freund und Gesellschafter Luzifer in diese Geschichte mit reinziehen muss, können wir von Halloween.de nicht verstehen.
Dass einer der wichtigsten Tage der Christen (schließlich fußt die ganze Religion auf die Auferstehung Jesu) zu einem deftigen Saufgelage verkommt, ist allerdings kein neumodischer Brauch gottloser Heiden. Die Trinkfreude entstand durch einen alten germanischen Brauch, der besagt, dass ein Grundeigentümer einmal im Jahr seinen Besitz abschreiten muss, um seinen Anspruch auf das Land aufrecht zu erhalten. In Verbindung mit dem christlichen Glauben werden daraus später sogenannte Bittprozessionen, bei denen der Besitzer in Begleitung eines Priesters um sein Land läuft, um es dadurch zu segnen. Traditionell finden diese Bittgänge immer am Himmelfahrtstag statt und sie laufen schon ab dem Mittelalter nicht mehr ganz so fromm ab, wie es ursprünglich einmal geplant war. Die Männer nutzen ihre Tagesausflüge nämlich bald für ausgedehnte Sauftouren in der Umgebung. Im 19. Jahrhundert geht dann sogar noch der ursprüngliche Zweck flöten, weil die Männer an Himmelfahrt nur noch auf sogenannte Schinkentouren oder Herrenpartien gehen, bei denen sie die Kneipen dann einfach direkt ansteuern.
Die Amerikanerin Sonora Smart Dodd, die ihrem Vater eine besondere Ehre erweisen will, ruft schließlich 1910 die „Bewegung zur Ehrung von Vätern“ ins Leben. Ihr Ziel ist es, ein männliches Pendant zum Muttertag zu finden. Vierzehn Jahre später gibt Präsident Calvin Coolidge „eine Empfehlung für die Einführung eines besonderen Feiertages“ an die Einzelstaaten der USA heraus. Von dort aus tritt der Vatertag seinen Siegeszug um die Welt an. Doch auf ein einheitliches Datum hat man sich nicht geeinigt. In vielen Ländern wird einfach ein willkürlicher Tag bestimmt, in manchen Staaten ist er wiederum mit einem kulturellen Ereignis verknüpft, wie beispielsweise dem Geburtstag des Kaisers in Thailand. Da Himmelfahrt von den Männern in Deutschland schon seit hunderten von Jahren als Gelegenheit zum Volltanken genutzt wird, hat man diesen Tag einfach als Vatertag übernommen.
Laut des statistischen Bundesamts gibt es am Vatertag übrigens erheblich mehr Schlägereien als an gewöhnlichen anderen Tagen und auch die Zahl der alkoholbedingten Verkehrsunfälle steigt auf das Dreifache des Durchschnitts an. Gib beim Feiern also auf Dich acht. Prost!