Splatter-Tradition verpflichtet: Wenn der umstrittenste Horrorfilm aller Zeiten nach über 30 Jahren unter Mitarbeit des original Regisseurs neu aufgelegt wird, dann muss es heftig werden! Sam Raimi, der mit „Tanz der Teufel“ (Originaltitel: „The Evil Dead“) 1981 Jugendschützer gegen sich aufbrachte und gleichzeitig einen absoluten Meilenstein der Horrorgeschichte schuf, verabreicht gemeinsam mit Jungregisseur Fede Alvarez mit diesem ultraharten Remake dem Original weit mehr als nur eine lauwarme Frischzellenkur.
Es gehört schon eine Menge Mut und Selbstbewusstsein dazu, einen Horror-Kultfilm neu aufzulegen, der eine so fanatische Anhängerschaft wie „Tanz der Teufel“ hat. Das Original, das in Deutschland in seiner ungeschnittenen Fassung bis heute auf dem Index steht, machte Regisseur Raimi zum ungekrönten Gore-Gott und Hauptdarsteller Bruce Campbell zu seinem Splatter-Propheten. Enstprechend skeptisch gab sich die Horror-Gemeinde im Vorfeld angesichts der geplanten Neuverfilmung: Wie kann man einem solchen Meisterwerk gerecht werden?
Es wird ernst!
Regisseur Fede Alvarez entschloss sich zum Glück, eine eins-zu-eins-Kopie der Vorlage gar nicht erst zu versuchen. An der kruden und einmaligen Kombination aus üblem Body-Horror und trashigem Humor des Originals hätte er auch nur scheitern können. Alvarez wählte einen anderen Weg. Er sagte sich: Streichen wir den Humor. Sein „Evil Dead“ lässt mit seiner ungesehen heftigen Brutalität und seiner eindringlichen Düsternis auch das letzte Lachen im Publikum schnell verstummen.
Es wird düster!
Schon das Setting des Remakes schlägt harte Töne an: Statt eines unschuldigen Erholungsurlaubs wie beim Original ist es hier ein Drogenentzug, der fünf junge Menschen in die verlassene Hütte abseits aller Zivilisation bringt. Die heroinabhängige Mia will sich, begleitet von ihrem Bruder David und drei Freunden, an diesem finsteren und abgelegenen Ort von den Dämonen ihrer Sucht befreien. Als die fünf Neuankömmlinge allerdings im Keller (der voller verrotteter Katzenleichen ist) ein uraltes Buch finden und schlauerweise daraus vorlesen, bekommen sie es mit echten Dämonen zu tun!
Es wird blutig!
Was wir in „Evil Dead“ von diesem Zeitpunkt an zu sehen bekommen, ist eine gelungene Mischung aus Anspielungen auf das Original und knallharten, extrem blutigen und verstörenden Splatter-Szenen. Mia-Darstellerin Jane Levy trägt durch ihr authentisches Schauspiel extrem zur finsteren Atmosphäre von „Evil Dead“ bei. Ausgehend von ihrer Figur, in die der Dämon zu Beginn fährt, stecken sich die anderen Gruppenmitglieder nach und nach mit der Besessenheit an. Und dann geht’s echt gut ab – der Werbespruch des Films, „Der schockierendste Film, den du jemals sehen wirst“, scheint ehrlich gesagt nicht sehr übertrieben zu sein.
Unter komplettem Verzicht auf digitale Effekte (!) realisierte das Team von Alvarez einige der heftigsten Splatter-Effekte, die es je im Film zu sehen gab. Frau zerschneidet eigenes Gesicht mit einer Glasscherbe? Check. Zunge, die mit einem Teppichmesser gespalten wird? Check. Arme und Beine werden abgetrennt, eklige Flüssigkeiten in Gesichter erbrochen, Haut wirft Blasen unter kochend heißem Wasser, und am Ende regnet es im wahrsten Sinne des Wortes Blut. Und ja, es gibt natürlich auch eine Kettensägen-Szene!
Achtung: „Evil Dead“ ist wirklich, WIRKLICH nichts für Zartbesaitete! Wer aber auf echten, zeitgemäßen Splatter steht, kann sich auf ein wahres Fontänen-Fest und heftige Schockmomente freuen. Selbstverständlich gibt es als Hommage an das Original auch eine Kamerafahrt aus der Perspektive des körperlosen Bösen. Hurra!
Trailer
Text: D. Siegmund