Die Frage:
Lieber Dr. Kürbis!
Ich habe mich schon lange gefragt, welcher Film eigentlich der allererste Horrorfilm war! Kannst Du mir da weiterhelfen?
Vielen Dank sagt Marcel
Die Antwort:
Ah, eine Frage, die uns direkt in die Anfangszeiten des Kinntopps zurückführt. Beulen wir also unseren alten Zylinder aus, bürsten wir den Frack und machen wir eine kleine Reise in eine Zeit, in der sich ein unterbezahlter Pianist noch bemühen musste, das ohrenbetäubende Klappern des Filmprojektors zu übertönen. Ja, lieber Marcel, der erste Horrorfilm ist tatsächlich fast so alt, wie das Medium Film selbst. Er stammt aus dem Jahr 1910 und ist eine Romanverfilmung von „Frankenstein“. Erst fünfzehn Jahre zuvor, im Jahre 1895, präsentieren die Gebrüder Lumière der Weltöffentlichkeit zum ersten Mal ihren sogenannten Kinematographen. Dieser Apparat ist eine Kamera und ein Filmprojektor in einem, der gerade einmal eine Minute Film am Stück aufzeichnen und wiedergeben kann. Die ersten Filme sind deshalb auch relativ unspektakulär und zeigen lediglich Arbeiter beim Verlassen einer Fabrik oder ein Baby beim Frühstück.
Die zeitliche Beschränkung macht es der Filmbranche lange Zeit unmöglich, irgendeine Art von Geschichte zu erzählen. Man beschränkt sich auf kurze Sketche oder das Abfilmen von ausgefallenen Ereignissen, so dass Filmvorführungen irgendwann nur noch Sache des Varietés oder von Jahrmärkten sind. Hier entsteht auch der erste Horror-Clip: „Die Enthauptung der Maria Stuart„, der schon mit einem schockierend guten Stopp-Trick arbeitet. Doch als richtigen Film kann man diese knappe Situation noch nicht bezeichnen. Dass sich dieser eingeschränkte Zustand fast zehn Jahre lang nicht ändert, ist die Schuld der Brüder Lumiére, die den Film nie richtig ernst nehmen und ihn eher als „lebende Fotografie“ sehen. Doch glücklicherweise verkaufen sie 1905 ihre sämtlichen Patente an die französische Schallplattenfirma „Pathé„. Dort findet sich schließlich ein kluger Kopf, der sich an die Weiterentwicklung der Filmtechnik macht. Endlich kann man auch längere Geschichten am Stück erzählen, was dazu führt, dass sich nach und nach in Hollywood die ersten Filmschaffenden niederlassen.
Die amerikanischen „Edison Studios“ nehmen sich 1910 Mary Shelley´s Klassiker „Frankenstein“ zur Brust, der zu dieser Zeit schon bemerkenswerte zweiundneunzig Jahre auf dem zusammengeflickten Buckel hat. Der ganze Streifen ist in drei Tagen abgedreht und kommt mit nur wenigen Darstellern aus. Dennoch wird in dem rund 13-minütigen Stummfilm eine erstaunlich komplexe Geschichte erzählt, die den Kampf des Schöpfers gegen seine eigene dunkle Seite zeigt. Das Erschaffen eines solchen Monsters ist dem Doktor nämlich nur möglich, weil er sich von seiner Gier und seinen dunklen Gedanken hat antreiben lassen. Von nun an verfolgt ihn seine Kreatur sogar bis ins Elternhaus und bedroht ihn zunehmend. Doch die Liebe zu seiner Verlobten lässt den Doktor letztendlich über den Einfluss des Monsters siegen. Ausgesprochen verblüffend sind vor allem die kreativen Special-Effects des Films. So benutzt man am Ende einen beeindruckenden Spiegeltrick und zum Erschaffen des Monsters lässt man einfach eine Papp-Kreatur abbrennen und zeigt das Ganze dann Rückwärts.
Dennoch ist dem Film kein Erfolg beschieden. Die Kritiker zerreißen das Werk in der Luft und das Publikum interessiert sich nicht für solch alte Kamellen. Der Film landet schnell in der Versenkung und es soll -trotz weiterer, jedoch ebenfalls wenig erfolgreicher Horrorfilme in den nächsten Jahren- noch bis 1922 dauern, bis F.W. Murnau mit seinem Meisterwerk „Nosferatu“ der Welt das Fürchten lehrt, das Horrorgenre revolutioniert und es zugleich in den Lichtspielhäusern etabliert.
Dank der Digitaltechnik kannst Du Dir jetzt selbst ein Bild davon machen, ob der erste Horrorfilm wirklich so ein Flop ist. Der Kürbiskönig ist jedenfalls ein großer Fan der wild fuchtelnden Arme der Darsteller. Viel Spaß!
Aus heutiger Sicht wirkt der Film ja eher amüsant als horrormäßig.
Aber das Ende mit dem Spiegel und die Entstehung des Monsters sind schon sehr tricky 🙂
Was tut das Monster eigentlich Böses? Soweit ich sehen kann läuft es nur rum und die Leute erschrecken sich vor ihm und fallen gelegentlich in Ohnmacht…
Liebe(r) Skelch! Na das ist ja oft so bei Monstern, dass sie nur so durch die Gegend laufen und nichts Böses tun. Und ehe sie richtig hinter sich schauen können, folgt ihnen bereits ein fackelbewehrter Mob. Frag mal Frankensteins Monster, wenn Du es das nächste mal siehst. Das kann ein Lied davon singen. Dein Kürbiskönig
Wahaha monstermäßig SCHLECHT!!! Kein Wunder, dass keiner hingegangen ist…
Hätte man den Film doch bloß in 3D gedreht! Dann wäre der Inhalt egal gewesen. Die Leute haben aber auch nichts aus der Zukunft gelernt. tsts
Dein Kürbiskönig