Die bösen Zwillinge von Knecht Ruprecht

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„Hast denn die Rute auch bei dir?“ Ich sprach: „Die Rute, die ist hier; doch für die Kinder nur, die schlechten, die trifft sie auf den Teil, den rechten.“ Christkindlein sprach: „So ist es recht; So geh mit Gott, mein treuer Knecht!“ – Was haben wir im nieder- und mitteldeutschen Sprachraum doch für ein Glück, dass wir in der Vorweihnachtszeit nur den vergleichsweise harmlosen Knecht Ruprecht fürchten müssen! Der hat für uns böse Kinder schlimmstenfalls die Rute parat. Etwas krasser trifft’s unsere alpenländischen Freunde, bei denen der Krampus und die Perchta ganz andere Geschütze auffahren…

Nikolaus ist ein guter Mann, doch scheint er in jeder Überlieferung das Böse anzuziehen, das als sein ständiger Begleiter auftritt, wobei die Krampusse und Perchten z.B. in der Steiermark sicherlich die finstersten Schreckgestalten darstellen. So ist der Krampus eine deutlich hässlichere Type als Ruprecht, die bis weit zurück in der Vergangenheit oft mit Tiermasken oder als Dämon und Teufel dargestellt wurde. Zur Dämonenfratze mit Hörnern gehörte in der Regel eine pelziges Äußeres, sowie ein auf dem Rücken befestigter Behälter, in dem die unartigen Kinder der Sage nach kurzerhand geworfen wurden. Jedes Jahr zur Winterzeit im Dezember und Januar verkleideten sich in ganz Österreich die Menschen als Krampusse und zogen mit viel Lärm durch Dörfer und Ortschaften und machten dabei von ihren Ruten durchaus Gebrauch. Zu Zeiten der Inquisition wurde dieser Brauch jedoch bei Todesstrafe verboten, da es untersagt war, sich als Teufelsgestalt zu verkleiden.

Frau Perchta schlitzt – so ist es Brauch – mit eisernen Geräten auf, den Bauch…

Der Schrecken im Schnee (c) www.nockstoaperchten.atWährend der Krampus noch als Kinderschreck durchgeht, machen die Perchten mit Sündern kurzen Prozess. Sie sind im alpenländischen Brauchtum vorkommende weibliche Schreckgestalten, die ebenfalls um den 5. Dezember und in den Raunächten von Heiligabend bis Heilige Drei Könige ihr Unwesen treiben. Ihren Ursprung geht vermutlich auf die mythologische Sagengestalt Frau Perchta zurück, die keltische und slawische Ursprünge aufweist und mythologisch mit Frau Holle und vermutlich auch mit besagtem Knecht Ruprecht verwandt ist. Sie vereint das Belohnende und Bestrafende gleichermaßen in sich: sie verschenkt goldene Fäden an Spinnerinnen und Münzen an Mägde und ist zudem für das Wachsen des Getreides zuständig. Kommt ihr aber jemand krumm, ist’s vorbei mit den Geschenken! Perchta bestraft Faulheit und Verstöße gegen das Festspeisegebot. Die Bestrafung kann von einfachen Albträumen bis hin zum Aufschlitzen des Bauches reichen, der sogenannten Gastrotomie. Der Bauch des Opfers wird dann mitunter noch mit Steinen gefüllt, um es in einem Brunnen zu versenken. Zudem ist Perchtas Atem nicht der frischeste: er kann töten oder blenden. Aus erstgenanntem Grund wird sie auch immer in Verbindung mit eisernen Gerätschaften beschrieben, mit denen sie die Gastrotomie durchführt oder anders gesprochen: in die Körper ihrer Opfer hackt.

Perchtenläufe und Krampustreiben heute

Jedem sagenhaften Ungetüm seine Ehrerbietung – scheint auch heute noch in Österreich, Norditalien, Ungarn, Tschechien und Kroatien die Devise zu sein. So beginnen an diesem Wochenende die traditionellen Perchtenläufe und Krampustreiben, bei denen sich hunderte und tausende Alpenbewohner so schrecklich in Schale werfen, wie man es andernorts nur zu Halloween kennt. Mittlerweile finden sich neben den traditionell selbstgebastelten Dämonenkostümen auch Orks und andere Finsterlinge modernerer Bauart, die die Umzüge zu einem fantastischen Event machen. Willkommen im Winterhorrorland!


Mehr Infos: www.orf.at | www.salzburg.com uva.

Weiterführender Artikel auf Halloween.de: Monster der Welt – Teil 21: Die Perchta


 

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