Fragen Sie Dr. Kürbis! – Teil 13: Warum ist das umgedrehte Pentagramm ein Satanssymbol?

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Die Frage:

Lieber Dr. Kürbis!

Ich hab mich schon oft gefragt: Warum ist das umgedrehte Pentagramm eigentlich ein Symbol des Teufels?

Viele Grüße, Jan


Die Antwort:

Dr KuerbisLieber Jan, die Geschichte des Pentagramms ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Der fünfzackige Stern existiert schon viele hundert Jahre vor dem Christentum, also lange bevor mein Kumpel Satan überhaupt das Licht der Hölle erblickt. Archäologische Funde aus dem 4. Jahrhundert vor Christus zeigen bereits Trinkgefäße und Krüge mit eingravierten Pentakeln. Den Ursprung des Symbols findet man in der Bewegung des Planeten Venus: in Laufe von acht Jahren zeichnet seine Planetenbewegung erstaunlicherweise genau den Verlauf eines Pentagramms an den Nachthimmel, weshalb man manchmal auch vom Venus-Pentagramm spricht. Sein komplizierter Aufbau (könntest Du aus dem Stand so ein Teil malen?) und die faszinierende Tatsache, dass man beim Zeichnen letztendlich wieder zum Anfangspunkt gelangt, machen das Symbol in der Antike zu einem Sinnbild für den Kreislauf des Lebens. Auf Geschirr, Häusern und Münzen ist das Zeichen bald zu finden. Auch Mathematiker und Gelehrte wie Pythagoras oder Da Vinci sind von dem komplexen Gebilde äußerst fasziniert. Der aus dem Pentagramm abgeleitete Goldene Schnitt wird effektiv auf die Konstruktion von Gebäuden übertragen, weshalb die späteren Steinmetze das Symbol geradezu kultisch verehren, was ihnen bald jedoch zum Verhängnis wird. Doch dazu später mehr.

Im Laufe der Zeit wird dem Fünfsmarktkirche hannovertern zunehmend eine magische Wirkung zugeschrieben. Jeder der jeweiligen Zacken symbolisiert dabei ein Element, wobei die obere Spitze den Geist (oder Äther) repräsentiert. In Beschwörungsritualen setzen die Magier das Pentagramm ein, um Kräfte freizusetzen und Geister herbeizurufen. Ist die Spitze nach oben gerichtet, ruft man die Mächte von oben herbei, zeigt die Spitze nach unten, zwingt man die Geister auf den Boden. Zieht man noch einen Bannkreis um das Symbol, sitzt der Dämon in der Falle. Diese angebliche Bannfähigkeit machen das umgedrehte Pentagramm im Mittelalter ungeheuer populär. Über Türen und in Schwellen eingeritzt, schützt es vor nächtlichen Kobolden, den sogenannten Druden. Da das Symbol genau dem Fußabdruck eines dieser Plagegeister entsprechen soll, bezeichnet man es im Volksmund auch als Drudenfuß. Sogar in vielen Kirchen ist der hilfreiche Bannkreis zu finden. Zudem sehen die Gläubigen in dem Pentakel ein Symbol für die fünf Wunden Jesu Christi, die durch die drei Nägel, der Lanze und der Dornenkrone entstanden.

Unser Glauben soll sauber werden

Wenn sogar die Christen selbst das Symbol in all seinen Ausrichtungen verehren, wie konnte unser liebgewonnenes Pentagramm dann irgendwann im wahrsten Sinne des Wortes verteufelt werden? Eine gezielte Kampagne der katholischen Kirche ist daran Schuld. Im Zuge der spätmittelalterlichen Inquisition, die mit allen Mitteln für die Reinhaltung des Glaubens kämpft, wird ohne Rücksicht auf Verluste gegen alle mächtigen Piktogramme gehetzt, die dem Kreuz Konkurrenz machen können. Besonders der symbolträchtige Fünfstern ist den Demagogen ein Dorn im Auge, denn sein heidnisch-mathematischer Hintergrund lässt sich nicht vereinen mit dem Glauben an Gott. Wer das Zeichen jetzt noch verwendet, ist automatisch ein Teufelsanbeter. So werden aus den Steinmetzen ganz schnell Satanisten, denn sie verehren ja das böse Symbol. Traurig, aber wahr.

Siegel_des_BaphometEndgültig in Verruf gerät der Drudenfuß dann Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1855 veröffentlicht der etwas durchgeknallte Schriftsteller Eliphas Lévi das Buch „Das Dogma und Ritual der hohen Magie“, in dem er behauptet, das umgedrehte Pentagramm wäre ein Zeichen des Dämonen Baphomet, wobei die einzelnen Zacken jeweils für die Hörner, die Ohren und den Bart des Wesens stehen. 90 Jahre später erfolgt schließlich der Gnadenstoß für Drudi (wie ich das Symbol liebevoll nenne). Endlich setzt sich jemand für seinen schlechten Ruf ein! Der Amerikaner Anton Szandor LaVey gründet am 30. April 1966 in San Francisco die Church of Satan und verwendet für seinen satanistischen Kult jenes Symbol, das Lévi zuvor bereits etabliert hat: Das invertierte Pentagramm mit dem Kopf Baphomets. Und deshalb, lieber Jan, ist das einstige Schutzsymbol heute böse böse. Schauen wir mal, wann irgendjemand gegen das Peace-Zeichen hetzt.


Dein Dr. Kürbis


Du hast auch ein Frage an Dr. Kürbis? Dann schreibe eine Mail an: frage@halloween.de


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2 Kommentare

  1. Mhh… auch wieder ein herrlicher Beweis für die Blindheit und Ignoranz der Menschen! 😀
    Besonders eben, was so eine eigentlich kleine Sekte am Rande einer großen Glaubensrichtung bewirken kann, wenn sie nur genügend Anhänger findet… 😉

  2. Das Problem ist ja, gegen das Peace-Zeichen hetzen ja schon welche.Das Zeichen im Kreis soll ein zerbrochenes Kreuz darstellen.Sagt eine christliche Sekte aus den USA.

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