Die Frage:
Lieber Dr. Kürbis!
Ich träume davon, in ein Haus zu ziehen, das Drehort eines bekannten Horrorfilms war oder zumindest in einem zu sehen ist! Welches würdest Du empfehlen und – falls Du das weißt – wie viel muss ich dafür ansparen?
Bitte um Antwort,
Thorben
Die Antwort:
Lieber Thorben,
es freut mich zu hören, dass Du endlich bei Deiner lieben Mutter ausziehst. Soll ja schließlich kein Thorben (Norman) Bates aus Dir werden!
Aber Spaß beiseite. Wenn Du Deinen Traum verwirklichen möchtest, dann solltest Du Dir über zwei Dinge auf jeden Fall im Klaren sein: 1. Du wirst nicht nur das elterliche Wohnzimmer, sondern auch gleich das Land verlassen müssen. 2. Du brauchst dafür mit Sicherheit ordentlich Schotter auf der hohen Kante. Und mit ordentlich Schotter meine ich nicht das bisschen Geld, das Deine lieben Großeltern ursprünglich für Deine Konfirmation zurückgelegt hatten.
Was den ersten Punkt betrifft, so wird Dich Dein weiterer Lebensweg wohl in die USA und mit großer Wahrscheinlichkeit nach Kalifornien führen – Du wirst also eine Greencard brauchen. Denn gerade in dem bevölkerungsreichen „Golden State“ liegen einige der besten Adressen, die Du finden kannst. Nachfolgend möchte ich Dir ein paar reizvolle Beispiele nebst interessanter Infos um die jeweilige Immobilie geben – bei manchen kann ich Dir sogar sagen, was Dich der Spaß kostet!
Das „Halloween“-Haus
Den Auftakt macht die Hütte, in der der sechs Jahre alte Michael Myers im Film „Halloween – Die Nacht des Grauens“ (1978) seine, vor dem Schminkspiegel sitzende, Teenie-Schwester Judith hinterrücks erdolcht. Das 1888 oder 1889 erbaute Haus ist heute unter der Adresse „1000 Mission Street“ in South Pasadena zu finden und seit den späten 80ern eine offiziell anerkannte und schützenswerte Sehenswürdigkeit der Stadt. Dass das Haus überhaupt noch steht, kommt einem Wunder gleich: 1987 sollte das damals noch in der „709 Meridian Avenue“ stehende Haus für den Bau eines Krankenhauses plattgemacht werden. Die Abrissbirne war schon am Schwingen, als ein couragierter Herr namens David Margrave den Fahrer des Abriss-Bulldozers überredete, früher Feierabend zu machen. Margrave kaufte das leer stehende, heruntergekommene Haus vom Besitzer Dr. Joseph Kohn für einen Silberdollar, musste aber einwilligen, es binnen einer Woche versetzen zu lassen. In Ermangelung von Grund und Boden bezahlte David einige Mitarbeiter eines Umzugsunternehmens, die das Haus in einer Nacht und Nebel-Aktion um wenige Meter versetzten – auf ein naheliegendes Bahngelände unweit der Gleise. Dort steht es noch immer, heute befinden sich die Geschäftsräume einiger kleiner, lokaler Unternehmen darin. Da das Gebäude nicht zum Verkauf steht, kannst Du nur versuchen, Dich einzumieten. Sofern Du direkt neben den Bahngleisen wohnen möchtest.
Adresse: 1000 Mission Street (ursprünglich: 709 Meridian Avenue), South Pasadena, Kalifornien, USA
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Preis: –
Das „Amityville Horror“-Haus
Ich gehe einfach mal davon aus, dass Du Dir schon etwas repräsentativeres gönnen möchtest. Dann dürfte Dir das schöne, 1927 erbaute und aus dem 1979er Film „Amityville Horror“ bekannte Haus deutlich besser gefallen: Tolle Lage, 334 qm, fünf Schlafzimmer, drei Badezimmer, mit Gasheizung, Keller und Bootshaus. Du solltest allerdings wissen, dass das Haus nicht nur im Mittelpunkt des erwähnten Films stand, sondern tatsächlich Schauplatz eines Kapitalverbrechens war: der 23-jährige Ronald DeFeo Jr. erschoss 1974 in dem Haus eines Nachts seine Eltern und vier kleine Geschwister mit einem Gewehr. Später behauptete er, Stimmen hätten ihm die Tat befohlen. Die nächsten Bewohner, die Familie Lutz, kauften das Haus gut ein Jahr später für den Schnäppchenpreis von 80.000 US-Dollar. Allerdings wohnten sie dort nur knapp einen Monat, bevor sie das Anwesen Hals über Kopf verließen: Die schrecklichen, paranormalen Geschehnisse (nach dem Link einfach eine Seite weiter klicken) sind Gegenstand mehrerer Filme und Bücher. Das Haus wechselte noch mehrmals den Besitzer (und zwischendurch auch die Hausnummer von 112 zu 108), allerdings hat – soweit man weiß – keiner sonst irgendwelchen Spuk erlebt. Oder man wollte es nur nicht zugeben, da sich solche Spukgeschichten negativ auf den Verkaufspreis auswirken. Wahrscheinlich wurden deshalb die charakteristisch abgerundeten, „böse“ blickenden Fenster auf der Seite des Hauses gegen normale rechteckige Fenster getauscht. So wurde das Haus 1997 immerhin für 310.000 US-Dollar und zuletzt im Oktober 2010 für 950.000 US-Dollar verkauft.
Adresse: 108 Ocean Avenue (ursprünglich 112 Ocean Avenue), Amityville, New York, USA
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Preis: ca. 1.000.000 US-Dollar
Das „A Nightmare on Elm Street“-Haus
Du hast ja gesagt, Du träumst davon, in einem Horrorfilm-Haus zu wohnen. Beim Stichwort „träumen“ musste ich natürlich gleich an den lieben guten Freddy Krueger denken. Im Film „Nightmare – Mörderische Träume“ (1984, Originaltitel: „A Nightmare on Elm Street“) ist ein schönes, 1919 erbautes Haus zu sehen, das in Los Angeles, genau genommen in Hollywood, steht. Im Film wohnen hier die Thompsons, wobei Tochter Nancy Thompson (Heather Langenkamp) die weibliche Hauptrolle spielte. Wenn Du zukünftig in diesem Häuschen mit seinen 250 qm, den drei Schlafzimmern und vier Bädern angenehm träumen willst, dann hat das allerdings auch seinen Preis: ca. 1.200.000 US-Dollar wirst Du wohl aufbringen müssen, denn Hollywood ist nun einmal ein teures Pflaster. Und ein bisschen über 1.100.000 US-Dollar hat schon der letzte Käufer im November 2006 locker machen müssen. Dafür hat er aber auch die Tür rot angemalt.
Adresse: 1428 North Genesee Avenue, Los Angeles, Kalifornien, USA
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Preis: ca. 1.200.000 US-Dollar
Das „Poltergeist“-Haus
Schon wieder Kalifornien! Das Haus, das im Film „Poltergeist“ (1982) zu sehen ist, hat durchaus was zu bieten: Nämlich immerhin 220 qm, vier Schlafzimmer, zweieinhalb Badezimmer (ja, so ein halbes Badezimmer wäre prima für einen alten Freund von mir, der seit seinem letzten Besuch bei mir nur noch ein Auge, einen Arm und ein Bein hat) und eine große Garage. Falls Du Dich mal mit dem Wohnmobil auf den Weg zum Hügel der blutigen Augen machen willst. Ob der Poltergeist noch in dem Haus wohnt? Keine Ahnung! Aber es ist nicht auf einem alten Indianerfriedhof erbaut worden und es steigen auch keine Leichen aus dem Pool. Schade eigentlich. Insofern: Wenn Du etwa eine halbe Million US-Dollar entbehren kannst, dann kannst Du den Besitzern das schmucke Haus sicherlich abschwatzen. Auf diesen Wert wird es nämlich momentan taxiert, obwohl es erst 2009 für noch nicht einmal 150.000 US-Dollar den Besitzer wechselte.
Adresse: 4267 Roxbury Street, Simi Valley, Kalifornien, USA
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Preis: ca. 500.000 US-Dollar
„Das Haus auf dem Geisterhügel“
Wenn schon keine indianische Grabstätte, dann vielleicht ein Geisterhügel? Und darauf ein Haus, das von der L.A. Times zum drittbesten Haus aller Zeiten in Los Angeles gewählt wurde, mit einer ganz ungewöhnlichen Architektur und einem fantastischen Panorama punkten kann? Na gut, das Attribut „Geisterhügel“ bezieht sich „nur“ auf den Titel des 1959er Grusel-Klassikers „Das Haus auf dem Geisterhügel“ (Originaltitel: „House on Haunted Hill“). Immerhin. Und immerhin könntest Du Dir ein paar Gäste einladen und ihnen erzählen, dass sie Geld bekommen, wenn sie eine Nacht in diesem Haus überleben. Raum genug bietet der zweigeteilte Gebäudekomplex mit seinen 557 qm, vier Schlafzimmern und viereinhalb Bädern (schon wieder so was Halbes) auf jeden Fall. Und ein bisschen Geld verschenken kannst Du bestimmt, wenn Du Dir das Haus, das eigentlich „Ennis House“ heißt, leisten kannst. Aber Vorsicht: Ich empfehle Dir, ein bisschen was auf der hohen Kante zu behalten. Erdbeben und starke Regenfälle haben das 1924 von dem berühmten Architekten Frank Lloyd Wright erbaute Haus arg in Mitleidenschaft gezogen. Es wurde zwar von 2006 bis 2007 teuer renoviert und steht seit einigen Jahren auf zahlreichen Listen, die es als architektonisches Kulturgut und gefährdete, historische Sehenswürdigkeit ausweisen. Dennoch bröckelt die Fassade an allen Ecken und Enden ab. Da hilft auch die tolle Aussicht über die Stadt wenig. Im Juni 2009 entschied die Ennis House Foundation, eine Stiftung zum Erhalt des Gebäudes, das Haus zum Verkauf anzubieten. Damals wollte man 15.000.000 US-Dollar haben. Nach einem Jahr ohne Käufer wurde der Preis um mehr als die Hälfte auf knapp unter 7.500.000 Millionen US-Dollar gesenkt. heute steht der Preis bei nur noch etwa 5.000.000 US-Dollar. Du siehst, die Zeit spielt also gewissermaßen für Dich. Aber leider auch gegen das Haus.
Adresse: 2607 Glendower Avenue, Los Angeles, Kalifornien, USA
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Preis: ca. 5.000.000 US-Dollar (Tendenz stark fallend)
Das „[REC]“-Haus
Ok, es muss ja nicht gleich Kalifornien sein. Es muss nicht einmal Amerika sein. Es muss auch kein Eigentum sein, wenn Du Dich mit einer Wohnung zur Miete zufrieden geben kannst. Denn auch in Europa kannst Du Dir ein gemütliches Zuhause suchen, das schon in einem Horrorfilm „mitgewirkt“ hat. Das Wohnhaus, das im Zombiestreifen „[REC]“ (2007) zu sehen ist, befindet sich nämlich in Spanien, genauer, im Herzen von Barcelona. Die Mieten sind nicht ganz billig, aber dafür könntest Du in einer der schönsten Städte Europas wohnen. 1000 Euro monatliche Miete solltest Du selbst für eine relativ kleine Wohnung auf jeden Fall einplanen. Wird bestimmt bald wieder was frei in dem Haus, wenn ich da so an die Bewohner des Hauses (im Film) denke… zumal ja im Herbst dieses Jahres das Prequel „[REC] Genesis“ kommen soll.
Adresse: Rambla de Catalunya 34, Barcelona, Spanien
Preis: –
Wenn Du Dir jetzt aufgrund der mitunter recht gesalzenen Preise überlegst, besser in ein Motel zu ziehen, das Deine Ansprüche erfüllt, so möchte ich Dich darauf hinweisen, dass das Bates Motel samt Psycho-Haus lediglich als Kulisse bei den Universal Studios existiert. Alternativ würde ich dann doch das real existierende Hotel „Timberline Lodge“ (hier die Ansicht) empfehlen. Das ist das Hotel, das im Film „Shining“ (1980) zu sehen ist. Rustikale Zimmer gibt es dort ab ca. 100 Euro pro Nacht. Ist zwar oft relativ kalt da oben in den Bergen, aber manch einer mag das ja. Außerdem kann man nicht immer alles haben. Sonst bleibt Dir nur, doch gleich selber ein Motel zu eröffnen, lieber Norman… ich meine natürlich, Thorben.
Dein Dr. Kürbis
Gehört vielleicht nicht hierhin, aber was ist mit dieser Kleinstadt in Australien? Die aus 10 Trick or Treat Regeln?