Nábrók – Der Begriff „Tote Hose“ muss neu definiert werden!

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Nábrók - Die Leichenhose | Quelle: The Hellbound WebHach ja, die lieben guten Isländer. Anstatt für zünftige Beinkleider auf das Fell wolliger Islandschafe zurückzugreifen, zieht man lieber einem Toten die Haut südlich der Hüfte ab und schlüpft in die so gewonnene Hose! Die sitzt nicht nur schön eng, sondern hat auch noch andere Vorteile. Du willst wissen welche? Dann ließ einfach weiter!

Die meisten Menschen wissen nichts oder nicht viel über isländische Zauberei und Hexerei. Schade eigentlich, denn die unscheinbaren Inselbewohner weisen ein erstaunlich hohes Maß an grotesker Kreativität und skurriler Fantasie auf. Im „Strandagaldur Museum of Icelandic Sorcery & Witchcraft“ kann man sich prima über merkwürdige Riten, Sitten und Gebräuche informieren, von denen es auf der kleinen Insel Island unerwartet viele gibt. Eines der bizarrsten Beispiele stellt dabei Nábrók, die Leichenhose, dar.

Die Leichenhose wurde aus der Haut eines verstorbenen Mannes gewonnen, dessen Erlaubnis zur Verwendung der Haut man sich noch zu Lebzeiten hatte holen müssen. Der Tote musste nach seiner Beerdigung mitten in der Nacht ausgegraben werden. Nun war es besonders wichtig, die Haut in einem Stück abwärts der Hüfte vom Körper abzuziehen. Denn sonst würde sie nicht ihren magischen Zweck erfüllen und auch nicht so angenehm eng am Körper sitzen. Bei korrekter Prozedur ist die Leichenhose nämlich nicht von der eigenen Haut – auf der sie getragen wird – zu unterscheiden. Aber natürlich kleidet man sich mit der Hauthose nicht, um besonders gut auszusehen oder eine zusätzliche Isolationsschicht in kalten, isländischen Nächten zu haben. Das sind lediglich angenehme Nebeneffekte.

NábrókarstafurViel wichtiger ist jedoch der Umstand, dass die Hose in Kombination mit dem richtigen magischen Symbol, nämlich Nábrókarstafur, auch noch für ein gesichertes Einkommen sorgt. Und das funktioniert folgendermaßen: Hat man sich die Hose angezogen, muss man einer armen (!) Witwe (!!) an Ostern, Pfingsten oder Weihnachten (!!!) eine Münze stehlen. Leihen, tauschen oder höflich fragen zählt nicht. Und die Witwe muss auch unbedingt arm bzw. mittellos sein, das ist irgendwie so ein Fetisch in zahllosen isländischen Legenden. Die gestohlene Münze wird dann in den Hodensack der Leichenhose gesteckt, der mithin sozusagen als Geldsack oder Geldbeutel fungiert. Dazu wird das erwähnte magische Symbol, das auf dem Bild links zu sehen ist, auf ein Stück Papier gemalt und ebenfalls in den Geldhodensack gepackt. Von nun an wird beständig Geld in den Sack gelangen, solange man das gestohlene Geldstück der armen Witwe nicht herausnimmt. Geldsorgen gehören somit also der Vergangenheit an, denn wann immer man Geld benötigt, genügt ein Griff in den Klingelbeutel.

Die Leichenhose ist auch ziemlich öko. Nicht nur, dass sie aus rundum natürlichem Material besteht, sie ist auch Mehrweg-kompatibel. Soll heißen, sie kann wieder- bzw. weiterverwendet werden. Dazu wird der Hosenwechsel im Rahmen eines streng ritualisierten Ablaufs vollzogen, bei dem der bisherige Träger zuerst mit dem rechten Bein aus der Hauthose steigt und mit dem linken noch drin bleibt, während der „Erbe“ mit seinem rechten Bein schon einsteigt. Körperliche Nähe ist dabei unumgänglich und drückt die Verbundenheit der Leichenhosenträger aus. Natürlich – wie sollte es anders sein – hat die Sache mit dieser wunderbaren Hose aber auch einen klitzekleinen Haken: Sollte man sie zum Zeitpunkt des eigenen Todes tragen, ist die Seele des Trägers auf ewig dazu verdammt, über die Erde zu wandeln. Ob das so schlimm ist, muss jeder selbst wissen.

Links

Strandagaldur – Museum of Icelandic Sorcery & Witchcraft (in Hólmavík)

Isländische Binderunen – Magische Zeichen

Ein spooky Video über das Museum of Icelandic Sorcery & Witchcraft

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