Wie Weihnachten einst fast verboten wurde

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Stärker noch als an Halloween vermischen sich an Weihnachten christliche Traditionen mit heidnischen Gebräuchen. Während die Christen die Geburt Jesu feiern, markiert das Datum gleichzeitig auch die Zeit um die Wintersonnenwende, den Tag mit der längsten Nacht und dem kürzesten Tag. Ab nun werden die Tage wieder länger und man kann darauf hoffen, die Dämonen der Finsternis besiegt zu haben. Das symbolisiert man z.B. mit immergrünen Zweigen, mit welchen man die heimische Behausung schmückt.

Um das heidnische Brauchtum zu verdrängen, wurde der Tag der Geburt Jesu von der christlichen Kirche auf den Tag der Wintersonnenwende gelegt. Dieser fiel damals nach dem auf Julius Caesar zurück gehenden Julianischen Kalender auf den 25. Dezember. (Skeptiker weisen immer wieder gerne darauf hin, dass es zu dieser Jahreszeit in Bethlehem viel zu kalt ist, als dass Hirten auf den Feldern übernachtet hätten.) Erstmals urkundlich erwähnt als Datum für Weihnachten wird der 25. Dezember im Jahre 354. Jedoch gibt es Hinweise, dass schon im Jahre 221 das Weihnachtsfest auf dieses symbolische Datum gelegt wurde. Allerdings wurde es erst im Jahre 825 zum kirchlichen Feiertag.Verkäufer auf einem Weihnachtsmarkt


Das Wort „Weihnachten“ geht vermutlich auf das Mittelhochdeutsche „ze den wihn nahten“ (in den geweihten Nächten) zurück. Die Redewendung „ze den wihn nahten“ findet sich so bereits in einem Vers des bayrischen Spielmanns Spervogel im Jahre 1170.

Trinken bis der Weihnachtsmann kommt

Lange Zeit war Weihnachten auch nicht das besinnliche Familienfest, welches wir heute kennen. Statt im engsten Kreise bei Kerzenschein und Marzipan den Weihnachtsbaum anzusingen, feierten die Menschen feucht fröhlich auf der Straße. Sogar so fröhlich, dass sich die regierenden Puritaner in England bereits im Jahre 1647 veranlasst sahen, Weihnachten quasi zu verbieten. Außerdem sahen sie es nicht als erwiesen an, dass Jesus wirklich am 25. Dezember geboren worden ist (wahrscheinlich wegen der Hirten auf dem Feld), was den streng gläubigen Puritanern in ihrer wörtlichen Auslegung wohl recht wichtig war. Das ist aber kein exzentrischer britischer Sonderfall. Auch der preußische König Friedrich Wilhelm I. ließ im Jahre 1739 die ausufernden Weihnachtsfeiern, wo beim anschließenden mitternächtlichen Kirchgang der Mann auf der Kanzel der einzige nüchterne Mensch im Raum war, faktisch verbieten.

Kein Freund von Weihnachten und Alfanzereien: Friedrich Wilhelm I.Der Waldteufel geht zu Weihnachten um

In den Jahrhunderten davor verkleideten sich z.B. die Berliner als Heiliger Geist und zogen lautstark durch die Gassen. Aber nicht in frommen Gewändern, sondern mit Spießen und Stangen, Schellen und Peitschen ausgestattet. Aus mit einer Schweinsblase bezogenen Pappzylindern und Pferdehaaren bauten sie sich einen sogenannten Waldteufel, mit dem sie einen höllischen Lärm veranstalteten. Der Lärm sollte böse Geister vertreiben. Später, in der Mitternachtsmesse, war die ganze Gemeinde bereits recht angetrunken, so dass es in der kirchlichen Dunkelheit durchaus zu recht unchristlichen Ausschweifungen kam. Deswegen unternahm die Kirche schon recht früh den Versuch, das weibliche Geschlecht von der Teilnahme an der Mitternachtsmesse auszuschliessen. Aber richtig durchsetzen konnten sie das nie.

Aus diesen Gründen ließ Friedrich Wilhelm I. – wie gesagt – im Jahre 1739, einen Großteil der feucht-fröhlichen Weihnachtsfeiern schlichtweg verbieten. „Wir vernehmen missfällig, (…)… und die Leute mit Kronen oder auch Masquen von Engel Gabriel, Knecht-Ruprecht usw. gegangen und dergleichen Alfanzereien mehr getrieben werden…So befehlen Wir euch hierdurch allergnädigst, den Tag vor Weihnachten die sämtlichen Kirchen des Nachmittags schließen zu lassen und überall in eurer Inspection scharf zu verbieten, daß so wenig die sogenannte Christ-Abend- oder Christ-Nachts-Predigten weiter gehalten noch das Quem pastores weiter gesungen oder dergleichen bisher üblich gewesene Alfanzereien mehr getrieben werden.“

Sein Sohn Friedrich II. lockerte das Verbot aber einige Jahre später wieder. Und so kann der Kürbiskönig auch dieses Jahr allen Lesern von Halloween.de ein fröhliches Weihnachtsfest wünschen, ohne sich strafbar zu machen. Frohes Fest!


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