The Strangers

4

2008 I 90 min I FSK 18

the-strangers-posterAn der Kinokasse ging dieser kleine Reißer von 2008 bei uns leider etwas unter. In Zeiten von „Saw 14“ und „Freddy Krügers allerneuste Streiche“ war der Film dem Horrorpublikum wohl zu subtil. Doch wer auf echten, klassischen Grusel steht, kommt um diesen Film nicht herum.

Sommerhaus, später

Kristen und James kehren spätabends von einer Party in ihr einsames Sommerhaus zurück. Kaum angekommen, macht James seiner Freundin einen Heiratsantrag, doch sie lehnt ab. In diese reichlich angespannte Situation platzt plötzlich eine Fremde, die an die Tür klopft und nach Tamara fragt. Doch es gibt dort keine Tamara, und so verschwindet das Mädchen wieder in die Nacht. James wird das alles zu viel, er verlässt das Haus, um Zigaretten zu holen (In Amerika kommt man mit diesem alten Spruch scheinbar noch durch!). Als Kristen alleine im Haus zurückbleibt, klopft es erneut. Das Mädchen fragt wieder nach Tamara. Und so beginnt es also…

Echter Horror

Im Vorspann wird erklärt, dass der Film auf wahren Begebenheiten basiert, doch das stimmt so nicht ganz. Regisseur und Autor Bryan Bertino hat sich von einem Kindheitserlebnis inspirieren lassen, als Fremde in seiner Gegend kategorisch an Häuser klopften, um dort eventuell einbrechen zu können. Die Fremden im Film sind allerdings nicht an Mamis Ohrringen interessiert. Eher schon an Mamis Ohren. Und einfach ins Haus stürmen ist ihnen auch zu einfach. Zuerst wollen sie noch spielen. Das dieses Spiel dem Zuschauer sämtliche Nerven kostet, liegt vor allem am ungeheuren Realismus der Szenerie. Denn Kristen und der bald wiederkehrende James verhalten sich bis zum Ende des Films ganz genau so, wie sich jeder andere auch benehmen würden: defensiv, immer darauf hoffend, dass es vielleicht doch irgendwie vorbei geht. Sie mutieren nie zu Aushilfs-Rambos, die es den bösen Bösen schon zeigen. Diese Hilflosigkeit überträgt sich auf den Zuschauer, der extrem mitleidet. Eine echte Tortur.

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Psychos von damals

Eine weitere Stärke des Films ist sein Retro-Feeling. Die Macher nehmen sich erfrischend viel Zeit zum Spannungsaufbau und arbeiten viel mit Geräuschen, wie Klopfen oder alten Schallplatten. Natürlich bleibt es nicht ewig bei den Psycho-Spielchen. Am Ende gehts ans Eingemachte. Doch bis dahin sind die Bilder irritierend altmodisch: Die Nacht ist furchtbar dunkel, die Einrichtung des Hauses bräunlich und schrecklich unmodern, der Kamin manchmal die einzige Lichtquelle. Wenn dann auch noch die Fremden mit ihren Kindermasken im Raum stehen, fühlt man sich an das Terrorkino der 70er Jahre erinnert. Erwähnenswert ist auch Liv Tyler in der Hauptrolle. Sonst eher als kulleräugige Elbin Arwen aus der „Herr der Ringe“-Trilogie bekannt, spielt sie in diesem Streifen erstaunlich intensiv. Das macht das Zuschauen noch eindringlicher.

Einfach schön, dass sich manche Regisseure dem gängigen Trend verwehren und nicht nur eine Todesszene an die andere reihen. „The Strangers“ besinnt sich auf die alte Regel, dass der wahre Horror im Kopf des Betrachters passiert. Selten nimmt ein Machwerk den Zuschauer so mit. Nach diesem Film verkaufst Du Dein Wochenendhaus für 10 Euro!

Deutscher Trailer


Text: S. Werner

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