Wir haben heute etwas ganz besonderes für Dich: Ein Interview mit dem Oscar-prämierten Effektspezialisten und Kreaturen-Designer Tom Woodruff Jr. sowie ein kleines Gewinnspiel zum DVD-/Blu-Ray-Release von „The Thing“!
Tom Woodruff Jr. hat sich bereits mit seinen beeindruckenden Effekten für Filme wie „Starship Troopers“ und „Alien 3“ einen Namen gemacht. 1993 erhielt er sogar den Oscar für die „Best Visual Effects“ für seine Arbeit bei „Der Tod steht ihr gut“.
halloween.de: Hallo Tom! Es ist uns eine große Ehre, heute mit Dir über den großartigen Film „The Thing“ zu sprechen, der hierzulande ab 22.03. auf Blu-Ray und DVD erhältlich ist.
Tom: Danke sehr, ich freue mich!
halloween.de: Tom, als im Jahr 2008 die Pläne für ein neues „The Thing“-Projekt erstmals öffentlich wurden, reagierten viele Menschen grundsätzlich eher skeptisch ob der großen Erwartungen an ein solch ambitioniertes Projekt. Das besserte sich jedoch, nachdem der bis dahin weitgehend unbekannte Matthijs van Heijningen als Regisseur vorgestellt wurde und sich dieser als großer Fan der 1982er Verfilmung von John Carpenter outete.
Was dachtest Du, als Du die ersten Gerüchte über ein neues „The Thing“-Projekt hörtest und wie stehst Du eigentlich zu dem Kultfilm von John Carpenter?
Tom: Nun ja, mir geht es da wie vielen anderen Leuten auch, die wie ich zu dieser Zeit junge Leute waren: Für uns war Carpenters „The Thing“ im Prinzip ein Game-Changer. Denn dieser Film war damals kommerziell zwar nicht sehr erfolgreich, zeigte aber eindrucksvoll, was für unglaubliche Effekte man für einen Film kreieren kann – lange bevor digitale Special Effects wie wir sie heute kennen, zum Einsatz kamen. In gewisser Weise war es also die grandiose, unglaublich hingebungsvolle Arbeit von Rob Bottin (Anm. d. Red.: Rob Bottin schuf die spektakulären Masken und Spezialeffekte für „The Thing“ 1982. Er arbeitete über ein Jahr lang sieben Tage die Woche und musste nach Abschluss der Dreharbeiten wegen schwerer Symptome von Erschöpfung ins Krankenhaus), die mich und viele andere Künstler inspiriert hat.
halloween.de: Kannst Du Dich noch daran erinnern, wann und wo Du den Film das erste Mal gesehen hast?
Tom: Oh ja, das kann ich! Kurz nachdem ich 1982 nach Los Angeles gezogen war, um der Filmbranche insgesamt und damit meinem Berufswunsch als Maskenbildner näher zu kommen, lief der Film in den Kinos an und ich hab ihn mir natürlich angeschaut. Es war das Großartigste, was ich bis dahin jemals gesehen hatte, die Verbindung von Make-up, Masken und Animatronics war unglaublich gut und effektvoll. Zumal Rob ja bereits mit „Das Tier“ (engl. „The Howling“) sein Können so eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte, dass ich ihn allein dafür schon bewunderte.
Rob war wie ich gerade erst Anfang 20, aber hatte schon so viel erreicht! Ich hingegen war zu dieser Zeit noch sehr viel damit beschäftigt, Kontakte zu knüpfen und Leute zu treffen, um irgendwo einen Fuß in die Tür zu bekommen, so dass ich zu dieser Zeit – insbesondere im Angesicht von Robs gewaltigen Leistungen – kaum zu träumen gewagt habe, auch eines Tages in Hollywood etabliert zu sein.
halloween.de: Aber bald warst Du ja dann karrieretechnisch auch auf einem guten Weg, denn Du kamst bei Stan Winstons Crew unter…
Tom: Richtig, das war 1984. Ich arbeitete da an den „Terminator-Spezialeffekten“ für James Camerons Film „Terminator“ mit.
halloween.de: Nach der Arbeit an weiteren namhaften Projekten wie „Aliens – Die Rückkehr“ und „Predator“ gründetest Du 1988 zusammen mit Deinem Freund und Kollegen Alec Gills – der seinerzeit auch Teil von Stan Winstons Team war – eine eigene Effekte-Firma namens „Amalgamated Dynamics Incorporated“, die bis heute besteht und die für das „The Thing“-Prequel unter Vertrag genommen wurde.
Tom: Ja.
halloween.de: Interessanterweise hat ja Stan Winston 1982 auch Make-up-Effekte für „The Thing“ beigesteuert – leider war das vor Deiner bzw. Eurer Zeit bei Stan. Klingt das für Dich nicht auch fast ein bisschen wie Schicksal, dass Ihr – also Du und Alec – fast 30 Jahre später die Chance bekommt, an einem Prequel von „The Thing“ mitzuwirken?
Tom: Ja, das ist schon lustig. Natürlich habe ich an solch eine Möglichkeit früher überhaupt nicht gedacht. Der Traum wurde erst mit der Bekanntgabe der Pläne für ein Prequel geboren und als wir dann die Produzenten (Anm. d. Red.: Marc Abraham und Eric Newman) des „The Thing“-Prequels bei Strike Entertainment kontaktierten, wussten wir natürlich, dass es ein harter Wettbewerb werden würde, denn jeder wollte diese seltene Chance nutzen und Teil dieses Vermächtnisses namens „The Thing“ sein.
Glücklicherweise zeigte sich, dass wir einen guten Draht zu den Produzenten hatten und in vielen Bereichen die Sichtweise der Dinge mit ihnen teilten. Dies betraf in erster Linie den Grundtenor, möglichst nah am Original zu bleiben und sogenannte „practical effects“ den „digital effects“ vorzuziehen, wo immer dies möglich und sinnvoll war. Die Digitaleffekte sollten in erster Linie als Ergänzung zu Make-up, Masken und Animatronics zum Einsatz kommen. Das freut uns immer noch.
halloween.de: Als klar war, dass Ihr für den Job ausgewählt wurdet, wie war da Euer Gefühl? Hat diese Herkules-Aufgabe, sich gewissermaßen mit Rob Bottins richtungsweisender Arbeit von damals messen zu müssen, ausschließlich für Freude oder auch ein bisschen für Verunsicherung gesorgt?
Tom: Nein, da war keine Spur von Verunsicherung, wir waren sofort energiegeladen und standen komplett unter Strom. Wir waren bereit, diesen Film zu machen und hatten dieses Gefühl der Verantwortung gegenüber den Fans und der Carpenter-Verfilmung verinnerlicht, denn wir kannten das so ähnlich ja bereits von unserer Arbeit an Film-Franchises wie „Alien“ und „Predator“. Natürlich wollten wir in erster Linie die Fans glücklich machen, aber eben nicht nur die Fans, sondern auch Regisseur und Studio müssen mit unserer Arbeit zufrieden sein und es ist oftmals schwierig, das alles unter einen Hut zu kriegen.
Viele Leute glauben, wir Künstler hätten durch unsere Arbeit große Macht. Aber man muss bedenken: Der Film als Medium bedient sich zwar der Kunst, aber er lebt und stirbt nicht durch sie. Es gibt so viele Möglichkeiten, Personal zu ersetzen und auch Arbeit zu ersetzen.
Im Prinzip kannst Du heute als Effekt-Künstler schon allein aus Zeit- und Kostengründen nicht mehr sagen, wir machen was wir wollen und bedienen uns ausschließlich klassischer Effekte. Ein Jahr lang sieben Tage die Woche zu arbeiten und am Set zu leben, wie es Rob Bottin getan hat, das wird es bei großen Hollywood-Produktionen in der Form wohl nie mehr geben.
Deshalb sind wir ja auch nicht grundsätzlich gegen CGI, aber wir sind der Meinung, dass Digitaleffekte und CGI helfen KÖNNEN, wenn man die richtige Balance zwischen klassischen, praktischen Effekten und Digitaleffekten findet. Und das ist es auch, was wir beim Prequel von „The Thing“ versucht haben.
halloween.de: Kann man sagen, dass einem Film ohne Make-up, ohne richtige Kostüme und ohne klassische Effekte wie Animatronics irgendwo die Seele fehlen würde, die einen wirklich guten Streifen ausmacht?
Tom: Ja, ich denke schon.
halloween.de: Uns – und mit Sicherheit auch unsere Leser – würde interessieren, wie Du an das Projekt „The Thing“ rangegangen bist. Auch wenn die Nähe zum Original absolut im Vordergrund stand, hast Du vielleicht irgendwo die Möglichkeit gesehen, die Grenzen doch ein bisschen zu verschieben oder sogar etwas Neues auszuprobieren? Gibt es etwas, das Du gerne im Film gesehen hättest, das den finalen Schnitt aber nicht überlebt hat?
Tom: Das Schöne an diesem, wie auch an Carpenters Film ist, dass so vieles einem konstanten Wandel unterzogen ist. Das gilt für die Charaktere, deren Verhalten maßgeblich von der von gegenseitigem Misstrauen geprägten Gesamtsituation beeinflusst ist, aber eben auch für das „Ding“ selbst, das sich ja ständig verändert, das man im Prinzip aber nie in seiner reinen, seiner ursprünglichen Form zu Gesicht bekommt.
Das gibt einem bei der Arbeit viel Freiheit, denn wir wollten nie einen bestimmten Charakter des Carpenter-Films „kopieren“ oder das Ding „nur“ exakt so zeigen, wie man es aus dem Kultstreifen kennt. Stattdessen wollten wir einfach den richtigen Ton treffen, die visuelle Sprache des Vorbilds beibehalten. Wir haben deshalb mit sehr viel Liebe zum Detail gearbeitet und versucht, jede noch so kleine Kleinigkeit zu berücksichtigen, die bei Zuschauern, die Carpenters Version kennen, ein vertrautes Gefühl auslöst.
Wir wollten, dass man sich das Prequel und direkt danach die alte Fortsetzung anschauen kann und gleich das Gefühl bekommt, dass sich das Visuelle und die Erzählweise bei beiden Filmen auf einer Ebene befinden und nicht zwanghaft etwas komplett Neues schaffen.
halloween.de: Ok, unsere letzte Frage richtet sich an den Künstler Tom. Welcher Teil der Arbeit an Spezialeffekten macht Dir denn eigentlich am meisten Spaß?
Tom: Also mir hat bei „The Thing“ vor allen Dingen gefallen, die Kreatur als solche „aufzubrechen“. Zu schauen, was man in welcher Situation machen will und wie man sein Ziel erreicht – ganz gleich, welche Mittel zum Einsatz kommen. Gerade solche Aufgaben, aus einer Vielzahl von verschiedenen Effekten und diversen Möglichkeiten bei der Umsetzung ein stimmiges Gesamtkunstwerk zu schaffen, macht mir immer am meisten Spaß bei der Arbeit, ganz gleich ob Make-up, Puppenspiel, Animatronics oder was auch immer. Ich finde einfach, dass die Einzigartigkeit einer Arbeit sich darin zeigt – die gleiche Wirkung kann man mit digitalen Effekten nicht erzielen.
halloween.de: Vielen Dank für das Interview und viel Glück für die Zukunft!
Tom: Ich habe zu danken! Bye!
VERLOSUNG
Wenn Du jetzt richtig Bock auf den Film hast, dann nimm doch einfach an unserem Gewinnspiel teil. Wir verlosen nämlich ein kleines, aber feines Fanpaket bestehend aus 1x „The Thing“ (2011) DVD, 1x „Das Ding aus einer anderen Welt“ DVD und 1x „The Thing“ Poster.
Beantworte zur Teilnahme die folgende Frage:
Wer war für die fantastischen Spezialeffekte in John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ maßgeblich verantwortlich?
Schicke uns bis zum 01. April 2012 (kein Scherz) Deine Lösung, indem Du sie als Kommentar unten in das Textfeld schreibst! WICHTIG: Schreibe Deine E-Mail-Adresse und Deinen vollständigen Namen nebst Anschrift mit dazu! Natürlich werden Deine persönlichen Daten nicht im Kommentarfeld veröffentlicht! Je nach Browser kann es aber sein, dass Du Deinen eigenen Kommentar auf der Seite sehen kannst – doch keine Sorge, niemand sonst bekommt Deine persönlichen Daten zu Gesicht!
The Thing – Deutscher Trailer
Das Ding aus einer anderen Welt – Trailer
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[…] einen zufriedenen Seufzer auszustoßen. Hach! Das ist noch echter, blutrünstiger Body-Horror à la “Das Ding aus einer anderen Welt”. Wird ja viel zu selten gemacht […]