Plan 9 From Outer Space

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    filmposter_plan 9 from outer space(Plan 9 aus dem Weltall)

    1959 | 79min | FSK 16

    Fast jede Woche laufen sie im Fernsehen: Ranking-Shows. Die 100 besten Popsongs aller Zeiten, die 100 nervigsten Bands aller Zeiten, die 100 beklopptesten Prominentenkinder (aller Zeiten) und die 100 lustigsten Klammerformen (aller Zeiten). Nur über den schlechtesten Regisseur oder Film (aller Zeiten) wird nie abgestimmt. Wozu auch?! Ist der Thron doch seit Jahrzehnten besetzt. Es regiert und herrscht seine Majestät Edward D. Wood, Jr (1924 – 1978) mit seinem Meisterwerk: “Plan 9 From Outer Space“.

    Regisseur aus Leidenschaft

    Ed Wood ist Regisseur aus Leidenschaft. In seinen Filmen fungiert er oft gleichzeitig als Produzent, Drehbuchautor und Regisseur. Sein erstes Theaterstück inszeniert er mit 11 Jahren an der Schule. Nachdem er im 2. Weltkrieg zweimal verwundet wird, lässt er sich in Kalifornien nieder und versucht im Filmbusiness Fuß zu fassen. Aufgrund seiner Weigerung, mit den Studios zusammenzuarbeiten (da er an einem potentiellen Hit selbst verdienen will) und sicherlich auch wegen fehlender Verbindungen ist Ed fast immer auf Geldgeber außerhalb der Filmszene angewiesen. Um sich herum versammelt er eine bizarre Gruppe von Mitarbeitern, welche die “Plan 9“-Darstellerin Vampira einmal recht selbstkritisch als Hollywood-Loser bezeichnet.

    In seinem ersten vollendeten Film “Glen or Glenda“ (aka “I Changed My Sex“, “He or She“) 1953 verarbeitet er seine Neigung, Frauenkleider zu tragen. Die Hauptrolle übernimmt Wood, der eine starke Vorliebe für Angora hat, konsequenterweise gleich selbst. Auch im Alltag trägt er durchaus mal Frauenkleider, erscheint zum Treffen in Drei-Tage-Bart, Minirock, Angorapullover und hochhackigen Schuhen. Das Gerücht, dass Ed nur in Frauenkleidern Regie führt, geht zum großen Teil auf diesen Film zurück. Kurz darauf freundet er sich mit dem legendären und zu dieser Zeit bereits drogenabhängigen Dracula-Darsteller Bela Lugosi an. Wood lässt ihn einige Monologszenen einsprechen, die er dann nachträglich in den Film schneidet, kombiniert mit Bildern aus dem 2.Weltkrieg und Aufnahmen von Büffelherden.Der Meister bei der Arbeit

    Nach dem Thriller-ähnlichen Film “Jail Bail“ dreht Ed Wood den Horrorfilm “Bride of Monster“, welcher als einer der Filme mit den meisten Anschlussfehlern (aller Zeiten) gilt. In “Bride of Monster“ spielt erstmals der Ex-Wrestler Tor Johnson in einem Wood-Film mit. Dessen Gesicht ist bis heute eine der meist verkauften Halloweenmasken (aller Zeiten). Während Wood seinen nächsten Film plant, stirbt sein Star Bela Lugosi.

    Graverobbers From Mars oder „Jemand ist dafür verantwortlich!“

    Zum Glück hatte Ed jedoch vorher einige Aufnahmen des Altstars gemacht, die er nun in seinem neuen Film “Plan 9 From Outer Space“ (ursprgl. “Graverobbers From Outer Space“) verwendet, der so posthum zu Lugosis letztem Film wird. Um eine Finanzierung durch den religiösen Geschäftsmann J. Edward Reynolds zu erreichen, lässt sich ein Großteil des Filmteams taufen.

    Der Film erzählt von einer Gruppe menschenähnlicher Außerirdischer, welche darauf bestehen, von der Menschheit in ihrer Existenz anerkannt zu werden. Zu diesem Zweck haben sie den famosen Plan, die Toten wieder zum Leben zu Erwecken. Damit sollen die Lebenden dermaßen beeindruckt werden, dass sie nicht mehr die Augen vor der Existenz der Außerirdischen verschließen können.

    4-bela-wird-vom-auto-ueberfahren-man-beachte-seinen-eingefrorenen-schatten-auf-der-wieseEine der zuvor mit Bela gedrehten Szenen auf einem Friedhof verwendet er ganze drei Mal im Film. Legendär auch die Szene, als Bela aus einem Haus (im richtigen Leben, dass von Tor Johnson) tritt. Der Offsprecher verkündet, dass der alte Mann beschlossen hat, Selbstmord zu begehen. Als Bela aus dem Bild tritt, wird dieses eingefroren und das Quietschen eines Autos erklingt. Derweil ist Bela Lugosis Schatten aber noch gut sichtbar auf dem Rasen zu sehen (siehe Bild rechts). Den Rest von Lugosis Rolle übernimmt Ed Woods Chiropraktiker Tom Mason, der sich bei seinen Auftritten einfach immer einen Umhang vor das Gesicht hält.

    Da Wood kein Geld hatte, um einige der am Tag gedrehten Nachtszenen nachdunkeln zu lassen, wechselt das Licht bei einer nächtlichen Verfolgungsjagd ständig von Tag zu Nacht. Das innere des Raumschiffes besteht zum großen Teil aus einem Vorhang mit einem Schreibtisch und blinkenden Küchengeräten. Lange Zeit wurde angenommen, dass es sich bei den fliegenden Untertassen im Film um Autoradkappen handelt. Entweder der Marke  Chevy oder Cadillac. In der Dokumentation “Flying Saucers Of Hollywood“ wird jedoch erklärt, dass Ed Wood selbst in einem Interview erzählt hätte, es würde sich um kleine Spielzeugmodelle aus dem Bastelladen handeln. Gern bestätigt er aber auch die Geschichten mit den Radkappen, da er die Idee gut findet.

    Das Fugzeugcockpit whärend einer enormen Erschütterungim RaumschiffVampira
    “Plan 9 From Outer Space“ hat nur ein kurzes Zwischenspiel im Kino. Anschließend dreht Ed noch einen weiteren Horrorfilm, ist dann aber zunehmend gezwungen, sich sein Auskommen mit Geschichten für Groschenromanen (u.a. unter dem Pseudonym Angora Peters) und dem Drehen von Filmen für eine Reihe namens: “Die Enzyklopädie des Sex“ zu verdienen. Sogar einen Hardcore-Film soll er gemacht haben. Daran zerbrach Ed Wood, der auch ein Quartals-Alkoholiker war. Er stirbt völlig mittellos in der Wohnung eines Freundes. Zu seinem Tod gibt es keine Zeitungsnotiz. Seine Asche wird im Meer verstreut.

    Der schlechteste Film aller Zeiten?

    Noch zu Woods Lebzeiten wird “Plan 9 From Outer Space“ mehrmals im Fernsehen gezeigt. Wood rief dann immer alle seine Freunde an, um sie darauf hinzuweisen. Richtig populär wird der Film aber erst, als er in dem von den Brüdern Medveds herausgegebenen Buch „The Golden Turkey Avard“ von den Lesern zum schlechtesten Film aller Zeiten gewählt wird. Anfang der Neunziger widmet ihm Tim Burton eine liebevolle (wenn historisch auch nicht ganz korrekte) Filmbiografie mit Johnny Depp in der Hauptrolle. Und: Natürlich ist “Plan 9 From Outer Space“ nicht der schlechteste Film aller Zeiten. Denn er ist schließlich äußerst unterhaltsam und das ist mehr als man über die meisten Filme sagen kann.

    Lang lebe der König!


    Trailer:

    „Bride Of Monster“ (englisch)

    „Plan 9 From Outer Space“ (englisch)


    Links:

    The Home of the Church of Ed Wood
    Ed Wood Unofficial Homepage
    Ed Wood bei IMDB


    Text: A.Hartung

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